Montag, 17. Oktober 2016



2-Jahres Institutsbericht
der privaten, wissenschaftlichen Forschungseinrichtung




über den Zeitraum 
Januar 2015 - Januar 2017









Kindheit und Zweiter Weltkrieg bis 1945

Rosemarie Elisabeth Klinge wurde am 8. Oktober 1935 als einziges Kind der ehelichen Beziehung zwischen Maria Klinge geb. Weil und Günther Klinge geboren. Ihr Vater hatte zu diesem Zeitpunkt die Leitung der Allgemeinen Ortskrankenkasse AOK in Usingen (Taunus) inne und war Mitglied der berittenen Sturmabteilung SA der Nationalsozialisten und damit auch Angehöriger des Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP. Ihre Mutter war Hausfrau und ebenfalls als NSDAP Mitglied aktiv und zwar als Kassenwartin. Das Ehepaar lebte mit ihrer Tochter in einer Dienstwohnung im AOK Geschäftsstellengebäude im Usinger Schlagweg Ecke Adolf Möller Strasse.

Ihre Grosseltern väterlicherseits stammten aus der Region Ostpreussen, genauergesagt aus der Gegend von Danzig, wo Rosemaries Vater, Günther Paul Alfred Klinge am 8. Juni 1905 in Sulmin (Solemyn) - Ottomin geboren wurde. Die gesamte Familie musste ihre Heimatorte nach dem Referendum über die Zugehörigkeit Ostpreussens zu Deutschland bzw. zu Polen kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1920 verlassen. Die Auswanderung auf Pferdefuhrwerken unter Mitnahme nur der notwendigsten Wertgegenstände führte sie bis in den Westen Deutschlands, wo sie sich in Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte), Tringenstein (Hessen) und Heidmühlen (Schleswig Holstein) niederliessen und dort, entsprechend ihren erlernten Berufen Funktionen in den Forstverwaltungen übernahmen.


Für den Verlauf ihres Lebens bedeutungsvoller waren die Verbindungen aus ihren Grosselterlichen Beziehungen mütterlicherseits. Ihre Grossmutter, Anna Marie Leber,  im Jahre 1877 in Hausen (Schwarzwald) geborene Tochter von Wilhelmina Greiner und August Leber war die einzige, in Deutschland verbliebene Nachkommin einer im Zuge der organisierten Auswanderungen um 1880 vollständig in die "Neue Welt" emigrierten Verwandtschaft, die sich später in Teilen in den USA in den Städten Indianapolis und Philadelphia niederliessen. Am 12. November 1898 heiratete Anna Maria in Mannheim den am 20. Februar 1870 in Mainz geborenen Reisenden Kaufmann Carl (Karl) Wilhelm Weil, über dessen Eltern keine exakten Aufzeichnungen existieren. Lediglich die Heiratsurkunde registriert als Mutter die ledig verstorbene Gouvernante mit Namen Wilhelmina Weil. Die tatsächliche Abstammung des Grossvaters von Rosemarie Klinge steht aber im Zusammenhang mit der Eheschliessung von Jelisaweta Michailowna und Adolf von Nassau im Jahre 1844 in Sankt Petersburg und deren Übersiedlung nach Wiesbaden Biebrich, in deren Gefolge der Hofstaat der zum Zarenhause Romanov gehörigen russischen Prinzessin in Begleitung der 19-jährig Verheirateten ebenfalls nach Hessen mit umzog. 



Anna Maria Leber und Carl Wilhelm Weil, 
die Grosseltern mütterlicherseits von Rosemarie Zanger geb. Klinge
bei ihrer Eheschliessung in Mannheim im Jahre 1898
Fotografie (Ausschnitt): Hermann Klebusch - Grossherzöglicher Badischer Hoffotograf 



Anna Maria begleitete ihren Ehemann nach der Hochzeit zu dessen wechselnden Anstellungen als Reisender Kaufmann und war ebenso in Anstellungen unter anderem in Baden Baden und Basel, wo in den Jahren 1900 und 1901 ihre Kinder Marie, die Mutter Rosemaries und der kinderlos verbliebene Karl Wilhelm geboren wurden. Mit ihrem Nachwuchs zog das Paar dann zurück ins Hessen-Nassauer Land wo sie im Taunus nördlich von Wiesbaden das Herrenhaus des ehemaligen Eisenverhüttungsbetriebes Emmershäuser Hütte erwarben und sich dort niederliessen. In Emmershausen kam dann ihre zweite Tochter, Rosemaries Tante Hedwig am 27. Dezember 1903 zur Welt. Da Carl Wilhelm seine berufliche Tätigkeit von Emmershausen aus weiter ausübte, durchlebte das Paar bzw. die Familie lange Trennungsphasen während dessen stellungsbedingten Abwesenheiten unter anderem In Zürich und in England. Rosemaries Grossvater Carl Wilhelm verstarb den Aufzeichnungen zufolge 8 Jahre vor ihrer Geburt in einem Hospital der Stadt Giessen während dessen jüngste Tochter Hedwig im Alter von 30 Jahren am 22. November 1933 in Emmershausen ein erstes Opfer des Nazi-Eurthanasieprogrammes wurde, da man an ihr Folgen einer im jugendlichen Alter durchstandenen Kinderlähmungs- (Poliomyelitis) Erkrankung diagnostiziert hatte, die ihr äusseres Erscheinungsbild in Form geringerer Körpergrösse prägten.




Rosemaries Vorfahren mütterlicherseits auf der Terrasse der Emmershäuser Hütte in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts:
Von rechts: Ihre Mutter Marie Weil (mit Hund Mylord), ihr Onkel Carl Wilhelm jun., eine Verwandte aus dem Schwarzwald (vermutlich Frau Strütt), ihr Grossvater Carl Wilhelm Weil sen., ihre Tante Hedwig und ihre Grossmutter Anna Maria Weil geb. Leber.
Fotografie: Unbekannter Fotograf


Wie bereits erwähnt durchlebte Rosemarie Elisabeth allerdings ihre ersten Lebensjahre in Usingen, bevor sie im 4. Lebensjahr ins Elternhaus ihrer Mutter auf die Emmershäuser Hütte umzog. Vorausgegangen waren dem Rückzug ihrer Eltern aus Usingen die Ereignisse der Kristallnacht im November 1938, die heftige soziale Anfeindungen gegen das Paar und ihr Kind zur Folge hatten, wobei die genauen Gründe dafür noch im Dunkeln liegen. Als das prägendste Ereignis ihrer Jugend schilderte die damals 3-jährige ein Erlebnis aus der Nacht vom 10./11. November, welches sich als unauslöschliches Schreckensbild zeitlebens in ihre Erinnerung eingebrannt hatte. Ihre Mutter hatte sie damals auf einen NSDAP-Fackelumzug durch Usingen mitgenommen, der in Übergriffen gegen bestimmte Usinger Familien umschlug. Dabei beobachtete sie, wie aus einem Wohnhaus in der Zitzergasse an der Einmündung der Wilhelmjstrasse (Verlängerung der Bahnhofstrasse) eine Frau vom Mob an den Haaren auf dem Boden liegend über eine Steintreppe hinab aus ihrem Haus auf die Strasse gezerrt wurde. Ihr Vater, der zumindestens als SA- und NSDAP-Mitglied für den Aufruf zu der Partei-Veranstaltung mitverantwortlich war, geriet in der Folge in den Verdacht, mit dem Ereignis in Zusammenhang zu stehen, was dazu führte das sich beispielsweise der Apotheker der Amtsapotheke am Usinger Marktplatz in der Folge lautstark weigerte, sie bzw. ihre sie begleitende Mutter weiterhin zu bedienen, so dass sich das Paar mit ihrem Kind zum Wegzug aus Usingen entschied. Ob die nachträgliche Auslöschung des Namens ihres Vaters auf einer Kriegsopfer-Gedenktafel im Usinger Stadtpark oberhalb des Sportplatzes ebenso durch das Kristallnacht-Ereignis begründet war oder ob dafür andere Ereignisse aus der Zeit der späteren Kriegseinsätze Günther Klinges als Wehrmachtssoldat unter anderem in der Ukraine den Vorwand lieferten, ist nicht publiziert. Die Aufarbeitung der Usinger Nazi-Vergangenheit untersucht aber in diesem Zusammenhang detaillierter einen anderen Usinger Bürger mit Namen Christian Wirth, der unter anderem an organisierten Ausrottungen von Menschen mit speziell dafür konstruierten Fahrzeugen mit Gaskammern in Osteuropa beteiligt war.

In Emmershausen wurde das Ehepaar Weil-Leber aber auf Grund seiner NSDAP-Funktionärstätigkeit erneut in die sozialen Auseinandersetzungen der Nazizeit verwickelt bzw. mit deren Exzessen in Zusammenhang gebracht. In unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem neuen Wohnhaus lag das Erholungsheim der Gewerkschaft Bau Steine Erden (IG BSE) auf dem Gelände der Emmershäuser Mühle, auf welchem gleichzeitig das örtliche Schwimmbad gelegen war. Über ein Wiesengrundstück der Familie am Ufer des Flüsschens WEIL auf der Emmershäuser Hütte führte von einem Stauwehr aus die Wasserzufuhrleitung des Schwimmbades. In der Zeitphase zwischen der Kristallnacht vom November 1938 und dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 muss es zu Überfällen von Nazi-Rotten auf die Gewerkschaftler im Mühlenheim gekommen sein, wobei nach den mündlichen Überlieferungen von Rosemarie Zanger zumindestens Scheiben an Gebäuden der Emmershäuser Mühle eingeworfen worden sein sollen, anderen Gerüchten zu Folge aber auch eine Person ums Leben gekommen sein könnte. Offensichtlich wurde ihr Vater Günther in der Folge beschuldigt, bei der oder den Attacken beteiligt oder mitverantwortlich für den Ausbruch der Überfälle gewesen zu sein. Eine genaue Klärung der Vorwürfe vor Ort unterblieb, da Rosemaries Vater bei Kriegsausbruch sofort mobilisiert und zum Militärdienst eingezogen wurde.

Die Zeit des Nationalsozialismus und die Kriegsjahre, die den baldigen Verlust des Vaters zur Folge hatten und welche die jugendliche Rosemarie in einer fast nur noch von Frauen geprägten Welt weiter aufwachsen liessen, umspannten die Ereignisse, die ihre weitere Lebenseinstellung entscheidend prägten und den Rahmen vorgaben, innerhalb dessen sie ihr gesamtes, späteres Leben verbringen sollte. Das von ihr als unakzeptable Ungerechtigkeit empfundene Ereignis der Usinger Kristallnacht und die Abwesenheit ihres "in den Krieg gezogenen" Vaters begründeten eine starke Gegenposition zum systembejahenden nationalsozialistischen Fanatismus ihrer Eltern, die beispielsweise in der panischen Angst vor ihrem Einzug zum BDM zum Ausdruck kam. Gegenüber anderen systemimmanenten Aspekten, wie beispielsweise der stumpfsinnigen Bejahung oder doch widerspruchslosen Hinnahme der Euthanasie gegen "unwertes Leben", welche von der breiten Bevölkerungsmasse an den Tag gelegt wurde und gegen welche Rosemarie durch die symbolische Übernahme der Rolle der kurz vor ihrer Geburt "verstorbenen" Hedwig im Wohnhaus auf der Emmershäuser Hütte eine unverrückbare Abwehrhaltung einzunehmen hatte, machten sie zu einer lebenslangen Kämpferin gegen organisierte, männliche Gewaltstrukturen und Verteidigerin der Lebensrechte von von gesellschaftlichen Ausgrenzungsprozessen betroffenen Menschen.

Rosemaries Vater wurde zum Einsatz an die Ostfront einberufen. Von seinen jeweiligen Standorten aus schrieb er regelmässig Briefe an seine Frau und seine Tochter, welche teilweise von der Militärzensur redigiert wurden. Offensichtlich hatte ihr Vater in den Phasen, in welchen weniger militärische Auseinandersetzungen an seinem Frontabschnitt stattfanden, die Gelegenheit, Spielzeuge, Andenken aus Russland und selbstgebastelte Mitbringsel für seine Tochter zu sammeln oder zu bauen, denn diese erreichten in den Jahren zwischen 1939 und 1943 das Elternhaus. Von mindestens einem Heimaturlaub berichtete Rosemarie als einer ihrer glücklichsten Erinnerungen an ihren Papa, der allerdings bei seinem erneuten Weggang zur Front dann endgültig verlorenging. Aus den Kriegsberichten über den Fortschritt der deutschen Eroberungen in Russland und den Briefen von Günther Klinge verfolgten Mutter und Tochter zu Hause auf Landkarten Osteuropas die jeweilige vermutete Position ihres Mannes und Vaters bis im Jahre 1943 die Nachricht eintraf, das Günther Klinge bei Kämpfen in den Sümpfen am Don südlich der Stadt Charkow von einer russischen Kugel getroffen worden und verstorben sei. Für die damals 8-jährige Rosemarie wurde in der Folge der auf einer Steinplatte am Kriegsopferdenkmal des Emmershäuser Friedhofes eingravierte Name ihres Vaters zum wichtigsten Bezugspunkt ihrer Kindheitserinnerungen.

Währenddessen verbrachte Rosemarie Elisabeth Klinge die ersten Jahres des Zweiten Weltkrieges im bis dahin vom Kriegsgeschehen weitgehend unbeeinflussten Weiltal im Taunus und besuchte die Emmershäuser Grundschule, wo es ihrem Klassenlehrer, dem sie die Rolle des abwesenden Vaters übertrug, gelang, sie für Naturkunde zu begeistern, was im Zusammenwirken mit der Vermittlung traditioneller Kenntnisse des Gartenbaues und der Naturheilmittelkunde durch ihre Mutter und ihre Grossmutter ihre späteren, eigenen Studienschwerpunkte vorprägte und ihre tiefgehenden Kenntnisse über regionale Geologie, Mineralogie und Fossilienkunde, die sie in den folgenden Jahrzehnten in Literaturstudien und Exkursionen zusammentrug, begründete.

Abgesehen von der Abwesenheit der zum Militärdienst eingezogenen Männer des Ortes war in Emmershausen vor der Zunahme der alliierten Luftangriffe auf das Rhein-Main-Gebiet der Zweite Weltkrieg nur in Medienberichten erfahrbar. Einen ersten Aspekt bildeten aus der Frankfurter Gegend zur Erholung und zur Überwindung von dort kriegsbedingten Lebensmittelverknappungen nach Emmershausen kommende Besucher die später durch Einquartierungen von "Ausgebombten" oder "Russischen Kriegsgefangenen" in einzelnen Wohnhäusern des Dorfes ergänzt wurden. Trotz der besseren Nahrungsmittelversorgung auf dem Land war aber wegen des Fehlens des Familienoberhauptes der Frauenhaushalt von Rosemaries Familie auf der Emmershäuser Hütte zeitweise dem Zwang der Improvisation zur Überwindung des Hungers ausgesetzt und zwar nicht nur während der Kriegsjahre sondern auch noch in der Nachkriegszeit.

Die militärstrategische Bedeutung des Taunus mit einem der Führerhauptquartiere bei Ziegenberg nahe Usingen, dem zugeordneten Feldflughafen Schafweide bei Merzhausen, Munitionsdepots und unterirdischen Produktionsanlagen und den ständigem Mobilitätszwang ausgesetzten militärischen Kommandostrukturen, die sich unter anderem auf Bahnlinien zwischen Weilburg, Grävenwiesbach, Brandoberndorf, Usingen und Köppern in Kommandozügen bewegten und in den Eisenbahntunneln der Mittelgebirgslandschaft während der alliierten Luftangriffe in Deckung gingen, machte die Region erstmals zum Ziel gezielter Luftangriffe im Dezember 1944. Mit einem massiven Bombardement englischer und amerikanischer Bombenflugzeuge wurde an Weihnachten 1944 der nur 8 Kilometer nordöstlich des Wohnhauses von Rosemarie Zanger gelegene Feld-Flughafen bei Usingen, auf welchem insbesondere deutsche Jagdflugzeuge stationiert waren, die auf das Rhein-Main-Gebiet zufliegende Bombenflugzeuge abwehren sollten, zerstört. Ein vermutlich im Zusammenhang mit diesem Bombardement stehendes, britisches Kampfflugzeug wurde dabei beim Anflug über den Westerwald und das Lahntal bei Aumenau von der deutschen Luftabwehr beschossen und so getroffen, dass die Besatzung kurz vor dem Absturz des Flugzeuges einen ungezielten Bomben-Notabwurf auslöste. Die Bombenserie schlug in 400 Meter Abstand vor dem Überflug der abstürzenden Maschine über das Wohnhaus an der Emmershäuser Hütte ein, während das bereits im Tiefstflug befindliche britische Bombenflugzeug dann 1200 Meter weiter in Flugrichtung am Hirtenberg bei Rod an der Weil auf den Boden aufschlug. Neben diesem Schockereignis war ein weiterer, späterer ungezielter Beschuss der Weilstrasse in der Nähe von Emmershausen durch nicht hoheitlich zugeordnete "Tiefflieger"-Jagdflugzeuge mit Bordkanonen, der zwar folgenlos blieb aber Kinder auf dem Schulweg dazu brachte, Deckung im Wald zu suchen, ein Erlebnis, das jahrzehntelang subtil weiter wirkende, panische Angstzustände bei Rosemarie Zanger begründete. 

Nach der offiziellen Kapitulation der damaligen deutschen Regierung am 8. Mai 1945 und dem so markierten, eigentlichen Ende des Zweiten Weltkrieges bestand für die Region des Taunus und den Westerwald in Teilgebieten eine vorübergehende Ausnahmesituation, da die über das Rheintal in Richtung Rhein-Main-Ebene und Wetterau vorrückende US-Army zwar die grösseren Städte und Orte besetzt und unter militärische Kontrolle gebracht hatte, aber das für schweres Gerät kaum zugängliche Gebiet zwischen Taunuskamm, Lahntal und Goldenem Grund keineswegs flächendeckend kontrollieren konnte. Demgegenüber standen die durch die Führungsstrukturen und Sonderprogramme des Nazi-Regimes im Taunus-Westerwald bedingte Anwesenheit von militärischen Spezialeinheiten wie beispielsweise den Luftwaffenangehörigen, der SS-Totenkopf-Division zur Sicherung des Hauptquartieres, den Angehörigen des V-2 Raketenprogrammes mit ihren mobilen Abschussbasen bei Gräveneck, Aumenau, Falkenbach, etc. In letzteren Kreisen bestand aufgrund der Unzugänglichkeit der Mittelgebirgsregion und den befürchteten Verfolgungen durch die Siegermächte eine erhöhte Bereitschaft zur Verweigerung der Kapitulation und zum bewaffneten Rückzug in die Wälder. Diese regionale Weiterführung des Krieges auch nach Kriegsende wurde auf der Emmershäuser Hütte insbesondere durch das abwechselnde Auftreten von marodierenden, bewaffneten Wehrmachts-Angehörigen, die Nahrung und zeitweisen Unterschlupf mit vorgehaltener Waffe erzwingen konnten gefolgt von Razzien der US-Truppen und Militärpolizei, die Guerrilliakämpfer verfolgten, spürbar. Rosemarie Elisabeth erlebte diese Ereignisse im Alter von 9-10 Jahren

Noch lange nach Kriegsende soll es in den Wäldern zwischen der Emmershäuser Hütte und dem Goldenen Grund bei Brechen zu schweren Gefechten zwischen Einheiten "der Amerikaner" und SS-Verbänden gekommen sein. Mit dem Abebben der Guerrillia-Kämpfe wurden von der Bevölkerung gehaltene bzw. von Militärangehörigen bei deren Umkleidung ins Zivilleben in Häusern zurückgelassene Waffen und Munition im Wald vergraben oder in stillgelegten Stollengängen der ehemaligen Bergwerke versteckt und deponiert. Ein weiteres Ereignis in diesem Zusammenhang, welches mit hoher Wahrscheinlichkeit spätere Untersuchungen des US-Militärgeheimdienstes zur Folge gehabt hat, war eine bereits zu "Friedenszeiten", also nach der Kapitulation am 8.5.1945 am späteren Müllabladeplatz von Emmershausen am Waldrand der Weilstrasse in Richtung Winden erfolgte Attacke auf einen US Panzer der langsam ins Weiltal vorrückenden Besatzungstruppen. Die Panzerbesatzung aus US-Army Soldaten sei durch eine in das Kampffahrzeug geworfene Handgranate getötet worden, nachdem zuvor zwischen den Soldaten und sich aus dem Dorf annähernden Kindern vertrauliche Beziehungen geknüpft worden waren, so dass die abgelenkten Militärangehörigen die Annäherung eines bewaffneten SS-Untergrundkämpfers nicht bemerkt hätten. Letzteres Ereignis basiert nur auf mündlichen Überlieferungen und kann daher nicht in seinem Realitätsgehalt überprüft werden. Von Rosemarie Zanger als Tatsache weitergegebenes Ereignis war dagegen, dass nach der Kapitulation ein Emmershäuser Bewohner eines Hauses der Bangertstrasse von mehreren, ehemals bei ihm einquartierten russischen Kriegsgefangenen, die als Zwangsarbeiter bei ihm beschäftigt und scheinbar von ihm misshandelt worden waren, nach deren "Freilassung" erschossen wurde. 


Die Nachkriegsjahre bis 1969 in Emmershausen

Die Nachkriegsjahre bis zum Abschluss der örtlichen Grundschule verbrachte Rosemarie in Emmershausen. Auch wenn sie in ihrem Dorf vom paramilitärisch-nationalsozialistischen Drill im Bund Deutscher Mädchen BDM verschont geblieben war, so war sie doch geprägt vom unbeugsamen Stolz, Deutsche zu sein, die sich trotz der Kapitulation des Regimes niemals "vom Feind" in die Knie zwingen lassen würde. Dies stand allerdings auch nicht im Widerspruch zur Freude über die Ankunft "der Amerikaner", was sicher Folge der von ihrer Grossmutter Anna Maria gehegten Erwartung war, ihre 1880 in die USA ausgewanderten Verwandten mögen zusammen mit den Besatzungstruppen in die Heimat zurückkehren und dem notleidenden, ländlichen Frauenhaushalt helfend bei der Bewirtschaftung des Anwesens auf der Emmershäuser Hütte beistehen. Diese individuelle Haltung stand allerdings im starken Kontrast zum landläufig auch in späteren Jahrzehnten noch spürbaren Hass gegen die Siegermacht USA, der unter anderem in der vielerseits geäusserten Überzeugung zum Ausdruck kam, "Wir (die Deutschen) hätten den Krieg gewonnen, wenn die Amerikaner nicht eingegriffen hätten". Tatsächlich kam es in den Folgejahren wiederholt zu Besuchsaufenthalten von Amerikanern auf der Emmershäuser Hütte, doch blieb der direkte Kontakt zu den Ausgewanderten beschränkt auf einen zunehmenden und sehr umfangreichen Schriftwechsel und Austausch von Fotografien per Post. Gleichzeitig musste Rosemaries Familie zuschauen, wie die benachbarten Familien nach und nach ihre "Kriegsheimkehrer" empfingen während sie selbst wussten, dass ihr eigener Schwiegersohn und Ehemann Günther Klinge nicht aus der Ukraine zurückkehren würde, eine Tatsache, welche sie der damals 10-jährigen Tochter allerdings zuerst verheimlichten, so dass diese noch lange in der Hoffnung lebte, ich Vater würde irgendwann zurückkehren.

Zum Schulabschluss im Jahre 1949 unternahm Rosemaries Schulklasse eine Abschlussfahrt in den Hunsrück und an die Mosel, was gleichzeitig ihre erste Auslandsreise sein sollte, denn die besuchte Region war zum damaligen Zeitpunkt französische Besatzungszone. Dem Schulbesuch in Emmershausen folgte der Besuch der Handelsschule in Bad Homburg, einer von jeher als international berühmter Kurstadt weitaus weltoffeneren und weniger nationalzentrierteren Lebensumgebung, als die damals 14-jährige dies aus dem Weiltal gewohnt war. Untergebracht in der Bad Homburger Jugendherberge erlebte sie dort zusammen mit ihren Klassenkameradinnen das nach den Kriegsjahren wieder neu entstehende gesellschaftliche Leben, wobei einer der Glanzpunkte dieser Ereignisse der Besuch des III. Aga Khans von Persien auf der Bad Homburger Kurpromenade war. In diese Zeit datiert auch die neu gesponnenen und über viele Jahre hinweg weitergeführte Brieffreundschaft zur Tochter einer indischen Familie aus Bombay. Internationale Brieffreundschaften nach den eher die nationale Isolation propagierenden Jahren des Nationalsozialismus neu zu knüpfen war Teil der von den US-Amerikanern neu mitbestimmten Erziehungspolitik des im Aufbau befindlichen demokratischen Deutschland, wobei die Vorstellung eine Rolle spielte, dass, wenn jedes deutsche KInd einen Korrespondenzpartner in einem anderen Land der Welt hätte, so das Wirken von volksverdummenden Feindbildern in den Propagandamedien für die Zukunft ausgeschlossen sein würde - ein Erziehungs-Konzept, das sich auch in den in den Folgejahren aufgebauten Städtepartnerschaften mit Gemeinden in den ehemaligen "Feindländern" fortsetzte und das bei der Nachkriegsbevölkerung, die vom gerade erlebten Desaster des ´von einem "Kopf" geführt werdens´ die Nase gestrichen voll hatte, grosse Zustimmung fand.

In denselben Zeitraum des Handelsschulbesuches von Rosemarie fiel die Kontaktaufnahme der Familie Klinge Weil mit der Familie Zanger auf der Emmershäuser Hütte im Weiltal. Die Wetzlarer Fabrikanten-Familie Zanger repräsentierte den familiären Ast eines von 13 Geschwistern einer ansonsten in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone verbliebenen oder in andere Kontinente ausgewanderten Familie in Westdeutschland. In der westdeutschen Metropole der Optischen Industrie hatte sich vor dem Ersten Weltkrieg der aus Thüringen stammende Unternehmer Karl Luis Zanger mit seiner Ehefrau Gertrud Kornelia Schmidt niedergelassen, nachdem er diese am 26.3.1912 in Berlin geheiratet hatte. Nach der Geburt von 2 Söhnen und 2 Töchtern gründete der als Optiker und Feinmechaniker tätige Karl Zanger im Jahre 1919 zusammen mit einem Wetzlarer Kompagnon die Fabrik Zanger & Endres mit Produktionsanlagen in der Hessenstrasse am Dillufer, einem Industriegelände welches in der Nachkriegszeit zuerst einer Textilreinigung und später dann vom "Zweiradhandel Fahrrad Sarges" eingenommen wurde. Das eigentliche Firmengebäude war Anfang der 60er Jahre gesprengt worden, nachdem es bei Alliierten Luftangriffen, welche die Buderuswerke oder die Leitz AG zum Ziel hatten, versehentlich getroffen und beschädigt worden war.


Ansicht aus der Werkstatt der Zanger & Endres Wetzlar a.d. Lahn - Optisch-feinmechanische Werkstätte und Spezialwerkstatt für Mikroskope 
aus der Zeit vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1933-1939). 
Von links: Herr Endres, Karl Zanger (verdeckt), davor sitzend sein älterer Sohn Heinz Zanger, daneben stehend sein jüngerer Sohn Rolf Zanger und rechts davon 3 weitere, nicht namentlich bekannte Angestellte

 

Die 4 zwischen 1913 und 1919 geborenen Kinder der Familie Zanger, Gertrud Ilse, Verena, Heinz und Rolf, absolvierten alle Berufsausbildungen im Familienunternehmen bis zu ihrem Einzug zum Militär bei Kriegsausbruch im September 1939. Beide Söhne waren zu dieser Zeit als begeisterte Mitglieder im Wetzlarer Kanuclub aktiv, wobei zumindestens Rolf, der spätere Ehemann Rosemaries, den Kanuclub verliess, als dieser geschlossen Teil der Organisationsstruktur der Marine-Hitlerjugend werden sollte. Trotzdem oder gerade auf Grund dieser Positonseinnahme wurde der jüngste Nachkomme der Familie dann zur Marine einberufen und leistete seinen Kriegsdienst zwischen 1939 und 1943 zuerst auf dem Zerstörer Z 20 "Karl Galster" und dann auf dem "Schlachtschiff Scharnhorst", während sein Bruder Heinz als Heeres-Offizier bei den Panzerverbänden und seine beiden Schwestern als Nachrichtenhelferinnen der Luftwaffe u.a. am Führerhauptquartier vermutlich in Ziegenberg bei Usingen bzw. Merzhausen tätig waren.

Auf Grund der Abwesenheit der 4 Nachkommen im Kriege ist über die Produktionsverhältnisse der medizinische-naturwissenschaftliche Apparate bauenden Firma in Wetzlar nichts bekannt, doch kann vermutet werden, dass auch Zanger & Endres wie andere optische Unternehmen administrativ gezwungen wurden, ihre Produktion zumindestens zeitweise auf "Kriegswichtige Produkte" umzustellen, wozu beispielsweise Zielfernrohre, Ferngläser oder optische Erfassungsgeräte für Flugzeuge oder zur Luftabwehr gezählt haben könnten. Ob die Fabrik aber Bauteile für die teilweise in Wetzlar zusammengebauten und anschliessend im Lahntal zwischen Weilburg und Limburg abgefeuerten V2-Raketen bzw. deren Steuerungsmechanismus entwickelt oder hergestellt haben könnte, ist eine rein spekulative Vermutung. Das die Fabrikantenfamilie Zanger Wetzlar zum Kriegsende hin verlassen musste und das für einen industriellen Neuaufbau ungewöhnlich weit abgelegene 300-Seelen Dorf Emmershausen auswählte, wo dann in einem ehemaligen Tanzsaal eine eher improvisierte, neue optisch-feinmechanische Werkstatt eingerichtet wurde, muss weitergehende Gründe gehabt haben, als die Beschädigung der Wetzlarer Produktionsstätte während eines Luftangriffes, ein Problem das andere Wetzlarer Firmen ja ebenfalls vor Ort zu bewältigen hatten. Den neuen Nachbarn in Emmershausen wurde diesbezüglich die Geschichtsversion zugetragen, dass eine von Frau Endres, der Gattin des Kompagnons von Karl Zanger, nach dem 26. Dezember 1943 mitgehörte Meldung des englischen Radiosenders BBC über die Versenkung des Schlachtschiffes Scharnhorst durch englische Kriegsschiffe im Nordpolarmeer und die namentliche Nennung des Rolf Zanger als einem von 36 geretteten Besatzungsmitgliedern des deutschen Kriegsschiffes nach dem freudigen Weitererzählen an die Mutter des Geretteten zur Verhaftung von Herrn Endres durch die Geheime Staatspolizei GeStaPo geführt hätte, mit der Begründung, er würde Feindsender hören. Die Verhaftung soll angeblich den Tod des Kompagnons von Karl Zanger zur Folge gehabt haben, was in der Wetzlarer Gesellschaft zu einem Stimmungswandel gegenüber der Familie Zanger und ihrer Verdrängung aus der Stadt geführt hätte.

In Emmershausen waren die Familienmitglieder, die dort auf das Eintreffen ihrer noch in Kriegsgefangenschaften oder Lazaretten abwesenden Söhne warteten, als "ausgebombte Städter" in verschiedenen Wohnhäusern bei örtlichen Familien auf dem Bangert, an der Tankstelle und auf der Emmershäuser Hütte untergebracht. Dort lernten sich Rolf, der als letzter der 4 Geschwister erst im Jahre 1948 im Alter von 29 Jahren zu seiner Familie zurückkehrte, und die damals 13-jährige Rosemarie kennen. Bevor die beiden allerdings eine Beziehung eingingen, sollten noch mehrere Jahre vergehen. Rolf, der nach der Rettung aus Seenot am 26.12.1943 durch ein Schiff der englischen Kriegsmarine zuerst in einem britischen Kriegsgefangenenlager verhört und anschliessend per Schiff in das US-Amerikanische Kriegsgefangenenlager "Camp McCain bei New Orleans verlegt wurde, wo er mehrere Jahre lang als "PoW"-Zwangsarbeiter auf Baumwollplantagen in Louisiana eingesetzt wurde, musste nach seiner Rückkehr aus den USA zuerst zum erneuten Verhör durch deutsche Behörden in das ehemalige KZ Dachau von wo aus er dann nach seiner endgültigen Freilassung den Weg nach Emmershausen in den Taunus antrat. Dort angekommen durchlief er eine lange Wiederanpassungszeit, während der er auf tagelangen, einsamen Wanderungen durch die Taunuswälder, auf denen er angeblich ausschliesslich Selbstgespräche in der während der Kriegsgefangenschaft erlernten, englischen Sprache geführt haben soll, langsam in der Umgebung Emmershausens heimisch wurde, bevor er seine abgebrochene Ausbildung als Feinmechaniker im neu aufgebauten Unternehmen der Familie fortsetzte. Die lange Anpassungszeit war bedingt durch die notwendige Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse während der Versenkung "seines Schiffes" mitsamt 1968 Mann Besatzung und die gleichzeitig selbstgestellte Frage nach der eigenen Verantwortung als Besatzungsmitglied eines Schiffes, der "Scharnhorst", das in mehr oder weniger leicht zu vermeidenden Seegefechten insgesamt mehr als 30 fremde Schiffe mit mehreren tausend Menschen Besatzung unter die Wasseroberfläche geschossen und dabei mehrfach auf die mögliche Rettung der Schiffbrüchigen verzichtet hatte.

Wenige Jahre nach ihrem Umzug auf die nahe der Emmershäuser Mühle, dem ehemaligen IG BSE Erholungsheim, gelegenen Emmershäuser Hütte wurden der Ehefrau von Karl Zanger, Gertrud Kornelia Zanger-Schmidt, schwere Krankheitsbilder diagnostiziert und sie daraufhin in das Klinikum Köppern, welches zum damaligen Zeitpunkt den Namen "Hüttenmühle" führte, eingewiesen, wo sie im Jahr 1950 nach Kopfoperation verstarb. Die Familie führte ihrerseits "Gram wegen der eingebildeten Schuld am Tod des Herrn Endres und den Verlust der städtischen, intellektuellen Lebensumgebung"  als den Grund für ihr frühzeitiges Versterben an. Der Tod ihrer Mutter traf insbesondere die beiden jüngsten Geschwister, Rolf und Verena, die sich beide sehr an ihrer Mutter orientierten, sehr hart. Verena, die ebenfalls in Emmershausen nicht die ihr gewohnten, weltoffenen Freundeskreise fand, begann zunehmend, sich zu Aufenthalten nach Frankfurt zu begeben, wo sie, vermutlich im Jahre 1956, im Rotlichtmilieu des Frankfurter Bahnhofsviertels von der Polizei "aufgegriffen" und "mit offizieller Anzeige wegen Prostitution" zu ihrer Familie nach Emmershausen "zurückgebracht" worden war, ein Ereignis, das im tiefreligiösen, konservativen Emmershausen als peinlicher Skandal empfunden und kommentiert wurde. Im Oktober 1956 kam es daraufhin in dem der Emmershäuser Tankstelle benachbarten Wohnhaus, wo Verena ein Zimmer bei einer Gastfamilie bewohnte, zu einem Unglück, welches später von offizieller Seite sowohl als Mord als auch als Selbstmord untersucht wurde. Angeblich versehentlich hätte Verena damals aus einer in der Speisekammer abgestellten, nicht weiter markierten Flasche getrunken, die Salzsäure enthalten haben soll. Verena wurde wegen schwerer, innerer Verätzungen der Kehle ins Kreiskrankenhaus Usingen eingeliefert und verstarb dort im Beisein ihres Bruders Rolf am 8. Oktober 1956, dem 21. Geburtstag von Rosemarie Elisabeth Zanger-Klinge.

Rosemarie und Rolf hatten 5 Monate zuvor, am 19. Mai 1956 in Emmershausen geheiratet.

Mit der Hochzeit wurde nicht nur eine private Paarbeziehung eingegangen sondern in der von der Aufarbeitung von Kriegs-Schuld und Kriegsverbrecherprozessen bestimmten historischen Etappe Deutschlands eine Verbindung geschlossen, die weit über den örtlichen, familiären Rahmen hinaus Bedeutung haben sollte. Beide Familien unterhielten Verbindungen zu nach Amerika bzw. in die USA ausgewanderten Verwandtschaften und damit zum wichtigsten und entscheidenden Kriegsgegner, von welchem man aber trotz der Schmach der Niederlage doch wichtige Entwicklungsbeiträge für Wiederaufbau und Zukunft des Landes erwartete, was bei dem starken Engagement der US Militärverwaltung bei der Aufarbeitung der Kriegsfolgen und dem Wiederaufbau von Verwaltungen und Infrastruktur nicht nur eine unbegründete Illusion oder Hoffnung war. Gleichzeitig hatte sich das Paar mit Fragen zu beschäftigen, welche die eigene Rolle bzw. die von Familienangehörigen während der Kriegsjahre betrafen. Was Rosemarie betraf, so standen für sie Fragen nach der erhofften Rückkehr ihres Vaters und seiner Verwicklung als SA-Mann und Wehrmachtsoffizier in die bereits vorangehend erwähnten Ereignisse in Usingen, an der Emmershäuser Mühle und in der Ukraine im Vordergrund. Nach der Gewissheit bezüglich des Todes von Günther Klinge setzte sie sich mit den eigenen Gefühlen bezüglich der Akzeptanz der Tötung ihres Vaters im Krieg aus der Sicht der Tochter auseinander, eine Frage die im Laufe der Jahre und parallel zum Auftauchen immer neuer Greuelnachrichten über Schreckenstaten deutscher Wehrmachtsangehöriger in Osteuropa zu sich wandelnden Schlussfolgerungen führte. Bezüglich der Rolle ihres Ehemannes Rolf als Marinesoldat stellte sich die Frage nach der Verantwortung eines einzelnen Menschen als Teil einer Schiffsbesatzung, der, auch wenn er in untergeordneter Position tätig und nicht mit dem Schiffswaffeneinsatz oder dessen Anordnung direkt personell verknüpft war, so doch für die Gesamtfunktion des Kriegsschiffes mitverantwortlich war. Die Scharnhorst war insbesondere wegen der unnötigen Versenkung des zum sogenannten "Hilfskreuzer" umgebauten und nur leicht bewaffneten Passagierdampfers "HMS Rawalpindi" am 23. November 1939 im "Rosengarten" genannten Seegebiet südöstlich Islands sogar bei der eigenen Schiffsbesatzung in die Kritik geraten, denn die Rettungsaktion für 2 Rettungsboote des versenkten Schiffes im eiskalten Nordmeer wurde abgebrochen, weil ein britisches Kriegsschiff am Horizont auftauchte, obwohl die beiden Rettungsboote bereits von der Besatzung der Scharnhorst mit Tauen an der Bordseite zur Übernahme der schiffbrüchigen Seeleute festgemacht worden waren. Als nächste Seekriegsaktion der Scharnhorst, deren Sinnhaftigkeit in Zweifel gezogen wurde, wird die Versenkung des britischen Flugzeugträgers "HMS Glorious" am 8. Juni 1940 betrachtet, der einem Schiffskonvoi angehörte, welcher aus Norwegen abgezogene, britische Truppen nach England zurückverschiffen sollte, einem Seemanöver, welches also keinen direkten Angriff auf deutsche Streitkräfte darstellte. Mit dem englischen Flugzeugträger versanken 1519 Menschen im Nordmeer. Auch der Sinn der darauffolgenden "Operation Berlin", bei welcher das für die Abschreckung schwerer Überwasserstreitkräfte gebaute, deutsche Grosskampfschiff zwischen dem 22. Januar und 22. März 1941 auf dem Hohen Atlantik zusammen mit einem begleitenden deutschen Kriegsschiff insgesamt 21 einzelfahrende, unbewaffnete Frachtschiffe unterschiedlichster Nationen versenkte und teilweise die Rettung der Schiffbrüchigen unterliess, wurde in der Folgezeit massiv auch von der Besatzung des Schiffes selbst in Frage gestellt, eine Kritik, die möglicherweise Anlass für die nachfolgende Verlegung der Scharnhorst durch die deutsche Seekriegsleitung in einen norwegischen Fjord nahe des Nordkaps am Polarkreis für die Jahre 1942 und 1943 zur Folge hatte. 


Im "Rosengarten" benannten Abschnitt des Nordatlantik zwischen Island und den Faroer Inseln auf 18´West und 64´Nord begann am 23.11.1939 der Seekrieg der Grosskampfschiffe untereinander mit die Versenkung des umgebauten Passagierdampfers HMS Rawalpindi durch Scharnhorst und Gneisenau. Bis zu diesem Moment galt zwischen den Seeleuten der Royal Navy und der Kriegsmarine die unausgesprochene Gewissheit, sich auf Hoher See aus dem Weg zu gehen. Zeitgleich sank einige hundert Seemeilen weiter westlich der deutsche Frachter MS Antiochia.


Parallel zu diesen Fragen ergab sich für Rolf Victor Zanger das Risiko, von der deutschen Untergrunds-Nachkriegs-Militärjustiz disziplinarisch wegen Geheimnisverrates verfolgt zu werden, denn er hatte während der Stationierung der Scharnhorst im Langfjord in Nord-Norwegen Fotografien des in einem sogenannten Netzkasten gegen Torpedoangriffe gesicherten Schiffes und seines Liegeplatzes angefertigt und somit gegen militärische Geheimhaltungsvorschriften verstossen. Tatsächlich war die Scharnhorst 1943 dort von britischen Mini-U-Booten attackiert worden, doch sind die Daten der Erstellung der Fotografien sowie Ort und Zeit der späteren Filmentwicklung unbekannt, so dass zwischen den Ereignissen kein Zusammenhang bestehen muss. 



Fotografie von Rolf Zanger, die Grund für ein Kriegsgerichtsverfahren hätte werden können: Das deutsche Schlachtschiff Scharnhorst an seinem streng geheimen Lageplatz im sogenannten "Netzkasten" im norwegischen Langfjord
Fotografie : Rolf Zanger, 1943


Weitere Fragen, die bei der familiären Aufarbeitung von sogenannten "Schuldfragen" aus den Kriegsjahren durch Rolf und Rosemarie Zanger und ihre Verwandten- und Bekanntenkreise behandelt wurden, standen insbesondere im Zusammenhang mit den sogenannten V-Waffen-Programmen des "Dritten Reiches" und bezogen sich in diesem Rahmen hauptsächlich auf die Frage der Verantwortlichkeiten für den "verfrühten" Einsatz des ersten, deutschen Strahlantrieb-Kampfflugzeuges Messerschmitt Me 262, was darauf hindeutet, dass die als Nachrichtenhelferinnen der Luftwaffe tätigen Töchter der Familie Zanger während ihrer Militärzeit mit diesen Fragen konfrontiert worden waren. Hieraus resultiert auch die Annahme, dass es eine Verbindung der Familien Zanger oder Klinge zum mit der Erprobung und dem Einsatz des ersten Jets betrauten Kampfflugzeugpiloten Johannes Steinhoff bzw. den ersten Me 262-Verbänden, die in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges vom Frankfurter Flughafen aus operierten, gegeben haben muss. 

Die Messerschmitt 262 "Schwalbe" mit ihrem neu entwickelten und noch in der Erprobung befindlichen Düsenantrieb war im April 1941 als "bemannte V2" erstmals getestet und am 18. Juli 1942 in der Version V 3 erstmals erfolgreich geflogen worden. Bei der deutschen Militärführung, die sich mit einer zunehmenden Zahl von Angriffen alliierter Flugzeuge auf deutsches Territorium auseinanderzusetzen hatte, erweckte das bis zu 870 Stundenkilometer schnell fliegende Flugzeug die Hoffnung der absoluten Luftüberlegenheit über die viel langsamerer fliegenden englischen und amerikanischen Bomben- und Jagdflugzeuge und führte zu der Bezeichnung des Jets als "Wunderwaffe". Wäre die Me 262 ab 1943 einsatzbereit gewesen, so wären die anfliegenden Bombenflugzeuge mit Propellerantrieb ein leichtes Opfer für die deutschen Jagdflugzeugpiloten geworden. Doch verzögerten sowohl die Entwicklungserfordernisse als auch illusorische Anforderungen der Militärführung an die Einsatzformen des Flugzeuges die Produktion und den Aufbau erster Flugzeugverbände bis zum Sommer 1944. Dabei wurde das als Jagd- und Angriffsabwehrflugzeug konzipierte, schnelle Flugzeug zuerst unzweckmässigerweise auf Wunsch "des Führers" mit je zwei 250 kg Bomben beladen um auch als Kampfbomber einsetzbar zu sein, was die Flugeigenschaften und Geschwindigkeit der Maschine allerdings massiv beeinträchtigte und reduzierte. Doch enthielt die Technologie der Me 262 noch weitere "Pferdefüsse", welche erst während der ersten Anwendungsflüge als solche von den Piloten registriert wurden, so dass deren Forderungen nach einer Verbesserung der Technologie der Maschinen und der Umbau bzw. die Neukonstruktion der Flugapparate den Einsatz weiter bis ins Jahr 1945 verzögerte - bei gleichzeitigem Drängen der Militärführung, die bedingt durch die immer dramatischere Zerstörungen nach Bombenangriffen auf Städte und Industrieanlagen dringend gegenüber der immer unzufriedeneren Bevölkerung "Erfolge" vorweisen musste. So wurden die ersten Maschinen mit viel zu überhastet ausgebildeten Piloten, die zu wenig Zeit hatten, sich mit den komplizierten Steuerungs- und Kampfeinsatzmodalitäten des Flugzeugs vertraut zu machen, in den Kampfeinsatz geschickt, was fatale Konsequenzen zur Folge hatte. 

Ein limitierender Aspekt der Me 262 bestand in dem nur sehr geringen Einsatzradius der Flugzeuge auf Grund des hohen Treibstoffverbrauches der Düsenturbinen, was den Einsatz nahe der zu schützenden Metropolen erzwang so dass die Start- und Landeplätze nahe der selbst angegriffenen Ziele lagen. Desweiteren war die Maschine in Ultra-Leichtbauweise mit 4 am Bug des Flugzeuges konzentrierten Maschinengewehren ausgestattet, welche bei der Betätigung der Waffen durch den Piloten im Luftkampf durch den starken Rückstosseffekt der Bordkanonen das schnell fliegende Flugzeug in Vibrationen versetzte und so destabilisierte, so dass es deswegen zu Abstürzen während und auf Grund des Waffeneinsatzes kam. Dritter und möglicherweise wichtigster Grund für flugbedingte Desaster war die Tankkonstruktion der ersten Serien der Me 262, die zwei voneinander unabhängige Rumpftanks vor und hinter der Pilotenkanzel hatte. Flog ein Pilot zuerst nur mit Treibstoff aus dem Bugtank, wurde die Maschine mit abnehmendem Tankinhalt hecklastig, oder umgekehrt. Um die Flugstabilität der Me 262 zu gewährleisten musste der Pilot somit während des Einsatzes bei hoher Geschwindigkeit, der vollste Konzentration erforderte, andauernd die Treibstoffversorgung der Turbinen vom Bugtank zum Hecktank per Handschaltung hin- und herschalten, damit der Treibstoffspiegel in beiden Tanks gleichmässig abnahm und keine Fehllastigkeit des Flugzeuges entstand. Dieses ablenkende und konzentrationserfordernde Manöver konnten Piloten zwar mit der Zeit langsam einüben, aber zu solch langsamen Eingewöhnen von Mensch und Maschine blieb wegen der gehetzten Kriegssituation keine Zeit. Überhastete Ausbildung in der neuen Flugtechnologie, überdimensionierte Bordkanonen und ablenkungsfördernde Tankumschalterei begründeten damit höchstwahrscheinlich den für die deutsche Luftwaffe extrem peinlichen Fakt, dass von 727 Abstürzen der neuen Düsen-Flugzeuge bei Einsätzen nur 232 durch Feindeinwirkung abgeschossen wurden, das heisst, das 495 Maschinen auf Grund von Pilotenfehlern oder technischen Mängeln "von selbst" vom Himmel fielen. Weitere 200 an die Luftwaffe ausgelieferte Me 262 Flugzeuge gingen am Boden oder bei Testflügen verloren, von insgesamt 1039 Flugzeugen die von den Messerschmittwerken zugewiesen worden waren.


Karl Luis Zanger mit seinen beiden Töchtern Gertrud Ilse (links) und Verena (rechts) am Frankfurter Rhein-Main Flughafen in den Nachkriegsjahren 1950-55
Unbekannter Fotograf


Interessant ist im Zusammenhang mit dem "unausgereiften" bzw. "nicht an die Einsatzbedingungen angepassten" Kampfjet Me 262, dass sich die Problemsituation aus den letzten beiden Kriegsjahren in Deutschland nur 1 1/2 Jahrzehnte später beim Neuaufbau der Bundeswehr und der Ausrüstung der Luftwaffe mit "modernen" Kampfflugzeugen in ähnlichem Kontext erneut stellen bzw. wiederholen sollte. Im Jahre 1960 begann der Einsatz von insgesamt 916 Lockheed F-104 Starfighter Düsenjet Kampfflugzeugen, von welchen bis zum Jahre 1984 insgesamt 269 Maschinen (30 %) abstürzten und weitere 31 anderweitig verlorengingen. Bei den Starfighter-Abstürzen bei der Luftwaffe der Bundeswehr kamen 116 Piloten ums Leben.  Vergleichbare, überproportional hohe Absturzzahlen von Starfighter Flugzeugen gab es ansonsten nur in den Ländern der sogenannten Achsenmächte des Zweiten Weltkrieges Italien (137 Flugzeuge / 38 %) und Japan (36 Flugzeuge / 20 %), während in allen anderen Ländern, einschließlich dem Herstellerland USA keine ungewöhnlich hohen Unfallzahlen registriert wurden. Gegen den ehemaligen Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauss wurden im Zusammenhang mit der Entscheidung der Bundeswehr für die Starfighter Anschaffung später Bestechungsvorwürfe erhoben, während der ehemalige Me 262 Pilot und spätere Nato-General Johannes Steinhoff  am 2. September 1965 zum Zeitpunkt des Höhepunktes der sogenannten "Starfighter Krise" Generalinspekteur der Bundeswehr wurde und so - Dank seiner persönlichen Erfahrung aus dem ähnlich strukturierten Problem der Jahre 1944-45 - auf den Betrieb des problematischen Starfighter-Waffensystemes bei der Bundeswehr Einfluss nehmen konnte. 

Die Frage, welche Verantwortlichkeiten dafür existierten, dass in den Jahren 1944 und 1945 weitaus mehr Me 262 wegen technischer Defekte abstürzten als durch "Feindeinwirkung" und wer damit für den verfrühten Einsatz eines noch nicht einsatzbereiten Fluggerätes zur Verantwortung zu ziehen gewesen wäre, wurde im Rahmen der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse nicht geklärt. Somit ist davon auszugehen, dass aus Kreisen der Betroffenen, also der Angehörigen der abgestürzten Piloten, nach Kriegsende "informelle" bzw. nicht-offizielle "Prozesse" zur weiteren Abhandlung dieser Frage initiiert wurden, welche vermutlich im Rahmen der "Nazideutschen-Nachkriegs-Untergrundjustiz" abgehandelt worden sein könnten.



Ausgebrannte Me 262 des Piloten Johannes Steinhoff am 8. April 1945 in München-Riem
Quelle der Fotografie : Luftwaffe Lovers

Am Waldrand nahe des Frankfurter Flughafens - etwa dort wo im Jahre 1981 der Bau der Startbahn 18 West begann - wird bei Kriegsende im Mai 1945 eine abgestellte Me 262 von US Militärangehörigen inspiziert
Quelle der Fotografie : ar.15.com/archive

Plattencover der 1974 erschienenen LP SECRET TREATIES (Geheimverträge) der Rock Band BLUE ÖYSTER CULT BÖC mit Bezug zur Me 262. Die Abkürzung des Gruppennamen BÖC steht synonym auch für den BERUFSVERBAND ÖSTERREICHISCHER CHIRURGEN.


Zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit mit Rolf Zanger hatte Rosemarie Elisabeth Klinge ihre Bad Homburger Handelsschulausbildung sowie ihre Lehre als Bürokauffrau in einem Oberurseler Autohaus abgeschlossen und war mittlerweile Angestellte der Kreisverwaltung des Landkreises Usingen geworden, wo sie die Position der Sekretärin des Landrats, Pädagogen, Schulbuchautors und SPD-Mitgliedes Heinrich Müller einnahm. Die Tatsache, dass die Usinger Kreisverwaltung die Tochter des SA-Mannes Günther Klinge trotz der öffentlichen Anfeindungen nach der Kristallnacht 1938 und dem Wegzug ihrer Familie aus Usingen als Angestellte übernahm deutet darauf hin, dass die Vorwürfe gegen Rosemaries Vater keineswegs belegbare Tatsachen waren. 12 Jahre nach Kriegsende standen für die Kreisverwaltung wichtige, durch die Zeit des Nationalsozialismus begründete Themen auf dem Arbeitsprogramm. Hierzu zählten Fragen der Suche nach Vermissten und der Familienwiederzusammenführung, der Bewältigung von Kriegsverbrechen und die Erlangung der Kontrolle über bei Kriegsende verborgene Waffenbestände durch die neuaufgebaute Landes- und Kreisverwaltung. Ein Thema, das Rosermarie Zanger-Klinge persönlich besonders berührte und dem sie sich auch nach der Beendigung ihrer Amtstätigkeit bei der Geburt ihres ersten Sohnes im Juli 1957 weiter intensiv widmete, war die Untersuchung und Kartierung der Hügelgrabfelder in der Region. Dieses Interesse an der Aufklärung der Genese einiger Waldgrabfelder ist vermutlich auch durch die familiären Recherchen zum Verbleib von Luftwaffenangehörigen nach dem Bombardement des Flughafens Schafweide bei Merzhausen (Hügelgrabfeld bei Wilhelmsdorf und FHQ Ziegenberg) begründet gewesen. Desweiteren stellte sich für Rosemarie die Frage, ob ihr Vater als SA-Mann möglicherweise an theoretischen Kriegsverbrechen "in der Heimat" wie beispielsweise der Anlage von Waldgrabstätten für getötete T-4-Programm Patienten beteiligt gewesen sein könnte. Im Umkreis Usingens kamen als für das T-4 Programm relevante, psychiatrische Einrichtungen der Kalmenhof (Idstein), die Hüttenmühle (Köppern) und die Landesheilanstalt Weilmünster in Frage, von welchen aus teilweise Patienten zur organisierten Tötung in die Exekutionsklinik Hadamar weiterverlegt worden waren. Im Jahre 2016 veröffentlichte das CID Institut in diesem Zusammenhang eine erste Übersicht über alle im Gebiet zwischen Oberursel, Wehrheim, Ziegenberg, Usingen, Brechen, Villmar, Beselich, Phillipstein und Weilmünster auf Topographischen Karten erfassten Hügelgrabfeldern und diskutiert in diesem Zusammenhang die Frage, ob tatsächlich alle Hügelgrabfelder "normale Waldgrabstätten aus vorchristlicher Zeit" sind oder ob manchen Grabstätten Opfer der nationalsozialistischen T-4-Ausrottungsprogramme oder nicht registrierter militärischer Auseinandersetzungen aus der Zeit kurz vor und nach der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 zuzuordnen sind - eine Frage, deren Klärung die betreffenden Orts-Verwaltungsstellen in den Nachkriegsjahren tunlichtst zu umgehen versucht haben.

Nach ihrem Rückzug aus dem Berufsleben widmete sich Rosemarie Zanger, nachdem sie im Alter von 21 Jahren Mutter geworden war, ab 1957 der Erziehung ihrer beiden Söhne, denen sie ihre eigene Faszination für die Natur, welche die direkte Lebensumgebung des weitab des Dorfes am Waldrand gelegenen Wohnhauses auf der Emmershäuser Hütte bildete, weiterzuvermitteln versuchte. Waldwanderungen gehörten in der Familie mit Forstangestellten-Tradition zum normalen Lebensalltag, natürliche Produkte des Waldes ersetzten als Nahrungs- und Naturheilmittel den Kauf entsprechender kommerzieller Waren, und die Weitervermittlung des traditionellen Wissens über den Lebensraum Natur und Wald an die Kinder bildete ein Äquivalent zu den anderenorts üblichen Kindergartenerziehungen. Auch in der Familie ihres neuen Ehemannes, die in Wetzlar traditionelle Hausmusikabende abgehalten hatte, war eine gewisse Distanzierung von völkischen Gemeinschaftseinrichtungen verwurzelt, was in der Beantwortung der an Karl Zanger gerichteten Frage, "Warum er nie in die Kirche gehe ?" mit dem Satz "Der Wald ist meine Kathedrale" zum Ausdruck kam. Ihren Mann, der wie bereits weiter oben erwähnt seit seiner Ankunft in Emmershausen lange Spaziergänge in die Umgebung führte, begleitete sie zunehmend auf seinen Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung, wobei nach vorherigem Kartenstudium immer gezielter alte Bergbaustätten, Steinbrüche und Stolleneingänge, Naturdenkmale und Hügelgräber erwandert wurden, so dass sich das Paar mit der Zeit einen fast vollständigen Überblick über Lage und Form solcher Stätten im Landkreis verschaffte, ein Wissenspool der nach dem Umzug nach Weilmünster im Jahr 1969 über die Region Lahntal und Westerwald erweitert und ausgedehnt wurde.

Interessierte Kommunikationspartner mit ähnlicher natur- und landeskundlicher Interessenslage fand das Ehepaar Zanger Klinge auf der Emmershäuser Hütte, die seit jeher die Funktion eines Rast- und Erholungsplatz auf dem Weiltalwanderweg hatte und attraktiver Anziehungspunkt für Wanderer aus der Region Frankfurt-Wiesbaden und Kurgäste aus der Emmershäuser Mühle war, hauptsächlich in spontanen Besuchern, die auf dem Weg vor dem Wohnhaus innehielten und den mit Quarzkristallen, Faseryucca und Lilienbeeten dekorierten Garten bewunderten, beziehungsweise in Gästen der benachbarten "Pension Waldlust" der Familie Höltje-Abel. Langjährige Freundschaften, die so "vor dem Gartenzaun" geschlossen wurden, entstanden zu dem aus Sankt Petersburg nach Frankfurt emigrierten, russischen Naturkundeforscher und Lehrer Klimowitsch, welcher über viele Jahre hinweg seine Urlaube in der Pension auf der Emmershäuser Hütte verbrachte, zu der Oberurseler Augenärztin Charlotte Kerstan-Thies und ihrer Familie sowie zur Bad Sodener Familie Lappe, welche über viele Jahre hinweg zu Familien-Wochenenden auf die Emmershäuser Hütte kamen. In diesen Beziehungen entwickelte Rosemarie ihre von ihrem geliebten Lehrer Wies begründeten und in autodidaktischen Literaturstudien vertieften Naturkenntnisse weiter. Aus denselben Kreisen erhielt sie auch den Ideenanstoss, nach der Entdeckung einer überaus reichhaltigen Fossilfundstelle mit überraschend gut erhaltenen Fundstücken am Ortsrande von Emmershausen in Richtung Winden und in unmittelbarer Nachbarschaft der Tankstelle und dem zufälligen Fund einer historischen Pistole im Wehr der Weil auf der Emmershäuser Hütte sowie von Resten einer zweiten historischen Vorderladerwaffe am Waldwanderweg zwischen Haintchen und Hasselbach, auf der Hütte ein Naturmuseum zur Ausstellung der Fundstücke ins Leben zu rufen. 

Weitere Anregungen für ihren naturkundlichen Sammlungsaufbau erhielt Rosemarie beim Besuch des Waldmuseums des Dr. Kanngiesser in Braunfels. Präsentable Fundstücke trugen sie, ihr Mann und ihre beiden Söhne desweiteren auf Urlaubsreisen an die Nordsee von der holländischen Küste in Zeeland (Shouwen-Duivelland), aus dem Harz, dem Fränkischen Jura (Solnhofen, Pappenheim und Pottenstein), der südfranzösischen Ardeche-Schlucht sowie von der Costa Brava bei Tarragona zusammen, so dass mit den Emmershäuser Natur-Fundstücken und weiteren Fossilien, die an Kalkfelsen des Lahntales zwischen Aumenau und Villmar gefunden wurden, eine für Emmershäuser Verhältnisse respektable Ausstellung von der Hobby-Naturforscherin zusammengestellt werden konnte. 

Eröffnet wurde das "Hüttenmuseum" am 27. Mai 1968 und empfing bis zum 12.5.1973 insgesamt 71 Besucher. Der Besuch der Sammlung war kostenfrei, doch wurden in den Jahren 1968 und 1969 Spenden in Höhe von 6,-- und 21,35 DM angenommen welche wie versprochen vollständig an die Frankfurter Zoologische Gesellschaft bzw. das "Hilfskonto für Bedrohte Tierwelt" des Dr. Bernhard Grzimek weitergeleitet wurden. Selbiger bedankte sich in 2 Antwortschreiben persönlich für die Initiative und wünschte dem weiteren Aufbau des Hüttenmuseums, für dessen persönlichen Besuch er allerdings wegen seiner zeitraubenden Tätigkeit als Direktor des Frankfurter Zoos und Produzent internationaler Tierfilme keine Gelegenheit fand, viel Glück und Erfolg.


Hüttenmuseum und drei Sammler, deren Fundstücke in der Ausstellung von Rosemarie Zanger präsentiert wurden. 
Von links: Stehend Peter Zanger, Dietrich Wagner, davor Mark Zanger
Fotografie: Wolfgang Wagner / 12. Juni 1968

Seite 3 des Gästebuches des Hüttenmuseums



Ausstellungsstücke des Hüttenmuseums, darunter Tonscherben römischer Gefässe aus Ausgrabungen nahe der Saalburg, Schieferstein-Bohrkern mit Quarzadern, traditionelle Porzellanfigurengruppe "Musikanten" aus Bunzlau, Eisenguss-Skulptur "Trauernde" aus der Audenschmieder Buderushütte und Giesserei, Porzellan-Buddha und Immerwährender Kalender aus Indien - Präsente der Briefreundin von Rosemarie Zanger, Fili Patel, aus Bombay, zwei historische Pistolen aus der Weil und vom Rande des historischen Handelsweges "Hessenstrasse" bei Hasselbach.
Fotografie: Wolfgang Wagner, 12.6.1968


So vollständig die autodidaktische Eigeninitiative des Halbkriegswaisenkindes Rosemarie zum Aufbau ihrer naturhistorischen Sammlung auf der Emmershäuser Hütte auch ein ausschliesslich positives Echo fand, so unausbleiblich blieben doch die aus unbekannter Quelle genährten und über amtliche Stellen lancierten Versuche, die Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit wieder abzuwürgen. Ansatzpunkte des Lamentierens und der Eingriffsversuche zum Schliessen des Museums bildeten zuerst Funde von Scherben römischer Keramikgefässe, welche Rosemarie Zanger im Wald nahe der Saalburg auf einem Spaziergang zufällig entdeckt und ausgegraben hatte. Auch die Tatsache, das es sich um Bruchstücke handelte, die bei der Restauration von Sammlungsobjekten im Saalburgmuseum selbst keinem Gegenstand zugeordnet werden konnten und deswegen aus der dortigen Sammlung ausgesondert und im Wald vergraben worden waren, stellte für die Verwaltung von Objekten, die von privater Seite an das Landesdenkmalpflegeamt hätten weitergegeben werden müssen, kein Argument dar, was diese hätte akzeptieren können. Desweiteren bildete eine "keltische Speerspitze", die von einem Bürger der Gemeinde Rod an der Weil an der dortigen "Rentmauer" gefunden und an das Hüttenmuseum weitergegeben worden war, einen Streitpunkt aus ähnlichem Anlass. Die Diskussionen um den Fortbestand des Museums verstärkten sich dann noch um so mehr, als den beiden funktionsunfähigen Pistolen eine weitere, mehrere hundert Jahre alte, doppelläufige Vorderladerpistole von einem Steinfischbacher Bürger, der diese beim Abriss einer Scheune gefunden im Mauerwerk hatte, hinzugegeben wurde. Der Streit mit den Bodenstrukturen des Landesdenkmalpflegeamtes ebbte jedoch ab, als die Familie Zanger im Jahr nach der Gründung des Museums den Umzug von der Emmershäuser Hütte nach Weilmünster vorbereitete und der Besucheransturm auf das Museum im Juni 1970 dann nachliess. Die Sammlung selbst verbleib zum grössten Teil bis 1973 in Emmershausen. Der Neuaufbau von Ausstellungsräumen in Weilmünster verzögerte sich zuerst und wurde dann vorübergehend aufgegeben, so dass "das Museum" im verpackten Zustand die folgenden Jahrzehnte überdauern musste, wobei grosse Teile der Sammlung verlorengingen oder anderweitigen Zugriffen zum Opfer fielen. Teile der Sammlung, insbesondere Fundstücke von der Emmershäuser Fossilfundstelle, die Anfang der 80er Jahre einem Parkplatz weichen musste, wurden fotografisch dokumentiert und in einem Fachartikel des CID Institutes im Jahre 2011 publiziert, wobei die aus diesem Anlass begründete Schriftenreihe "Natur des Weiltales" sozusagen als virtueller Ersatz für die fehlenden didaktischen Sammlungsräume dient.

Der Nicht-Wiederaufbau von Rosemarie Zangers naturkundlicher Sammlung in Weilmünster nach 1970 führte jedoch nicht dazu, dass die einmal auf die private "Wildsammlung historisch-naturkundlicher Objekte" aufmerksam gewordenen Diensstellen von der Observation der verdächtigen Kollektion abgelassen hätten. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde nach einem Brand im Weilburger Schloss und einem angeblichen Diebstahl von "2 Pistolen aus dem Herzöglich-Nassauischen Museum" in Weilburg der Verdacht geäussert, bei den historischen Schusswaffen aus dem Emmershäuser Waldmuseum handele es sich genau um diese beiden in Weilburg verschwundenen Pistolen. Am 2. Juli 2010 wurden daraufhin bei einer aus unbekanntem Anlass von einem Polizeikommando im Weilmünsterer Wohnhaus von Rosemarie Zanger durchgeführten Razzia unter anderem die 3 Museumswaffen konfisziert, kurz danach allerdings form- und kommentarlos wieder zurückgegeben, und in dem privaten, informellen und heimatlosen "Heimatmuseum" solange sicher und zuverlässig weiter musealisch verwahrt, bis neue Ausstellungsräume aufgebaut sein werden, so dass dem Landesdenkmalpflegeamt dadurch kein Nachteil entsteht.



Die drei von Rosemarie Zanger in ihrem privaten "Heimatmuseum" aufbewahrten und in der Sammlung auf der Emmershäuser Hütte vorübergehend ausgestellten, historischen Pistolen aus der Weil (oben), dem Mauerwerk einer Steinfischbacher Scheune (Mitte) und dem Wegrand des historischen Handelsweges Hessenstrasse bei Hasselbach. Die seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vom "Heimatmuseum" gehaltenen 3 Pistolen waren bei einer Polizeirazzia bei Rosemarie Zanger in Weilmünster am 2.7.2010 vorübergehend konfisziert und dann zurückgegeben worden.



Die Entscheidung für den Umzug der Familie Zanger-Klinge von der Emmershäuser Hütte nach Weilmünster im Jahre 1969/70 erfolgte auf Grund vielschichtiger Motive. Für die Familie von Rolf und Rosemarie Zanger bestand die Notwendigkeit, bei steigendem Raumbedarf nach der Geburt des zweiten Sohnes Mark aus Rosemaries Elternhaus in eine größere Wohnung umzuziehen. In Emmershausen war daher zuerst der Neubau von 2 Wohnhäusern geplant und zu diesem Zweck 2 Baugrundstücke in der Schulstrasse oberhalb des Friedhofes und am Bruchrain in Nachbarschaft der Tankstelle bzw. der Fossilfundstelle gekauft worden. Familienpsychologisch mag dabei die Hinbewegung in die Nähe der beiden aus Wetzlar hinzugezogenen und dann rasch verstorbenen Frauen der Familie Zanger eine Rolle gespielt haben. 

Parallel ergab sich bei hohen Produktionszahlen und wachsendem Personalbestand der in improvisierter Umgebung werkenden Karl Zanger und Söhne OHG der Bedarf nach grösseren, besser durchleuchteten und staubfreien Räumen insbesondere für die Justierung der besonders staubempfindlichen Optik der Mikroskope. An einen Rückzug nach Wetzlar selbst wurde zwar nicht gedacht, doch bestand der Wunsch, auf Grund der Kooperation mit dort ansässigen Zulieferbetrieben zumindestens näher bei Wetzlar die Fabrik neu aufzubauen um den Fahrtaufwand für Materialtransporte und Auslieferungen zu reduzieren. Das 15 km näher an Wetzlar gelegene Weilmünster, welches über eine Bahnstation für den Paketversand und eine Eisengiesserei als Zulieferbetrieb für die Guss-Rohlinge der Mikroskopproduktion verfügte, schien einen geeigneten Kompromiss für einen Neuaufbau der Fabrik darzustellen. Einen Nachteil für die Belegschaft der Fabrik stellte aber der Aspekt dar, dass die zum grossen Teil in Emmershausen selbst ansässigen Facharbeiter dann PKW für die Fahrten zum Arbeitsplatz benötigten und nicht mehr in den Mittagspausen bei ihren Familien zu Hause essen konnten, eine Rahmenbedingung, die zur Folge hatte, dass sie die im Branchenvergleich geringere Höhe ihrer Arbeitslöhne akzeptierten, was die Produktionskosten der Fabrik niedrig hielt. 

Die bestehende Orientierung auf das Dorf Emmershausen führte in der zweiten Hälfte der 60er Jahre aber zuerst dazu, dass die Verlagerungspläne der Fabrik nicht konkret vorangetrieben wurden. Werkstücke wurden auf Lieferbrettern in die Wohnhäuser der Mitarbeiter gebracht, so dass dort tagsüber auch deren Familienangehörige und deren Kinder sich an einzelnen Fertigungsschritten der feinmechanischen Geräte z.B. durch Verschrauben von Bauteilen oder Montagearbeiten beteiligen konnten, der ältere Sohn des Firmen-Kompagnons Rolf Zanger nach dem Schulunterricht zu Werkstatttätigkeiten in der Fabrik herangezogen. In dieser Situation kam es zu einem zufälligen Zusammentreffen auf der Emmershäuser Hütte, während welchem sich die Familie Zanger Klinge und der Weilmünsterer CDU Landtagsabgeordnete Dr. Ernst Löw kennenlernten. Als Mitglied des Gemeindeparlamentes von Weilmünster war dieser bestrebt, die Ansiedlung von qualifizierten Industriebetrieben in seinem Wohnort zu fördern und das ihm bei dem Treffen auf seiner Wanderung durch das Weiltal vermittelte Profil der optischen Fabrik, deren Spezialgeräte in grossen Stückzahlen nach Asien, Afrika und Lateinamerika exportiert wurden, erschien ihm interessant für ein Industrieansiedlungsangebot, welches kurze Zeit später durch den damaligen Weilmünsterer Bürgermeister Waldemar Windmeier unterbreitet wurde. Das Angebot bestand in der Offerte eines Bauplatzes für die Fabrik und Wohngebäude der Unternehmer zu günstigen Konditionen bei gleichzeitigen Steuervorteilen für das Unternehmen, wobei die Gemeinde sich versprach, von dem florierenden Wirtschaftsunternehmen auf Dauer hohe Gewerbesteuereinnahmen zu erwirtschaften. Kurze Zeit später erfolgte die Entscheidung der Unternehmensleitung für den Neubau in Weilmünster auf dem ehemaligen Obstbaumgartengrundstück des Schulhauses in der Nassauer Strasse in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sägewerk Schötz. Mit den Rodungs- und Bauarbeiten für das Fabrikgebäude wurde 1968 begonnen. Nach dem Weiterverkauf der Baugrundstücke in Emmershausen begann auch der Aufbau der beiden Wohnhäuser von Gertrud und Karl Zanger sowie der Familie von Rolf und Rosemarie Zanger, während sich deren Mutter Marie Klinge-Weil und ihr noch in Frankfurt lebender Bruder Carl Wilhelm Weil, für welche ebenfalls Wohnraum im Haus von Rolf und Rosemarie mitgebaut wurde, später für einen Verbleib in ihrem Stammhaus auf der Emmershäuser Hütte entschieden, da die ungewöhnliche Architektur des Familienneubaues in Weilmünster ihnen Zimmer im Sousterrain beschert hatte, was die Bereitschaft zu einem Umzug beendete. Der mit seiner Familie in einem Wohnhaus in Rod an der Weil lebende, zweite Sohn des Firmengründers Karl Zanger beschloss ebenfalls, dort weiterzuleben und den Aufwand einer täglichen PKW-Fahrt zum Arbeitsplatz nach Weilmünster hinzunehmen.



Die kontextuelle Integration in Weilmünster ab 1970

Unmittelbar nach ihrem Einzug in des neue Wohnhaus in Weilmünster war Rosemarie Zanger konfrontiert mit der Anforderung, Position in einem ihr unbekannten Weilmünsterer politischen Konflikt zu beziehen, da von ihr die Unterschrift unter eine Bügerpetition zum Verbleib des amtierenden, evangelischen Pfarrers in seinem Amt abverlangt wurde, da dieser wegen seiner DKP-Mitgliedschaft und den damals gültigen Berufsverbotsregelungen für Mitglieder der Deutschen Kommunistischen Partei im Öffentlichen Dienst von der Entlassung als Ortspfarrer bedroht war. Sie verweigerte damals ihre Unterschrift mit dem Hinweis, sie sei zu neu in Weilmünster um Stellung in Auseinandersetzungen mit ihr unbekannten Hintergründen zu beziehen, was ihr in der Folgezeit den Ruf eintrug, konservativ bzw. Antikommunistin zu sein. Da die Neubürger von den Ortsansässigen als Fabrikanten- und Unternehmerfamilie sowieso von Vorneherein dem politisch rechten Lager zugerechnet wurden, war die Entscheidung der beiden Söhne, sich der Jugendorganisation der christlich-demokratischen Partei, der "Jungen Union", zuzuordnen durch diese  soziale Vorklassifizierung sozusagen vorgezeichnet, auch wenn dieser Ideologisierungspfad nicht dem eher revolutionären, jugendlichen Zeitbild der 68-er Studentenbewegung, neuen Linken und den revolutionären Gruppen, welche die kontemporären Meldungen der Massenmedien dominierten, entsprach. Trotz der JU-Mitgliedschaft und den relativ erfolgreichen Bemühungen zum Aufbau eines JU-Ortsverbandes in den Jahren bis 1977 war aber die grundsätzliche politische Orientierung der Familie eher anders einzuschätzen als "antikommunistisch", was allerdings nicht in den Vordergrund des alltäglichen politischen Polemisierens trat. So wurde eine individuelle Reise des älteren Sohnes von Rosemarie Zanger im Jahre 1974 in die DDR zur ersten Kontaktaufnahme zur dort lebenden, weitaus zahlreicheren Verwandtschaft der Familie Zanger und schuf neue Kommunikationen, welche Abbau und Überwindung von propagandistischen Feindbildern des Ost-West-Konfliktes in den Folgejahren vorbereiteten. Die "im Osten" fest verwurzelte Familie wandelte sich nach der Enteignung ihrer Apoldaner Textilfabrik durch das kommunistische Regime von einer Unternehmer- in eine Verwaltungsmitarbeiter-Familie und verfügte über Positionen in Politik und Staatsdienst und unter anderem auch über gute Verbindungen zum Staatssicherheitsdienst in Berlin und dort insbesondere zu Hohenschönhausen.

Über die Zuordnung ihrer Kinder zu einem neuen Freundes- und Bekanntenkreis hinaus hatte Rosemarie Zanger für sich selbst an ihrem neuen Wohnort eine schwierige Phase der Anpassung und Selbstbehauptung zu durchlaufen, innerhalb welcher sie immer wieder gegen "Erkrankungen" zu kämpfen hatte. Erste Widerstände gegen von ihr als "pathogen" empfundene Faktoren bildete die Durchsetzung der lebensmittelchemischen Trinkwasseruntersuchung des im ihrem neuen Wohnhaus verwendeten Leitungswassers durch das Fresenius-Institut. Anlass waren bald nach dem Einzug in das neue Wohngebäude bei Rosemarie Zanger auftretende Hautreizungssymptome, welche sie zu der Schlussfolgerung veranlassten, das Trinkwasser beinhalte allergene Substanzen. Das ehemalige Wohnhaus auf der Emmershäuser Hütte hatte einen vom öffentlichen Wasserversorgungsnetz unabhängigen Brunnen im Wald, so dass Verunreinigungen durch Chemikalien dort ausgeschlossen waren. In Weilmünster waren zum Zeitpunkt der Neuansiedlung der Familie Zanger aber Gerüchte im Umlauf, welche die "Lagerung radioaktiver Abfälle aus dem Sanatorium in einem Trinkwasserstollen bzw. Wasserwerk" betrafen. Frau Zanger bezog diese Informationen auf das oberhalb ihres Wohnhauses an der B 456 gelegene Wasserwerk Kindersanatorium-Möttau. Radioaktive Abfälle beispielsweise aus Röntgenuntersuchungsgeräten wären aber vermutlich nicht dort, sondern in den ehemaligen Wassergewinnungsstollen auf dem Klinikumsgelände zwischen dem Hauptsanatorium und der parallel zum Bau des Wohnhauses von Frau Zanger errichteten "Sonderstation Waldheim" gelagert worden. Letzteres, speziell für "Schwerstbehinderte Kinder" gebautes Gebäude, glich zudem architektonisch dem in Bungalow-Bauweise mit Holzflachdach errichteten Wohnhaus von Frau Zanger. 

Ebenso unmittelbar nach dem Einzug in das neue Haus traten dort Wasserschäden an Decken und Wänden des Neubaues auf, da die Dachkonstruktion fehlerhaft war. Dies lag insbesondere an dem Kuriosum, dass die Flachdachfläche ohne Neigung gebaut und in den Rohbau hineinversenkt gesetzt worden war, so dass die Dachfläche von einem höheren "Ringanker" aus Mauerwerk umgeben war, so das sich auftreffendes Niederschlagswasser dort wie in einem Teichbecken ansammelte. Die Dachabflussrohre waren zudem unterdimensioniert und so erhöht gesetzt, dass nur ein Teil des Regenwassers aus dem Dachbecken ablaufen konnte und der Rest auf der mit Teerpappe gedeckten Fläche stehenblieb. Durch dutzende, teils mit Absicht angelegte Lecks, trat dann Wasser in das Mauerwerk des Hauses oder träufelte durch die Deckenisolation der Riegipsdecken, so dass jährlich nach der Winterzeit oder extremen Niederschlagsereignissen Wandrenovierungen notwendig wurden oder der durchnässte Aussenverputz instabil wurde. Die unüblich hohe Raumluftfeuchtigkeit und sich an allen Wänden bildender Schimmel führten zu permanenten, zusätzlichen Arbeitsaufwand durch Anbringung von Isolationen und Dämmstoffen sowie zu chronischen Erkrankungen bzw. psychosomatischen Störungen für die Bewohner - insbesondere den Ehemann von Frau Zanger - die ja ein "Neues Haus" gebaut hatten um den Widrigkeiten des 150 Jahre alten Fachwerkhauses in Emmershausen zu entkommen. Zur Durchsetzung ihrer Nachbesserungsansprüche gegen die Baufirmen mussten sich Rosemarie und Rolf Zanger anwaltlichen Beistand suchen und am Amtsgericht Weilburg aktiv werden, um die Untersuchung der Schäden durch einen Baugutachter zu erreichen. Zwar waren sie bei diesem Vorgehen teilweise erfolgreich, doch brachten auch die Dachreparaturen keine tatsächlich Besserung der Situation, insbesondere weil bei einer aufwendigen und teuren Reparatur das Daches dort nachträglich mangelhaft isolierte Entlüftungsrohre in die Dachfläche eingesetzt wurden, die zu neuen Leckagen führten. Ob die Dachstruktur eine Allegorie auf Rolf Zangers Rolle bei der Marine darstellen sollte, wissen nur die Konstrukteure derselben, doch sprechen der "Ringanker", eine merkwürdige "kiel-oben Wulst" in der Dachmitte und die an Schornsteine gesunkener Schiffe im "See" auf der Dachfläche erinnernden Entlüftungsrohre, das dem ehemaligen Marinesoldat so ein "völkischer Kriegsverbrecherprozess" bereitet wurde.

Im Rahmen der bald nach dem Umzug einsetzenden Heilbehandlungen aller Bewohner wegen "Allergien" wurden dann insbesondere die Glaswolle-Isolationsmaterialien im Dachinnenraum, zum Holzschutz verwendete Lacke der Firma Xylamon, welche hochtoxische Dioxide enthielten sowie für die Verklebung der Teppichböden verwendete, lösungsmittelhaltige Klebstoffe als auch sich langsam ablösende Kunsttoffasern der Teppichböden selbst neben den Schuimmelsporen und "Hausstaubmilben" als Atembeschwerden sowie Haut- und Augenreizende Faktoren identifiziert. So kam es bald nach dem Einzug zu einem Totalumbau des Hauses mit Verwendung naturbasierter Holzschutzmittel und Lacke, der Beseitigung der Teppichböden und Austausch derselben gegen Parkett- und Fliesenböden, Wand- und Deckenisolationen mit Aluminiumfolie, Styropor und Holzpanelen sowie einem Austausch aus Emmershausen mitgebrachter Naturfaser-Bettwäsche und Textil-Möbel die als Vermehrungsherd für Haustaubmilben angesehen wurden. Rosemarie Zanger selbst litt bis Anfang der 90er Jahre an wiederholten, teils psychosomatischen Erkrankungen und teilweisen Lähmungen während ihr Mann ab Ende der 80er Jahre nach einer Kehlkopfoperation am Klinikum Marburg von seinem Hausarzt bis zu seinem Tod am 15. November 2002 mit überdosierten Cortisonmengen behandelt wurde, so dass er in den letzten 10 Jahren seines Lebens den Aufenthalt in seinem Wohnhaus nur mit Hilfe von Inhalationsgeräten überstand und sich von diesen medizinischen Apparaturen kaum entfernen konnte. Vollständige Gesundheit erlebte der Pensionär in diesem Zeitraum nur während der immer ausgedehnteren Campingaufenthalte in den südfranzösischen Gorges de Ardeche, Verdon und Tarn, im Luberon und Languedoc.

Ein weiterer Faktor, der die sensorisch hochsensible Rosemarie Zanger in den ersten Jahren in Weilmünster stark beinträchtigte, war die akustische Belastung durch eine in wenigen Metern Abstand zu ihren Wohnräumen betriebene Absaugevorrichtung für Holzmehl in dem benachbarten Sägewerk. Um bei den Sägewerksbetreibern die Schalldämmung des Ventilators zu erstreiten, war die Bestellung eines Umweltgutachters und die Messung der Dezibel-Belastung, welche tatsächlich die gültigen Grenzwerte der Schallschutzvorschriften für Industrieanlagen in Wohngebieten deutlich überschritt, notwendig. Tatsächlich wurde nach der Messung vom Sägewerksbetreiber die Auflage, einen schalldämpfenden Aufsatz auf das laute Ventilationsgerät zu bauen, erfüllt und wurde die akustische Wohnsituation in Rosemarie Zangers Wohnhaus so akzeptabel, was ihre nervösen Beschwerden abklangen.

Neben ihrer Tätigkeit in Haushalt und Garten bewältigte die professionelle Hausfrau bis Ende der 70er Jahre die Unterstützungstätigkiet für den Besuch ihres jüngeren Sohnes in der Weilmünsterer Hauptschule bis zum Antritt dessen erster Berufsausbildung beim Elektronikhersteller Motorola in Taunusstein. Dabei entstanden ihre ersten, zumeist über die Klassenkameraden ihres jüngeren Sohnes geknüpften Verbindungen zu örtlichen Familien. Diesbezügliche Kontakte, die sie über die gesellschaftlichen Aktivitäten ihres älteren Sohnes insbesondere im Rahmen von dessen politischer Tätigkeit als einer der Gründer und späterer Vorsitzender des Weilmünsterer JU-Ortsverbandes hätte aufbauen können, verliefen noch deutlich limitierter. Zwar trafen sich die jugendlichen, politischen Aktivisten zu regelmässigen Vorstands- und Redaktionssitzungen im Wohnhaus von Rosemarie Zanger und ergaben sich in diesem Rahmen mehrere, langjährige Freundschaften insbesondere zu den Söhnen der Familien Weil, Reuter und Schäfer, welche sogar gemeinsame Urlaubsreisen nach Frankreich umfassten, doch fand Frau Zanger über diesen Rahmen hinaus kaum eigene, neue Bekanntschaften in ihren eigenen Alterskreisen. Ihr älterer Sohn, der nur ausserhalb Weilmünsters Schulen besucht hatte und im Juni 1977 das Abitur am Gymnasium Christian Wirth Schule in Usingen absolvierte, verliess im Oktober das Elternhaus zum Militärdienst. Nach dem Ende seiner Dienstzeit begann er einen Sprachkursaufenthalt in Frankreich und trat dann, nach einer vorübergehenden Tätigkeit als technische Hilfskraft in der Optischen Fabrik der Familie Zanger, im Sommer 1979 eine kaufmännische Berufsausbildung bei einer Frankfurter Grossbank an, gefolgt von einem naturwissenschaftlichen Studium ab Oktober 1982, was seine beruflich und familiär bedingte Abwesenheit aus Weilmünster bis ins Jahr 2002 zur Folge hatte.

Politische Kampagnen, welche der JU-Ortsverband in den 70er Jahren u.a. vom Wohnhaus Rosemarie Zangers aus plante, vorbereitete und durchführte, waren insbesondere die Unterstützung der Kandidaturen von Wahlkreisabgeordneten während der Landtags- und Bundestagswahlen und hier die Präsentationen der Kandidaten Johann Philipp Freiherr von Bethmann und des Weilburger Rechtsanwaltes Dr. Manfred Langner. Während mehrerer Jahre gab die Junge Union ihr Weilmünsterer Zentralorgan, das Informationsblatt "Zeitlupe" heraus und initiierte eine Unterschriftensammlung als Bürgerbegehren gegen die geplante Weilverrohrung am historischen Marktplatz des Ortes. Begleitend wurden Presseberichterstattungen verfasst und ein Fernsehbeitrag für den HR mitgestaltet. Die Mitgliederzahl wuchs rasch von 13 auf mehrere Dutzend an. Der JU Ortsverband übernahm gegen Ende der 70er Jahre zusammen mit anderen Familien aus dem Raum Limburg-Weilburg eine von 4 Patenschaften zu Kindern aus dem SOS-Kinderdorf des Hermann Gemeiner Fonds in Bogota / Kolumbien. Im Jahre 1985 kam es zu einem Besuch des zwischenzeitlich mit einer Lebensgefährtin aus Medellin zusammenlebenden, ehemaligen Weilmünsterer JU Vorsitzenden Peter Zanger im SOS Kinderdorf in Bogota, wo an Sandra Liliana Cuervo und den Patensohn der Familie des CDU MdL Dr. Ernst Löw Geschenke aus Deutschland überreicht wurden. Zusammen mit dem CDU-Ortsverband reisten JU-Mitglieder nach Berlin und Luxemburg. Ein Wahlkampfauftritt des Dr. Franz Josef Strauss auf dem Weilburger Marktplatz wurde vom JU-Vorsitzenden fotografisch dokumentiert. Für die Wahl zur Gemeindevertretung Weilmünster im Jahre 1977 wurde von der JU der Vorsitzende Peter Zanger nominiert und erhielt bei den Wahlen auch einen Sitz im Ortsparlament, konnte sein Amt aber wegen seines Militärdienstens zwischen Oktober 1977 und Dezember 1978 nur eingeschränkt wahrnehmen und legte dasselbe bei seinem Umzug zur Berufsausbildung nach Frankfurt Mitte 1979 nieder.



Die Zeit ab 1980


Waren auch die Rahmenbedingungen für die Produktion Optischer Apparate im neuen und geräumigeren Fabrikgebäude der Karl Zanger und Söhne OHG in der Weilmünsterer Hessenstrasse, die später in Nassauer Strasse umbenannt wurde, deutlich besser, so verlief die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens doch gänzlich anders, als es sich die Eigentümer, die Belegschaft und auch die Initiatoren des Umzuges nach Weilmünster vorgestellt haben mögen. Die Auftragszahlen in den ersten Jahren blieben stabil und die Herstellung mehrsprachigen Prospektmateriales hatte Bestellungen insbesondere aus Spanien aber auch aus vielen aussereuropäischen Ländern gefördert. Einen wichtigen Faktor spielten dabei Trichinen-Mikroskope zu veterinärmedizinischen Untersuchungen von Lebensmitteln, welche in grossen Stückzahlen in Lebensmittelexportländern geliefert wurde, damit dort die gesetzlichen Bestimmungen für die Qualitätskontrollbe der Fleischexporte erfüllt werden konnten. Rosemarie Zangers Ehemann entwickelte in den 70er Jahren selbst neue Konstruktionspläne für modernere, binokulare Mikroskope, für welche dann Gussformen in der örtlichen Metallgiesserei Piesoldt gefertig und die Rohlinge für die feinmechanische Weiterbearbeitung der Apparate hergestellt wurden. So versprach man sich, gegenüber anderen Mikroskopherstellern konkurrenzfähig zu bleiben. Einen limitierenden Faktor bildeten allerdings die überalterten Maschinen der Fabrik, da die meisten Werkbänke noch aus der ausgebombten Wetzlarer Fabrik stammten und mittlerweile 40 Jahre alt waren. Andere Hersteller konnten mit feinmechanischen Produktionsautomaten hohe Lohnkosten einsparen und so preisgünstiger kalkulieren. Auch kamen zunehmend Mikroskope als Billigprodukte aus asiatischen Ländern auf den europäischen Markt, so dass für die Zanger OHG eine schwierige Konkurrenzsituation entstand. Doch stand der Abtrag der Bankhypotheken für den Fabrikneubau im Vordergrund der Unternehmenskalkulation, so dass der Neukauf teurer Automaten zurückgestellt werden musste. 


Den Vorteil eines Bahnanschlusses in Weilmünster für den Paketversand verlor das Unternehmen bereits in den ersten Betriebsjahren, da die Bahnlinie Weilburg-Grävenwiesbach 1969 stillgelegt wurde. Für den Luftfrachtversand mussten die Pakete mit den empfindlichen Apparaten nun direkt am Flughafen angeliefert werden, was erneut höheren Transport- bzw. Versicherungsaufwand für die empfindlichen Waren zu Folge hatte. Der von der eingearbeiteten Belegschaft nach dem Umzug zu erbringende, höhere Fahrtaufwand zum Arbeitsplatz und der damit verbundene PKW-Neukauf änderten die Kalkulationsgrundlage der qualifizierten Facharbeiter dergestalt, dass sie alsbald Stellenangebote von feinmechanischen Unternehmen aus dem Rhein-Main-Gebiet annahmen, die ihnen dann wieder deutlich höhere Löhne zahlten. So kam es bald nach dem Umzug zur Abwanderung der bestausgebildeten Facharbeiter und entstand der Zwang, neue Fachkräfte auszubilden bzw. einzuarbeiten, was den eingespielten Produktionsablauf verlangsamte. 

Der persönliche Einsatz der Firmeneigentümer als Leitungs- und Arbeitskräfte, der von jeher das wichtigste Standbein des Unternehmens bildete, wurde somit nach 1970 existenziell wichtiger. Rolf und Heinz Zanger leiteten die Optische Werkstatt und Justierung und arbeiteten darselbst, während Gertrud und Karl Zanger Korrespondenz und Buchhaltung verwalteten aber auch im Werkstattbereich mit tätig waren. Kundenkontakte wurden von den beiden Söhnen  Rolf und Heinz und Rosemarie Zanger gepflegt, welche auch Bauteiltransporte von und nach Wetzlar und Umgebung, Verpackungstätigkeiten und Auslieferungsfahrten übernahm. Peter Zanger arbeitet während seiner Schulzeit aushilfsweise an Dreh- und Fräsbänken, Bohr-, Gravier- und Sandstrahlmaschinen sowie beim Lackieren der Bauteile mit. Der Tod des Firmengründers Karl Zanger im Jahre 1979 sowie die zeitparallele Entscheidung seines ältesten Sohnes Heinz, sich wegen einer Schwerstverletzung aus dem Zweiten Weltkrieg aus dem Unternehmen zurückzuziehen und die Auszahlung seines Firmenanteiles zu beanspruchen, setzten den Markstein für die Arbeitsüberlastung von Rolf Zanger, die aus diesen Belegschaftswandlungen resultierte. Nicht nur war es seine Aufgabe, bei geschwundenem Fachmitarbeiterbestand als einziger verbliebener Firmenleiter zusammen mit seiner Schwester Gertrud die Produktion und Auslieferung aufrecht zu erhalten und die Resthypotheken des Fabrikbneubaues abzutragen, gleichzeitig bildeten auch mehrere Konkurse von Kunden des Unternehmens, welche die Nichteinlösung von Bank-Wechseln für 4 Grossaufträge zur Folge hatten, den Endpunkt der initialen Prosperität des mittelständischen Unternehmens.  

Erste Krisenzeichen, die den Rückzug von Heinz Zanger wegen körperlicher Überlastung auslösten, war der Crash eines der stärksten Auftragskunden der Zanger OHG, des venezuelanischen Importeurs Tecnica Nuclear in Caracas. Folge war die Nichtbezahlung eines Grossauftrages für bereits gelieferte, binokulare Mikroskope, was Zahlungsschwierigkeiten der Fabrik für zur Erfüllung des Auftrages zuvor eingekaufter Waren nach sich zog. Nach Verhandlungen über die ratenweise Bezahlung der Forderung aus der Konkursmasse des Unternehmens in Caracas wurde von einem zweiten Importeur in Venezuela, der Firma Consolidada Cientifica S.A. eine erneuter Auftrag zur Lieferung einer grossen Stückzahl von Mikroskopen an die Zanger OHG erteilt, der wiederum nicht vollständig bezahlt wurde. Über eine Wirtschaftsagentur erfuhr die Zanger OHG, dass die Firmenleitung beider Unternehmen identisch sei und dass zur Durchsetzung der Zahlungsforderung entweder hohe Auslands-Anwaltskosten oder politische Vorsprache notwendig werden würden. Dies führte zur Kontaktaufnahme des Weilmünsterer Unternehmens mit dem Rechtsanwalt, CDU-Schatzmeister, Bundestagsabgeordneten und Auslandspolitiker Dr. Walther Leisler Kiep, der sich in der Folge für die Regelung der Zahlungsforderung zu Gunsten des deutschen Unternehmens einsetzte. Daraus resultierte die zumindestens teilweise Bezahlung der Forderung der Zanger OHG durch Consolidada Cientifica in Raten über mehrere Jahre hinweg.



Besuch des CDU Schatzmeisters, Bundestagsabgeordneten und späteren Vorsitzenden der Atlantik Brücke Dr. Walther Keisler Kiep und des Hessischen CDU Landtagsabgeordneten und Mitgliedes des Weilmünsterer Gemeindevorstandes Dr. Ernst Löw anlässlich einer Besprechung der Vertragsangelegenheit mit venezuelanischen Handelspartnern der Karl Zanger & Söhne OHG im Gebäude der Optischen Fabrik in der Weilmünsterer Nassauer Strasse 23 etwa im Jahre 1974
Fotografie: Peter Zanger / Foto CID

Doch bleib dieser, für die Fabrik der Familie Zanger in einer wichtigen Entwicklungsphase entscheidende und finanziellen Mangel hervorrufende Vertragsfall nicht der einzige Ausfall von Zahlungen für bereits erfolgte Lieferungen. Im selben Zeitraum waren Lieferbeziehungen zu einem neuen deutschen Unternehmen geknüpft worden, welches von einem Verwandten eines jahrezehntelangen, zuverlässigen Geschäftspartners des Firmengründers Karl Zanger nach dessen Freikauf aus Staatssicherheitshaft in der DDR und Freilassung "in den Westen" in Wetzlar als "Firma Pridat" neu gegründet worden war. Auch dieses Unternehmen meldete, nachdem eine grosse Serie Mikroskope bei der Zanger OHG bestellt und geliefert worden waren, Konkurs an, so dass weitere Zahlungschwierigkeiten des Weilmünsterer Unternehmens entstanden. Dies führte dazu, dass in den 80er Jahren Rolf Zanger zusammen mit seiner Schwester und einem einzigen, langjährigen Angestellten, welcher "seiner Firma die Treue hielt", den Unternehmensbetrieb weiterführte, allerdings in sehr eingeschränktem Umfang, denn der maximale Bestand von Angestellten hatte zu Beginn bei 35 Personen gelegen. Rosemarie Zanger bewegte diese Situation dazu, ihrem in Frankfurt berufstätigen Sohn dazu zu raten, nicht die Rückkehr in das Familienunternehmen anzustreben sondern eine eigene, von der Fabrik unabhängige Existenz aufzubauen, entgegen der Hoffnungen ihres Ehemannes Rolf, der die Mitarbeit seines älteren Sohnes in der Fabrik wegen der erhofften Entlastung von der eigenen Überbeanspruchung durch Arbeitsszeiten mit 75-Stunden Wochen zwar nicht erwartete aber doch dringend benötigt hätte.

Für Rosemarie Zanger bedeuteten die 80er Jahre dagegen eine Lebensphase, die ihr wichtige Emanzipationschritte zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung ermöglichten. Inspiriert durch Kontakte zu Lehrern und Klassenkameraden-Familien ihres jüngeren Sohnes Mark begann sie ihre soziale Integration in Weilmünster zuerst über die Teilnahme an Volkshochschulkursen und dann über die Mitgliedschaft in Gruppierungen voranzutreiben. In der VHS erlernte sie Techniken der Kunstkeramik, Knüpftechnik des Macrameé sowie der Herstellung von Naturprodukten, insbesondere von Cremes und Salben sowie von Naturheilmitteln, deren Anwendung in umfangreicher Fachliteratur studierte. Selbst verschrieb sie sich vollends der naturnahen Ernährung mit Bioprodukten und deren ökologischen Anbau und praktizierte in ihrem eigenen Haushalt die Weiterverarbeitung von Naturprodukten, insbesondere traditionellen Getreidesorten aber auch der Einführung nicht-heimischer Nutzpflanzenarten wie Amaranth und Topinambur. Ebenso praktizierte sie die kunstfaserfreie Textilherstellung aus Naturfasern und erlernte und praktizierte die Herstellung von Wolle mit Spinnrädern. Ihren Garten gestaltete sie zunehmend mit Ablegern von Pflanzen, welche sie von ihren Reisen in die Mittelmeer-Region mitbrachte oder die ihr von Immigranten aus Asien, Osteuropa oder den Balkanländern für ihren Garten zugetragen worden waren, aber auch mit "alten Sorten" bzw. "Urformen" von Zierpflanzen aus den Gärten ihrer Mutter bzw. Gropssmutter auf der Emmershäuser Hütte. Die Umstellung ihrer Ernährungsweise, welche in der Folge dann auch von ihrem Mann mitgetragen wurde, da sie die Rolle als Hausfrau und damit die Bestimmungsrolle über die Lebensmittelzubereitung niemals aufgab, hatte zur Folge, dass sich die vorab erwähnten und mit der Bauökologie des Wohnhauses erklärbaren allergischen Leiden des Ehepaares bald besserten. 

Einen Rückschlag für diese Entwicklung zur Selbstversorgung stellte ein Ereignis dar, das etwa im Jahr 1986 stattgefunden haben muss, als ihr im Garten angesiedeltes, neues Schaf "Rosalie", welches ihr Wolle für das Verspinnen liefern sollte, vom am Garten vorbeiführenden Feldweg aus erschossen wurde. Diesem unerklärlichen Attentat waren Verdächtigungen vorausgegangen, mit dem Tod eines abgerichteten Schäferhundes, der in einem, Rosemaries Garten gegenüberliegenden Verschlag untergebracht war, in Verbindung zu stehen. Dabei handelte es sich um ein dressiertes Tier, das von einem Weilmünsterer Bürger, welcher angeblich im Polizeidienst beschäftigt war, aus Altersgründen dort abgestellt worden war, nachdem das Tier zuvor angeblich als "Drogensuchhund am Frankfurter Flughafen und im Raum Friedberg" eingesetzt wurde.

Parallel zu oder gerade auf Grund dieser Widrigkeiten suchte Rosemarie zunehmend Kontakte zu Vereinen und engagierte sich besonders im Freundeskreis Le Cheylard, der die Städtepartnerschaft Weilmünsters mit der französischen Gemeinde im Departement Ardeche weiterentwickelte. In diesem Zusammenhang wurden mehrfach Besucher aus Le Cheylard im Haus von Rosemarie Zanger empfangen, bewirtet und beherbergt und Einladungen zu Gegenbesuchen in der Cevennen-Stadt angenommen. Da der Freundeskreis  zu weiten Teilen in Personalunion von den Mitgliedern des Ortsverbandes der GRÜNEN gebildet wurde, trat Rosemarie auch dieser Parteiinitiative bei und nahm an Veranstaltungen und Gemeindevertretersitzungen teil, organisierte aber auch Vorstandssitzungen, die im Wohnhaus der Familie Zanger stattfanden. In diesem Rahmen entstand die Initiative zur Gründung eines Dritte Welt Bio - Ladens im Wohnhaus von Frau Zanger, in welchem landwirtschaftliche Naturprodukte und Solidaritätsprodukte aus fairem Handel mit den Dritte Welt Ländern stammten. Der Laden funktionierte über einen längeren Zeitraum im Erdgeschoss des Hauses, wurde später aber aufgegeben. Das Engagement bei den GRÜNEN verlief parallel zur von dieser Gruppierung besonders vorangetriebenen Aufarbeitung der im Rahmen des T-4 Programmes am Sanatorium Weilmünster während der Nazizeit begangenen Verbrechen. Über die Patiententötungen des "Programmes zur Ausrottung unwerten Lebens" in Weilmünster, die trotz paralleler Bemühungen von Teilen des Personales und der Klinikleitung zur Rettung der Bedrohten auch vorkamen, sowie über die Weiterverlegung von Patienten und zur Erholung von Frankfurt nach Weilmünster gesandter Personen in die "Vernichtungsanstalt" Hadamar wurden 2 Bücher publiziert sowie eine Gedenkstätte und ein Informationszentrum aufgebaut. Desweiteren wurde Rosemarie Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz BUND und begann später, sich im Rahmen von Amnestie International unter anderem für die Freilassung politischer Gefangener zu engagieren. 

Seit 1988 wurde Rosemarie Zanger auch korrespondierendes und förderndes Mitglied des Vereines zur Förderung von Landwirtschaft und Umweltschutz in der Dritten Welt e.V. mit Sitz in Stadecken Elsheim und Wiesbaden, insbesondere da ihr älterer Sohn in einem der Projekte dieser Gruppe zur experimentellen Vorbereitung von Produktion und Einsatz biologischer Pflanzenschutzmittel in Nicaragua tätig war und sich zu Feldforschungen für seine naturwissenschaftliche Diplomarbeit über die Wirksamkeit von Azadirachtin-Extrakten aus Blättern und Samen des Niem-Baumes (Azadirachta indica A. Juss) dort mehrfach zwischen Januar 1987 und Januar 1990 aufhielt. 

Die fortschreitende Einbindung von Rosemarie Zanger in die informellen Zusammenhänge Weilmünster eröffneten ihr auch Zugänge zu Erkenntnissen, die ihr im Rahmen der Familie Zanger und während ihrer Rolle als Hausfrau und erziehende Mutter unerschlossen geblieben waren, wobei die in Taunusgemeinden ansonsten praktizierte informelle Verschlossenheit gegenüber "Fremden", und dazu zählte ja die Familie Zanger nach erst einem Jahrzehnt in Weilmünster noch, eine jeweilige Abwägung des Tatsachengehaltes der mitgeteilten Nachricht erforderte. Andererseits übernahm sie zunehmend, insbesondere für die Freundeskreise ihres jüngeren Sohnes Mark, eine Art Funktion der "Beichtmutter", gegenüber der man Verfehlungen aller Art "gestehen" konnte, so dass sie diesbezüglich einen grossen Vertrauensvorschuss bei Teilen der Weilmünsterer Bevölkerung genoss. Auch ihre informellen Kontakte über Familie ihres Ehemannes zu Strukturen der ehemaligen Staatssicherheit der DDR mögen einen Grund dargestellt haben, warum ihr spezifische Fakten gezielt zugetragen wurden. 

In Weilmünster kursierten zu diesem Zeitpunkt Gerüchte, dass die angebliche RAF-Terroristin bzw. das Mitglied der sogenannten Baader-Meinhof Bande, Marie Ulrike Meinhof, die im Jahre 1955 ihr Abitur am Gymnasium Philippinum in Weilburg absolvierte und dann an der Phillips-Universität Marburg Psychologie, Pädagogik und Germanistik studierte, vor ihrer Verhaftung am 14. Juni 1972 sich für kurze Zeit in einer Pension am Weilmünsterer Marktplatz aufgehalten haben soll und in diesem Zusammenhang auch den wegen DKP-Mitgliedschaft entlassenen Pfarrer kontaktiert haben soll, der sie zu überreden versucht hätte, sich der Polizei zu stellen.  Parallel zur Diskussion dieser Informationsgrundlagen in Weilmünster  kam es im Jahre 1980 während der kaufmännischen Berufsausbildung des älteren Sohnes von Rosemarie Zanger in Frankfurt nach dessen Wohnungswechsel im Westend vom Trutz 18 in das Sachsenlager 11 zu einer undurchschaubaren Konstellation, die zu dem Gerücht führte, Peter Zanger und seine damalige, aus Ris Orangis bei Paris stammende Lebensgefährtin "wohnten dort in einer Terroristenwohnung". Von Seiten von Rechtsanwälten wurde auf Nachforschungen hin später bestätigt, dass im Juni 1972 - also etwa zeitgleich mit dem Aufenthalt von Ulrike Meinhof in Weilmünster - tatsächlich im Zusammenhang mit der Jagd auf Andreas Bader und Holger Meins in Frankfurt eine Polizeiaktion in einem Apartmenthaus im Sachsenlager stattgefunden hätte. Ob es sich um die Nummer 11 gehandelt hatte ist unbekannt, doch waren in der von dem Sohn von Frau Rosemarie Zanger bewohnten Souterrainwohnung mit getönten Fensterscheiben, welche nach Information des Maklers "lange leergestanden hätte und schwer zu vermieten gewesen sei", nach dem Einzug u.a. massive Schäden im Wandverputz auszubessern gewesen.

Viel wahrscheinlicher als der aus den vorangehend zitierten Gerüchten vermutbare Bezug zur Roten Armee Fraktion ist die vermutliche Einbindung des familiären Netzwerkes der Rosemarie Zanger beim Handel mit der Justiz der DDR und der BRD über Häftlingsfreikäufe und Gefangenenaustausch. Nach dem Aufbau individueller, informeller Kontakte zu Verwandten in Thüringen beim Eingangs zitierten Besuch des älteren Sohnes von Frau Zanger in der DDR im Jahre 1974 kam es zu Kontaktaufnahmen von Agenten der sozialliberalen Bundesregierung unter Willy Brandt mit den Staatssicherheitsstrukturen der DDR, welche die Entlassung von Häftlingen in der DDR gegen Lösegeldzahlungen zur Folge hatten. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Sohn der Wetzlarer Unternehmerfamilie Pridat freigekauft und in den Westen freigelassen, mit welchem die Zanger OHG in der Folge die bereits weiter oben beschriebenen Geschäftsverbindungen aufbaute. Im Gegenzug kam es zur Übersiedlung von ehemaligen Sympathisanten oder sogenannten "Mitgliedern" der RAF in die DDR in den Jahren 1980 und 1982, nachdem diese sich zuvor bereiterklärten, zukünftig nicht an paramilitärischen Aktionen der deutschen Guerrillia teilzunehmen, was zum Ende des in den Medien so benannten "Bewaffneten Kampfes" der sogenannten 2. RAF-Generation führte. Die in der Folge am 8.8.1985 (Air Base-Attentat), 24.11.1985 (PX Tankstelle Frankfurt) und 30.11.1989 (Alfred Herrhausen Bad Homburg) in den Medien mehr oder weniger detailliert geschilderten, offensichtlich "politischen" Attentate mussten dann nach der Übersiedlung der "RAF-Kämpfer" in die DDR anderen Guerrilliastrukturen zugeordnet werden, welche den offenen Kampf mit dem ehemaligen "Kriegsgegner USA" suchten.

Weitere Indizien, welche insbesondere vom jüngeren Sohn der Rosemarie Zanger als RAF-Kontakte seines in Frankfurt lebenden älteren Bruders und dessen kolumbianischer Lebensgefährtin interpretiert wurden, waren das Abstellen von Umzugskisten einer vorübergehend in die Türkei übergesiedelten, befreundeten Frankfurterin in der Wohnung auf der Emmershäuser Hütte, die Informationen über die politischen Gefangenen aus der RAF in der BRD enthielten, insbesondere weil der frühere Lebensgefährte der Frau aus Karlsruhe im Rahmen einer RAF-Fahndung von der Polizei erschossen worden sein soll und sie Informationsmaterialien zur Situation sammelte und aufbewahrte. Offensichtlich erweckte die Durchsuchung der abgestellten Kartons bei den Hausbewohnern die Besorgnis, mit der RAF in Verbindung gebracht zu werden. Zudem hatte diese langjährige Freundin der Familie das Verleihen des Diaprojektors von Peter Zanger und Sol Montoya während derer Abwesenheit in Nicaragua (Januar 1988 - März 1989) an eine andere Frankfurter Freundin vermittelt, welcher in den 70er Jahren gerüchteweise Verbindungen zur RAF und eine mehrmonatige Verhaftung "durch den Mossad" unterstellt worden waren. Mit beiden Frauen unterhält die Familie Zanger auch heute noch gute Freundschaftsbeziehungen.

Nach der Rückkehr des älteren Sohnes von Frau Zanger und dessen Lebensgefährtin, welche in Nicaragua Mutter einer gemeinsamen Tochter geworden war, im März 1989 nach Frankfurt, wo dieser seine in Nicaragua zusammengestellte Diplomarbeit fertigstellen musste, entstand bei der in Medellin lebenden, kolumbianischen Verwandtschaft der ersten und einzigen Enkelin von Frau Zanger in Folge der politischen Wirren der Präsidentschaftswahlen in Kolumbien eine Bedrohungssituation, welche Anlass für die mehrjährige Übersiedlung des Elternpaares mit ihrer jüngeren Tochter nach Alcala de Henares bei Madrid im Rahmen eines Schutz- und Ausbildungspogrammes für Angestellte der kolumbianischen Justizbehörden und in politischen Verfahren tätige Rechtsanwälte bildete. Mitte des Jahres 1990 kam es dann zum Besuch der in Spanien vorübergehend exilierten Richterin aus Envigado und des Rechtsanwaltes, welcher ehemalige Kämpfer der Guerrillia M-19 in Gerichtsverfahren verteidigt hatte. Im Rahmen ihres Deustchlandaufenthaltes wohnte das kolumbianische Elternpaar mit ihrer Tochter bei ihren Verwandten in Frankfurt und auch eine zeitlang im Wohnhaus von Frau Zanger in Weilmünster.


Familienszenerie aus dem Jahre 1990 neben einer von Rosemarie Zanger geflochtenen Macrameé-Pflanzenampel.
Stehend von links: Rolf Viktor Zanger, Dr. jur. José Mario Montoya Hernandez
Sitzend von links: Rosemarie Elisabeth Zanger Klinge, Dr. jur Amparo Correa Wiedemann de Montoya  
Am Boden von links: Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger, Dr. phil. Yolanda Sol Montoya Bonilla, Maria del Pilar Montoya Correa, Dr. jur. Rodrigo Montoya Bonilla
Ganz vorne: Die Enkelin von Rosemarie Zanger und Tochter von Peter und Sol Zanger-Montoya im Alter von 2 Jahren

Zum Zeitpunkt des Besuches ihrer Verwandten aus Medellin lebten die Tochter der Familie Montoya und ihr Lebensgefährte zusammen mit dem Enkelkind der in Madrid exilierten kolumbianischen  Justizmitarbeiter in Frankfurt und engagierten sich dort politisch in der "Kolumbiengruppe Frankfurt". Dieses Engagement hatte in erster Linie die Pflege regelmässiger Zusammenkünfte der aktiven deutsch-kolumbianischen Mitglieder der Gruppe, Planung und Durchführung von Veranstaltungen zu aktuellen Themen, die Aufnahme und Begleitung von Reisenden Aktivisten aus Kolumbien, welche sich für Informationskampagnen in Deutschland aufhielten sowie die Teilnahme an öffentlichen Aufmärschen zum Inhalt. Im Zeitraum des Besuches von Dr. Mario Montoya Hernandez war insbesondere die Menschenrechtssituation in Kolumbien nach den Ereignissen der Präsidentschaftswahlen von 1998 von Bedeutung. In diesem Rahmen unterstützte die Gruppe eine bundesweite Veranstaltungsreihe von Delegierten der Angehörigenorganisation von Verschwundenen ASFADDES in Begleitung eines leitenden Mitarbeiters des jesuitischen Sozialforschungsinstitues CINEP und des Rechtsanwaltes Eduardo Umana Mendoza und nahm an deren Anhörung durch den Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages in Bonn teil. Dr. Montoya als ehemaliger Parlamentarier der kolumbianischen Partei ANAPO und Verteidiger von Ex-Guerrilleros wurde in Frankfurt zu einer Informationsveranstaltung im Dritte Welt Haus eingeladen und gab dort eine Darstellung seiner Sicht der aktuellen politischen Situation seines Landes. Zu einer späteren Informationsveranstaltung der Kolumbiengruppe in Frankfurt war im November 1990 als Repräsentant der Bananenarbeiter-Gewerkschaft SINTRAINAGRO Alirio Guevara geladen. Abgesehen vom Besuch der Familie Montoya-Correa im Haus der Familie Zanger in Weilmünster blieben letztere aber von dem politischen Engagement der Eltern ihrer Enkelin unberührt.



Die 90er Jahre

Nach dem universitären Berufsabschluss ihres älteren Sohnes an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt als Diplom Biologe im Oktober 1990 und dessen Anstellung in einem Forstkundlichen Forschungsprojekt am Senckenberginstitut stellt sich für die Weilmünsterer Fabrikanten-Familie Zanger erstmals die Frage, ob die eigentlich im Rahmen der unternehmerischen Familienphilisophie angestrebte Übernahme der Leitung der in den letzten Jahren mit überproportionalem Eigeneinsatz und Arbeitsaufwand von Rolf Zanger alleine geführten und betriebenen Spezialwerkstatt für Mikroskope in Weilmünster durch ihre beiden Söhne sinnvoll ist. Ausschlaggebend für die insbesondere von Rosemarie Zanger bestärkte Linie, ihrem Sohn Peter zur Weiterführung der eigenen beruflichen Aktivität in der Grossstadt mit der Perspektive einer späteren Auslandstätigkeit in Südamerika zu raten, ist dabei die prekäre Auftragslage des eigenen Familienunternehmens, welches in einer Phase der schwierigen Vermarktbarkeit der angebotenen optischen Präzisionsinstrumente am Anfang der 90er Jahre von ihrem Ehemann Rolf nur noch als Auftragsreparaturdienst für in früheren Jahren insbesondere an medizinische Praxen gelieferte Mikroskope geführt wird. Mehr erfolgversprechend für die Fortführung des Firmenmantels des Unternehmens, in dessen Produktionsgebäude zu diesem Zeitpunkt nur noch etwa 20 % der Fläche für den Werkstattbetrieb genutzt wird, scheint die feingeräteelektronische Entwicklungstätigkeit des jüngeren Sohnes der Familie zu sein, welcher in Oberursel bei der Elektroanlagen-Baufirma Zimmer AG seine Ausbildung absolvierte. Die Förderung von 2 naturwissenschaftlich-technischen Nachfolgeunternehmen, welche beide im Firmengebäude für ihren Weiteraufbau genügend Entwicklungsraum fänden, scheint der Firmenleitung der KZuS OHG zu diesem Zeitpunkt erfolgversprechender, als die Übernahme der Fabrik mit unsicherer Zukunftslage durch beide Nachkommen.

Damit ist die Gründung eines unabhängigen Unternehmens durch Peter Zanger in Frankfurt, aus dessen Anfängen sich ein Jahrzehnt später im Juni 2002 das in Weilmünster neustrukturierte CID Institut entwickeln soll, mehr oder weniger vorgeschrieben. Entsprechend seiner naturwissenschaftlichen Ausbildung ist die Unternehmensform eines wissenschaftlichen Gutachterbüros für die Beantwortung von Fachanfragen in Form von Studien, Dokumentationsarbeiten und Gutachten ein Firmenkonzept, welches sich als Anwendungsfeld für die technische Apparateentwicklung eines parallel gegründeten Entwicklungsbüros für den elektronisch-optischen Apparatebau später gut als Doppelstruktur in der Fabrik der Familie kombinieren lassen sollte. So erfolgte Anfang 1992, nachdem im Herbst 1991 im Auftrag des Deutschen Bundes für Vogelbeobachtung DBV ein erstes unabhängiges, zoologisches Gutachten über die entomologische Artenzusammensetzung einer Heidefläche bei Oberroden-Waldacker erstellt worden war, in Dreieich bei Frankfurt die Gründung der Bürogemeinschaft Unabhängiger Biologen, welche als "Planungsbüro für Landschaftsökologie und Naturschutz PLAN" firmierte und in den folgenden Jahren Aufträge von den für Naturschutz zuständigen Verwaltungseinheiten auf Orts-, Kreis- und Regierungsbezirksebene annahm und ausführte.

Der Unternehmensgründung vorausgegangen war ein 3-monatiger Praktikums-Aufenthalt des neugekürten Diplom-Biologen in Kolumbien von April bis Juli 1991. Dieser dritte, berufliche Auslandsaufenthalt in Lateinamerika nach einem Praktikum in Nicaragua im ersten Quartal des Jahres 1987 in einem Projekt zur Zucht von entomopathogenen Nematoden als natürlichen Antagonisten von sich im Boden von Agrarkulturen vermehrenden Schadinsekten und der anschliessenden Diplomarbeit im Centro Nacional de Protección Vegetal CENAPROVE des nicaraguanischen Landwirtschaftsministeriums MIDINRA in Managua (Dezember 1987 - Januar 1989) entsprang der Initiative einer Mitarbeiterin des kolumbianischen Sozialforschungsinstitues CINEP in Bogota, die sich Anfang 1991 zu einer Informationsreise in Deutschland aufhielt und den Frankfurter Biologen in der Folge zu einem Praktikum in einem Projekt des CINEP in Santa Marta einlud. Dort betätigte sich die Abteilung Ökologie des Sozialforschungsinstitutes unter Leitung von Mario Calderon in einem Projekt zur Wiederherstellung des Río Manzanares und förderte in diesem Rahmen, in Kooperation mit der Basisorganisation TIERRA DE ESPERANZA, Informationskampagenen zur Stärkung des Umweltbewusstseins der an den Flussufern im Stadtgebiet von Santa Marta siedelnden Bevölkerung. Studienziel des Praktikums war die Frage, ob die Anpflanzung von Niem-Bäumen zur Stabilisierung entwaldeter Uferzonen in Kombination mit der Nutzung der insektiziden Bestandteile der Bäume durch Bauern und Gärtner, welche die Flussuferzonen bewirtschaften, realisierbar ist. Die Studie wurde nicht zu Ende geführt und mündete in dem, auf einem abschliessenden Seminar in Bogotá unterbreiteten Vorschlag, eine experimentelle Pflanzung von importierten Niem-Bäumen in Santa Marta am Ufer des Río Manzanares anzulegen, mit dem primären Ziel, die Ufererosion durch Hochwässer einzudämmen und die spätere Akzeptanz der aus Teilen des Baumes mit einfachsten Methoden zu gewinnenden, natürlichen Insektizide durch die Anlieger zu einem späteren Zeitpunkt zu erproben.

Einen ersten Rückschlag erlitt das neugegründete, naturwissenschaftliche Gutachterbüro PLAN Anfang  Dezember 1992 während der abschliessenden Redaktion eines Planungsgutachtens für ein Landschaftsschutzgebiet in Taunus und Wetterau mit der Nachricht vom Tode des Schwiegervaters des Unternehmensmitbegründers, Dr. José Mario Montoya Hernandez am 8.12.1992 in Folge eines Attentates, welche die Notwendigkeit zur Anwesenheit der in Deutschland lebenden Verwandten in Kolumbien über einen längeren Zeitraum (10.12.1992 - Anfang März 1993) nach sich zog. Wie bereits vorangehend erwähnt, war Dr. Montoya, der nach 2 Überfällen auf sein Wohnhaus im Medelliner Stadtviertel Aguacatala Ende 1989 nach Madrid übergesiedelt war, als Jurist in Kolumbien gefährdet, aber Mitte 1991 trotzdem wieder an seinen ursprünglichen Wohnort zurückgekehrt. Im Gefährdungszeitraum war seine Ehefrau als Ermittlungsrichterin in Envigado mit Untersuchungen über organisierte Fahrzeugdiebstähle durch eine mafiaähnliche Organisation beschäftigt. In den deutschen Medien wurde die betreffende historische Phase vereinfachend als "Drogenkrieg von Medellin" stilisiert. Nach Protokollen der Staatsanwaltschaft von Medellin war Dr. Montoya auf seiner Kaffee-Hacienda in Tamesis (Antioquia) angeblich Opfer eines Raubüberfalles eines Nachbarn geworden, welcher ihn mit einer Schaufel erschlagen haben soll.

Die Rückkehr nach Deutschland im März 1993 unter dem Wirken der Eindrücke aus Kolumbien förderte eine Neuorientierung des in Frankfurt lebenden, deutsch-kolumbianischen Zanger´schen Familienastes hin zur Festigung ihrer Lebensverhältnisse in Deutschland und eine vorübergehende Abkehr von bisher gehegten Plänen, nach Kolumbien überzusiedeln. Dies kam insbesondere in der Übernahme von neuen Gutachteraufträgen für das Büro PLAN für 3 parallel anzufertigende Schutzwürdigkeitsgutachten und Pflegepläne für Naturschutzgebiete in den Naturräumen Vogelsberg, Spessart und Untermainebene (Rodgau) sowie in der Renovierung von Wohnräumen der Familie im Wohnhaus auf der Emmershäuser Hütte zum Ausdruck. Trotz der sich stabilisierenden, beruflichen Einnahmensituation aus selbständiger, naturwissenschaftlicher Gutachtertätigkeit bildete für die Frankfurter Familie der hohe Grundaufwand für städtische Mieten einen Kalkulationsfaktor, der durch die Nutzung von familiärem Grundbesitz im Taunus für Wohnzwecke, als Firmenbüro und als gärtnerische Nutzfläche einen grösseren Spielraum für Investitionen in den eigenen Strukturaufbau ermöglichen sollte. 

Da die berufliche Tätigkeit der Schwiegertochter von Rosemarie Zanger als Dozentin an der Marburger Universität jede Woche deren mehrtägige Abwesenheit aus Frankfurt erforderte und das dortige Gutachterbüro ihres Sohnes nicht unbedingt an den Standort Frankfurt gebunden war, insbesondere weil die Untersuchungsflächen weit entfernt von der Stadt lagen, boten Frau Zanger und ihr Mann ihren Frankfurter Verwandten an, ihren Wohnsitz zumindestens teilweise nach Weilmünster an den Stammsitz der Familie zu verlegen und die Büros der beiden selbständigen Akademiker im brachliegenden Teil des Gebäudes der Optischen Fabrik einzurichten. Hintergrund für das Angebot war die enorme Kostenersparnis für Transport, Wohn- und Büroraummiete die durch die Mit-Nutzung der familiären Immobilien-Infrastruktur hätte erreicht werden können, bzw.die Freistellung von Finanzmitteln für Investitionen und Modernisierungen des eigenen Unternehmens am Standort Weilmünster. Um diese Entwicklung einzuleiten übertrugen die Eltern von Peter Zanger an ihn, dessen Ehefrau und ihre gemeinsame Tochter bereits 1995 Eigentumsanteile am gemeinsam bewohnten Wohnhaus in Weilmünster an diese. 

Doch nicht nur aus ökonomischen und investitionspolitischen Gründen hatte Rosemarie Zanger ein besonderes Interesse am Wechsel ihrer Frankfurter Familie nach Weilmünster. Wie fast alle Gemeinden Hessens durchlief auch die Kommune Weilmünster die Phase der "Aufarbeitung der Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus", allerdings mit ungewöhnlicher Verspätung, denn ähnliche Dokumentationen waren anderenorts bereits in den 70er und 80er Jahren nach jahrelangen Studien erstellt und publiziert worden, während umfassendere und systematische historische Betrachtungen in der Gemeinde erst im Jahr 1997 fertiggestellt waren (ASCABAHC / Kulturverein Laubuseschbach; HEILANSTALT-SANATORIUM-KLINIKEN / Christina Vanja). Erste, eher als "unsystematisch" zu bezeichnende Versuche der Vergangenheitsbewältigung waren mit dem Erscheinen des unter anderem vom CDU MdL Dr. Ernst Löw, Franz Dienst und Albert Radu im September 1988 mitherausgegebenen, zweiten historischen  Buches über Weilmünster, einer vorläufigen Untersuchung der Klinikumsgeschichte durch Dischereit u.a. (85 Jahre Krankenhaus Weilmünster / ca. 1982), die nach der Publikation wieder zurückgezogen und aus dem Bestand der Deutschen Bibliothek herausgenommen worden war, sowie dem Anekdotenbuch von Herbert Keiper (1982) erfolgt, aber als nicht ausreichend für die Beantwortung der Fragen der Ortsgemeinschaft zu den Ereignissen aus der Zeit von 1933-45 angesehen worden. Nach der "Öffnung" des bis in die 70er Jahre ummauerten "Irrenhauses" wurde die Bevölkerung des Ortes mehr und mehr mit "Funden" auf dem Klinikumsgelände konfrontiert, unter anderem mit ausgedehnten Gräberfeldern, deren Zustandekommen zunehmend hinterfragt wurde. Diese Aufklärungsarbeit wurde dann in den 90er Jahren insbesondere von der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit Limburg-Weilburg wegen der Existenz eines jüdischen Friedhofs auf dem Klinikumsgelände vorangetrieben, aber auch von der Fraktion der GRÜNEN im Weilmünsterer Gemeindeparlament. Beiden Initiativen gehörte Rosemarie Zanger als Mitglied an.

In Weilmünster ergab sich zeitparallel zu den historischen "Aufarbeitungsversuchen" zudem die Situation, dass nach dem Neubau des "Waldheimes" auf dem Sanatoriumsgelände im Jahre 1968 in dieser vom übrigen Krankenhausgeschehen abgetrennten Isolationsstation sogenannte "Schwerstbehinderte" konzentriert wurden, bei dem gleichzeitigen Wiederaufflammen der neu-ethisch verbrämten Diskussion der Euthanasiefrage insbesondere in regionalen Kirchenkreisen. Ob es im "Waldheim" zwischen 1968 und 1988 - dem Jahr der Schliessung dieser Abteilung - tatsächlich bis zu medizinischen Patiententötungen gekommen war, ist hier unbekannt, doch war die Aufarbeitung der Nazivergangenheit des Klinikums in Weilmünster in den 80er Jahren und damit der Fragen des von 1939-42 praktizierten T-4 Programmes, der Patientenverlagerungen bis zu deren Verschwinden in speziellen Tötungsabteilungen in Hadamar etc.,  die Anwendung von Spezialmedikamenten zu Patiententötungen durch Ärzte der Nazizeit und die Frage der Selektion der Opfer in Weilmünster deswegen so besonders schwierig, langwierig und verwirrend, weil man "im Ort" zwischen 1968 und 1988 erneut und aktuell mit "demselben Problem" konfrontiert war. 

Die Fokussierung auf das lokale Sanatorium, das T-4 Programm und die Euthanasie hatte bei der Bewältigung der "Zeit des Faschismus" und den in diesem Zusammenhang eventuell zu klärenden Kriegsverbrechen zudem die Konsequenz, dass mit den politisch-militärischen Auseinandersetzungen der Zeit von 1933-45 in Zusammenhang stehende Ereignisse, die Weilmünster direkt oder indirekt betroffen hätten, weitgehend übergangen wurden. Für Laubuseschbach wird in den historischen Chroniken nur am Rande auf Ereignisse Bezug genommen, die vermutlich Folge eines Progromes gegen Bürger jüdischer Religionsangehörigkeit waren und den Verlust der Synagoge, der jüdischen Schule sowie des Wegzuges eines grossen Teiles "der Juden" zur Folge hatten, die aber schon in der ersten Dekaden des vergangenen Jahrhunderts stattgefunden haben müssen. Weilmünster selbst war neben der Funktion als Rückzugspunkt für "Führer-Kommandozüge" im örtlichen Eisenbahntunnel militärisch bedeutsam und durch unzählige RAD-Bunker-Bauwerke rundum gesichert, doch sind ausser einigen folgenlosen, kleinen Luftangriffen und der Nutzung des Sanatoriums als "Verhörlager" der US-Sreitkräfte keine direkten Militärereignisse rund um den Ort beschrieben. Nur gerüchteweise werden allerdings Beziehungen zwischen schweren Kriegsverbrechen anderenorts und der Ansiedlung von "Flüchtlingen aus dem Osten" nach Kriegsende in den heutigen Wohngebieten "rund um das ehemalige RAD-Lager" genannt, ein Grund vermutlich, warum frühere Publikationen zur Ortsgeschichte aus den 80er Jahren zurückgenommen wurden, unter anderem weil darin Namen genannt worden waren, die solche Verbindungen (Treblinka, Babi Jar, ...) möglicherweise belegt hätten. 

Für die innerörtliche, politische Auseinandersetzung, die sich im Zusammenhang mit den Klärungsbemühungen auftat, erhoffte Rosemarie Zanger sich entscheidende Unterstützung durch ihre Schwiegertochter, Sol Montoya Bonilla, die als Ethnologin und Schriftstellerin wichtige Publikations-Beiträge zur Weilmünsterer Situation hätte leisten können. Das politische Engagement in der Lateinamerika Solidaritätsbewegung hatte Frau Montoya und ihren Lebensgefährten Peter Zanger zu Focus-Personen in der Auseinandersetzung determinierter Fälle von Menschenrechtsverletzungen gemacht. Hierzu zählte insbesondere deren Hintergrundhandeln nach einem zufällig beobachteten und dokumentierten Attentat in der Kolumbianischen Stadt Honda im September 1985 sowie der zufälligen Fotodokumentation schwerer Menschenrechtsverletzungen in einer niedergebrannten "Kaffeekooperative" im März 1987 nah Sebaco in Nicaragua. Wenn auch das Handeln von Frau Dr. Montoya und des älteren Sohnes von Frau Zanger aus formaljuristischer Sicht nicht immer sofort verständlich erschien, so war doch unzweifelhaft, dass beide sich als kompromisslose Verteidiger des Rechtes auf Leben und als kompromisslos Widerstand gegen faschistische Verbrechen leistende Personen erwiesen hatten.

Trotz des geschilderten Verlangens von Rosemarie Zanger und den für eine Niederlassung der Frankfurter in Weilmünster getroffenen Vorbereitungen kam es aber dann im Verlauf der Jahre 1994-95 zur Entscheidung von Frau Montoya, ihre Dissertation in einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Universitäten Marburg und Medellin (UdeA) über traditionelle Karnevale in den kolumbianischen Städten Barranquilla und Riosucio fortzusetzen und dafür von Dezember 1995 bis August 1997 zuerst nach Medellin und dann nach Envigado in Kolumbien überzusiedeln. Massgeblich für diese Entscheidung waren die Notwendigkeit der Unterstützung ihrer dortigen Familie nach den Ereignissen vom Dezember 1992 und das begleitende Stellenangebot im universitären Forschungsprojekt. 

Auch ihr Lebensgefährte hatte sich ursprünglich dazu entschieden, den Aufbau seines naturwissenschaftlichen Gutachterbüros in Deutschland weiterzuführen und dazu Anfang 1994 als Selbständiger ein berufsbegleitendes Praktikum in der Fachabteilung Naturschutz am Regierungspräsidium Südhessen absolviert, in Anbindung an diese Zusatzausbildung dann allerdings ein Stellenangebot als selbständiger Gutachter in Entwicklungshilfeprojekten in Zentral- und Südamerika von der Gesellschaft für Angewandte Technologien GATE angetragen bekommen, eine Tätigkeit welche er am 20. Februar 1994 antrat und bis zu seiner zeitweisen Übersiedlung zu seiner Frau und Tochter nach Envigado im März 1996 in der Eschborner Zentrale der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ einschliesslich einer Dienstreise nach Mexico im Frühjahr 1995 auch ausübte.

Für das CID Institut bzw. sein Vorläufer-Unternehmen PLAN erwies sich die Übersiedlung nach Antioquia, wo das Büro als Firmenrahmen für die geplante Tätigkeit als unabhängiger Umweltgutachter in Kolumbien dienen sollte, bei gleichzeitiger Unterschätzung der Anfangsschwierigkeiten einer unvorbereiteten, beruflichen Anpassung für die Etablierung als Selbständiger im Ausland, als für den konzipierten Unternehmensaufbau wenig konstruktive Phase. Da keine Einbindung in existierende berufliche Strukturen vorgesehen war und mehrmonatige Versuche des Kontaktaufbaues beispielsweise zu regionalen Planungsbehörden und Instituten fruchtlos blieben, wurde innerfamiliär eine andere Arbeitsteilung mit Übernahme der Rolle überwiegender Erziehungstätigkeit etabliert. Neben der Vollzeit Kindererziehung während Phasen der beruflich bedingten Abwesenheit der Mutter nahm Peter Zanger eine Ausbildung als Keramiker und Bildhauer auf und gründete das Keramik-Atelier PIEDRAS DEL RIO, welches von Januar bis August 1997 in der Ladengalerie IMAGINARTE nahe der Plaza Mayor von Envigado ein Studio hatte, Kurse anbot und hergestellte Skulpturen ausstellte. Diese Übergangstätigkeit war unter anderem mit familiärer Unterstützung durch seine Mutter Rosemarie Zanger aus Deutschland möglich. 

Parallel zum Aufenthalt des älteren Sohnes von Rosemarie Zanger in Envigado sind zwei tragische Ereignisse zu registrieren, die den Tod von Personen zur Folge hatten, die für den Weilmünsterer Bürger in politischer und beruflicher Hinsicht von Bedeutung waren. Am 18. Oktober 1996 kam es in Weilmünster in unmittelbarer Nachbarschaft zur Karl Zanger und Söhne OHG bzw. dem heutigen Sitz des CID Institutes zu einem schweren PKW-Unfall, bei welchem der Parteifreund und ehemalige Vize-Vorsitzende der Jungen Union Weilmünster ums Leben kam. Am 20. Mai 1997 ereignete sich in Bogota ein Attentat, bei welchem der Umwelt-Abteilungsleiter des Sozialforschungsinstitutes CINEP, unter dessen Regie im Jahr 1991 der Praktikumsaufenthalt in Santa Marta ablief, zusammen mit seiner Ehefrau und einem weiteren Verwandten in deren Wohnung in Bogotá angeblich von einem uniformierten Kommando des Cuerpo Tecnico de Investigación de la Fiscalia CTI erschossen wurden. Eine kalendarische "Brücke" zwischen beiden Ereignissen bildet die ebenso zeitparallele "Verhaftung des Agenten Werner Maus und seiner Frau Ida beim Versuch der Befreiung einer deutschen Geisel gegen Lösegeldzahlung auf dem Medelliner Flughafen Rionegro" am 17. November 1996. Das Paar Maus, welches für 9 Monate in unmittelbarer Nähe der Lebensmittelpunkte der Verwandten von Frau Rosemarie Zanger in Medellin (Carcel Alta Seguridad Itagui und Carcel Buen Pastor) inhaftiert war, wurde am 20. Mai 1997 von der kolumbianischen Justiz freigesprochen und kurz vor der Rückreise der Angehörigen der Familie Zanger im August 1997 wieder freigelassen, wobei diesbezügliche Informationen sich ausnahmslos auf Berichte in der lokalen Tagespresse und im kolumbianischen Fernsehen stützen. 

Das Attentat Mitte Mai 1997 in Bogota zog weitere Kreise, als die Akteure vermutlich erwartet hatten. Die Fernsehnachricht über das Gewaltereignis wurde auch in Envigado aufgefangen und unter anderem in der darauffolgenden Korrespondenz mit der Familie in Weilmünster reflektiert. In diesem Zusammenhang wurde per Telefax ein persönlicher Brief und eine Kopie eines Presseberichtes der Tageszeitung EL TIEMPO, welcher die Information beinhaltete, Bewaffnete in Uniformen des CTI (Technische Abteilung der Staatsanwaltschaft) seien in das von der Familie Calderon-Alvarado bewohnte Appartmenthaus im Stadtviertel Chapinero eingedrungen und hätten nach dem Aufbrechen der Wohnung dort alle Angetroffenen erschossen, an das private Telefax von Rosemarie und Rolf Zanger in Weilmünster übermittelt. Beunruhigt wegen der Verbindung zur der Umweltabteilung des CINEP während des Praktikums ihres Sohnes in Santa Marta im Jahr 1991 wandte sich Rosemarie Zanger zuerst ratsuchend mit dem Brief und der Kopie des El Tiempo-Artikels an eine Frankfurter Redakteurin der Zeitschrift "Die Brücke" und schliesslich an die Redaktion der Umweltzeitung des Wiesbadener Vereines VFLU, welche den Brief und den Zeitungsartikel in Kopie in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift veröffentlichte. In der Folgezeit fühlten sie und ihr Mann sich wegen der sogenannten "Fax-Affäre" mehrfach bedroht und verzichteten weitestgehend auf die Beantwortung von Anrufen auf ihrem privaten Weilmünsterer Telefonanschluss.

Die Rückkehr von Sohn, Tochter und Enkelin aus Kolumbien bedeutete für die im Herbst 1997 62-jährige Emmershäuserin einen Einschnitt in der gesunden Logik, welche ihre nunmehr 27-jährige Integrationsphase in Weilmünster charakterisiert hatte. Dort war sie unangefochten wegen ihrer eindeutigen Haltung in Grundsatzfragen und wegen ihres Engagements für Verfolgte, Benachteiligte und Randgruppen und wurden sie und ihr Ehemann Rolf sehr respektiert, insbesondere auch weil sie in Fragen zwischenmenschlicher Beziehungen Formen des Zusammenlebens stützten, die nicht den historisch tiefverwurzelten, ehernen und vom Erbrecht bestimmten Gesetzmässigkeiten bestimmt waren, was nicht zuletzt einer anderen Gesundheitsphilosophie entsprang als der des Schnittpunkte setzenden, Grenzlinien ziehenden und Endstationen markierenden ehelichen Entscheidungszwanges. Die Balance dieser Akzeptanzsituation war dabei von dem Verständnis mit dem innerörtlich in Weilmünster deutsch verheirateten jüngeren Sohn und dem nur in Beziehungen mit Ausländerinnen und seit 22 ausserhalb Weilmünsters lebenden älteren Sohn geprägt. Dieser hatte während der Abwesenheit seines grossen Bruders in Südamerika in seiner nunmehr zweiten Ehe einen ersten von damals insgesamt 3 Söhnen zur Welt gebracht und stellte den Ausgleich mit seinen beiden Ehefrauen darüber her, dass er ihnen die Übernahme aller Gebäude und Ländereien der Familie versprach - also auch der Güter, die bereits seinem älteren Bruder zugesagt bzw. diesem und seiner Frau überschrieben worden waren - und sich dabei auf seinen Wunschgedanken stützte, sein grosser Bruder würde mit seiner Familie nicht aus Kolumbien zurückkehren. Diese Dynamik des erbrechtlichen Vordrängens hatte bereits derartige Ausmasse angenommen, dass im Jahr 1997 in den Kellerräumen des Wohnhauses von Rosemarie Zanger und im Erdgeschoss des Fabrikgebäudes, das zur Einrichtung der Büros von Peter Zanger und Sol Montoya und eines Keramikateliers vorgesehen war, Tierhaltungs-Arbeitsgeräte einer der bedien Ehefrauen des Jüngeren eingelagert wurden und Räumlichkeiten der Fabrik zur kostenlosen Nutzung an deren Freunde überlassen worden waren, der Garten von Rolf und Rosemarie Zanger ungefragt durch Verwandte des jüngeren Sohnes beerntet wurde und das in der Wohnung im Haus auf der Emmershäuser Hütte stehende Mobiliar der Deutsch-Kolumbianer von Mark Zanger unangekündigt auf die Strasse gestellt worden war, so dass es dort zufällig von seinem Vater entdeckt wurde und nach Weilmünster in die Fabrik transportiert werden musste. Angesichts dieser Entwicklung bekräftigten Rosemarie und Rolf Zanger erneut ausdrücklich ihren Wunsch, die aus Kolumbien zurückgekehrten Verwandten möchten bitte unbedingt zumindestens einen Teil ihres Haushaltes im Erdgeschoss des Weilmünsterer Wohnhauses aufbauen, da sie aufgrund der Erbagressivität ihres Sohnes Mark ansonsten eine Fortschreiten der Verdrängungsdynamik befürchteten.

In Frankfurt ergab sich Ende August 1997 für die aus Medellin zurückkehrende Familie zudem die Situation, dass Unregelmässigkeiten bei der Untervermietung der Wohnung während der 1 1/2 jährigen Abwesenheit in Kolumbien zu hohen finanziellen Einbussen geführt hatten, da mindestens einer der WG-Untermieter nach kurzem Aufenthalt wieder ausgezogen war und die erwarteten Mietzahlungen über den gesamten Untervermietungszeitraum ausblieben und zudem auf den Namen von Sol Montoya Bestellungen getätigt worden waren, welche zu hohen Rechnungsforderungen gegen diese geführt hatten, was zu einem Schaden von über 12.000 DM geführt hatte. So bestand auf Seiten des Paares Zanger-Montoya nicht zuletzt auch aus dem Grund, das keine Verträge für eine Fortsetzung der beruflichen Tätigkeit in Frankurt existierten, grosse Bereitschaft, das familiäre Mitwohnangebot aus Weilmünster anzunehmen und die vorerst teilweise Verlagerung der Büros und des in Envigado neu ins Leben gerufenen Keramikateliers im Erdgeschoss des Fabrikgebäudes einzuleiten. Aus der Sicht der Familie war dazu eine notariell abzusichernde Übereinkunft notwendig, zu welchem Zweck im September 1997 ein Termin beim Usinger Notar Dr. Günther Oberstebrinck-Bockholt stattfand, welcher die Aufsetzung eines Vertrages vorschlug, der die anteilige Raumnutzung im Fabrikgebäude regeln sollte. Bei den am 7. / 8. Oktober 1997 begonnenen Renovierungsarbeiten im für das Gutachterbüro von Peter Zanger und Sol Montoya vorgesehenen Büroraum im Erdgeschoss der Fabrik, in welchem bereits das Mobiliar ihrer Emmershäuser Wohnung aufgestellt war, kam es dann zu Handgreiflichkeiten des jüngeren Sohnes von Frau Zanger und zum Ausbruch offener Gewalttätigkeiten desselben, der u.a. durch das nächtliche Austauschen der Fabriktürschlösser die Fertigstellung der Verlegung von Fussbodenfliessen im ehemaligen "Packraum" zu verhindern suchte. Die nicht an gewalttäige, körperliche Umgangsformen gewohnten Deutsch-Kolumbianer gaben daraufhin ihren Plan, nach Weilmünster umzuziehen, vorerst wieder auf und bemühten sich, in Frankfurt neue berufliche Kontakte aufzubauen.

Dem von ihrem jüngeren Sohn mit Rückhalt seiner örtlichen Verwandtschaft eingeleitete Bruch auf dem eigenen Familienanwesen in Weilmünster, welcher zusätzlich auch noch am 62. Geburtstag seiner Mutter stattfand, konnte Rosemarie Zanger allerdings nicht so ausweichen, wie es ihrer Frankfurter Verwandtschaft mit dem Perspektivwechsel "zurück in die Stadt" möglich war. Im Alltagsleben direkt und permanent konfrontiert mit dem Zwang, mit der örtlichen Familie ihres jüngeren Sohnes im Einklang zu bleiben, die Beziehung zu dessen Ex-Frau mit ihren beiden Enkeln, welche mittlerweile mit ihrer Mutter wieder zu deren Eltern in die Eifel zurückgezogen waren, aufrechtzuerhalten und gütlich zu pflegen und gleichzeitig ihre intellektuell weitaus entwickeltere Beziehung mit Sohn, Schwiegertochter und Enkelin in Frankfurt nicht zu verlieren bedeutete für die zwar für ihr Alter noch jugendlich aktive und kraftvolle Frau einen verzehrenden Kraftakt, welcher sich negativ zuerst in einer übermässigen Belastung ihrer eigenen Lebenspartnerschaft zu ihrem Ehemann Rolf niederschlug, in der Folge aber auch zu einer zunehmenden Degradation ihres weitgesponnenen Beziehungsgeflechtes in Weilmünster bzw. dem Landkreis Limburg-Weilburg führte.

Dabei blieb Rosemaries Haltung gegenüber ihrer Enkelin und deren Eltern ungebrochen. Zusammen mit ihrem Ehemann übertrugen sie die Eigentumsrechte an ihrem gesamten Wohnhaus, der Hälfte des familiären Fabrikgebäudes und von 4, im Besitz von Rosemarie Zanger befindlichen Wiesenflächen auf der Emmershäuser Hütte an ihren Sohn Peter bzw. dessen Tochter und deren Mutter, wobei letztere Übertragung des Grünlandes auf Grund der Weigerung des Mark Zanger erfolgt war, seinem Bruder Peter die Nutzung der diesem zugesagten Räumlichkeiten im Fabrikgebäude zu überlassen. Da die Wiesenflächen Weidegrund von Zuchttieren der damaligen, zweiten Ehefrau des Mark Zanger waren, die gleichzeitig auch Räume in der Fabrik zur Lagerung landwirtschaftlicher Apparate belegte, für deren Freigabe sie auf einer Mietzahlung bestand, kam es in dem empfindlichen innerörtlichen Familiengeflecht immer mehr zu Brüchen, welche von der Weilmünsterer Verwandtschaft des Mark Zanger der Rosemarie Zanger zur Last gelegt wurden.

Dabei war sich Rosemarie Zanger der politischen und innerfamiliären Tragweite ihrer Entscheidungen bewusst, insbesondere weil sie persönlich die Konsequenzen von lebensfeindlichen Männerbünden bestimmter Gesellschaftszusammenhänge in ihrer eigenen Jugend schmerzhaft erlebt hatte. Der Tod ihrer kleinwüchsigen Tante Hedwig im frühen Nazi-Euthanasiewahn, das Erlebnis in der Kristallnacht, der Verlust ihres Vaters in Folge des SA-Männerbund- und Nazi-Kriegswahnsinnes, das soziale Abdrängen in Krankheit und Tod, welches Mutter und Schwester ihres Ehemannes Anfang der 50er Jahre erlitten hatten und nicht zuletzt die "psychischen" Folgen, die ihr Ehemann als Besatzungs-Teil einer rein männerbestimmten Massenmord-Kriegsmaschinerie wegen der tausenden, von "seinem Schlachtschiff" im Meer versenkten "gegnerischen" Seeleute zu tragen hatte, liessen sie zu einer bedingungslosen Verfechterin emanzipiert weiblicher, antimilitaristischer und feministischer Positionen werden. So war Übertragung der im Besitz ihrer Mutter befindlichen und nach deren Tod an sie übertragenen Wiesen auf der Emmershäuser Hütte, welche politische Symbolträchtigkeit wegen der Kristallnacht-Ereignisse auf der Emmershäuser Mühle hatten, in die Hände einer Frau - ihrer Enkelin - in erster Linie deswegen bedeutungsvoll, da sie so den Übergang der Wiesen zurück in die Hände des männlichen Erben ihres SA-Vaters verhinderte. In zweiter Linie war ihre Entscheidung, dass ihre Enkelin zukünftige Eigentümerin ihrer Wiesen werden soll, wegen deren Rolle als Immigrantenkind von besonderer Bedeutung, denn im Kernland des ehemaligen Herzogtumes Nassau war die Übertragung von Grundbesitztiteln in Erbfolge an ausländische Frauen vollkommen undenkbar. Letztendlich vertraten die Eltern ihrer Enkelin eine Lebensphilosophie, welche die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in allen Lebensbereichen bedingungslos stärkte, während ihr jüngerer Sohn, der sich politisch und philosophisch eher am Denken und Handeln von ländlichen Männerbünden und Hartmanngittern orientierte, Frauen in erster Linie als vermarktbare Handelsware betrachtete und sich somit - im Gegensatz zu seinem älteren Bruder - bruchlos in die regionalen machistisch dominierten Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen einfügte.

Für das CID Institut bzw. seine Vorläuferstruktur, das Landschaftsplanungsbüro PLAN, bedeutete die Abkehr vom Umzugsvorhaben nach Weilmünster im Oktober 1997, dass umso dringender die Auftragsaquisition vorangetrieben werden musste, denn der hohe Grundaufwand für Wohnungs- und Büromiete von monatlich immerhin 2000 DM in der Frankfurter Günthersburgallee erforderte die gleichzeitige Berufstätigkeit von Peter Zanger und seiner Lebensgefährtin Sol Montoya, die nach ihrer Rückkehr aus Kolumbien eine Dozentenstelle an der Universität Marburg antreten konnte. So wurde ein Auftragsangebot des Umweltamtes der Stadtverwaltung von Maintal zur Vertiefung eines Gutachtens über eine geplante Industrieansiedlungsfläche, welche im Rahmen einer Altlastenkartierung im Jahre 1995 von PLAN bereits teilweise mituntersucht worden war, zum für das gesamte Jahr 1998 bestimmenden naturwissenschaftlichen Tätigkeitsfeld. Parallel konnte das spätere Institut die weitere kapazitätsfreie Zeit für den Aufbau des Kunstkeramikatelier Piedras del Río in Frankfurt nutzen. Trotz der grundsätzlich erfolgreichen Anfangsentwicklung der Re-Etablierung in Deutschland bedeutete die Entscheidung von Frau Dr. Montoya, im Anschluss an ihre Dozententätigkeit in Marburg ein Stellenangebot im Rahmen eines Kooperationsvertrages der Phillips Universität mit dem Instituto de Estudios Regionales INER an der Universidad de Antioquia UdeA in Medellin anzunehmen und nach einem Jahr Aufenthalt in Deutschland zusammen mit der gemeinsamen Tochter erneut nach Kolumbien auszureisen, einen auch die eigene berufliche Weiterentwicklung hemmenden Schritt.



Im CID Verlag im Juni 2005 erschienene Buch-Ausgabe des ökologischen Gutachtens des Planungsbüros für Landschaftsökologie und angewandten Naturschutz PLAN über die zoologische Artenzusammensetzung einer geplanten Industriebebauungsfläche bei Maintal Bischofsheim



Entwickelte sich das Unternehmens-"Kombinat" dank seiner "zweigleisigen" Struktur als Umweltstudien-Büro und Kunstkeramikdesign-Atelier trotz der Widrigkeiten am "Standort Weilmünster" im Hinblick auf die hervorgebrachten Produkte selbst positiv und entwicklungsfähig, so änderten sich dessen spezifische, innerdeutsche Rahmenbedingungen im Zeitraum Oktober 1997 bis Februar 1998 doch so gravierend, dass ein konstruktiver, weiterer Aufbau des späteren Institutes in Deutschland im 9ten Jahr nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten nicht mehr möglich war. Grund hierfür bildeten weniger die notwendige Auseinandersetzung mit den begleitenden Ereignissen vor und während des letzten Südamerika-Aufenthaltes von 96/97, welche in Form von rückblickenden Tagebuchaufzeichungen in privater und individueller Weise fortgesetzt worden waren, sondern vielmehr rahmengebende Ereignisse in Weilmünster, welche dem späteren Institutsleiter, Naturwissenschaftler, Fotografen und Keramikdesigner aus seiner Frankfurter Warte unbekannt bzw. verborgen blieben und erst ein Jahrzehnt später von ihm in ihren Details in Nachbetrachtungen von Presseberichterstattungen im Zusammenhang interpretiert werden konnten. Dabei hatte die "gerüchtetechnische" Einbindung des Frankfurter Biologen in die Weilmünsterer Situation, deren Handhabung durch regionale "Bild-bestimmende" Kreise ihm damals in seiner bewussten Realität zwar Irrelevant waren und blieben, zur Folge, dass seine Rahmenbedingungen als selbständiger Angestellter von Verwaltungsbehörden, u.a. der Umweltplanungsabteilung des Regierungspräsidiums Darmstadt, sich so änderten, das er bzw. sein Büro PLAN keine Werk- bzw. Gutachterverträge mehr angeboten bekam. Technisch wurde dabei die Erzeugung einer juristischen Vorwurfskonstruktion gehandhabt, bei welcher dem Frankfurter Biologen unterstellt worden war, mit einer Überfalsserie auf Weilmünsterer Banken zwischen dem 20. November 1997 und dem 17. Oktober 2000 in Verbindung zu stehen. Diese Konstruktion wurde durch die angebliche Verwendung eines dem PKW des in Frankfurt lebenden, älteren Sohnes von Frau Zanger farbgleiche Fahrzeugkopie vom Typ VW Golf mit dem Kennzeichen LM-PD 49 beim Überfall auf die Volksbank Weilmünster am 20.11.1997 und die Zurücklassung des Fahrzeuges am Grillplatz Weilmünster aufgebaut. Trotz der Irrelevanz der Verbindung, denn der Frankfurter Biologe fuhr seinen eigenen roten Golf ja weiterhin und das im Zusammenhang mit dem Bankraub abgestellte Fahrzeug war von der Polizei beschlagnahmt, wurde seine Mutter in Weilmünster mit der Teilinformation, "beim Überfall auf die Bank sei ja das Auto ihres Sohnes gesehen worden" gezielt in Panik versetzt. Für Rosemarie Zanger, die während des Kolumbienaufenthaltes ihres Sohnes in den Jahren 1996/97 Unterstützungszahlungen an diesen über ein bei der im November 1998 überfallenen Bank abgewickelt hatte und die mit den Details der Presseberichterstattung nicht vertraut war, bildete zudem die gewaltsame Attacke ihres jüngeren Sohnes vom 7.10.1997, mittels welcher dieser die Einrichtung des Frankfurter Umweltplanungsbüros in Weilmünster verhindert hatte, einen weiteren Grund, wegen der anderweitigen sozialen Integration ihres Sohnes Mark in eher national-rechtsgerichteten Kreisen in Besorgnis zu sein.

Tatsächlich kam es in der Folge zur auch für Weilmünster ungewöhnlichen, 3-fachen Wiederholung von Banküberfällen innerhalb von nur 35 Monaten. Am 29. Mai 1998 wurde in der Presse ein zweiter Überfall auf dieselbe Bank in der Möttauer Strasse gemeldet, am 20. Dezember 1998 wurde ihre Filiale im Weilmünsterer Ortsteil Wolfenhausen überfallen und am 17.10.2000 traf selbes Schicksal die benachbarte Filiale der Kreissparkasse Weilburg in Weilmünster. 

Im Dezember 1998 erhielt Peter Zanger in Frankfurt von seiner Emmershäuser Verwandtschaft erstmals eine Abschlagszahlung in Höhe von 3000 DM in bar für den Nutzungsausfall seit 1996 von 3 Wiesengrundstücken und einer Einliegerwohnung auf der Emmershäuser Hütte, welche er zur Begleichung einer ausstehenden Mietzahlung gegenüber der Hausverwaltungsgesellschaft Thomas Horn verwendete.

Zur Stabilisierung der Situation des Büros PLAN in Frankfurt, das nach Abschluss des Honorarvertrages mit der Stadt Maintal ohne weitere Werkverträge stand, wurde nach dem Jahreswechsel 1998/99 überregionale Initiativen gestartet, wobei u.a. das Goethe Institut in München kontaktiert und Entwicklungsplanungen für die Fortsetzung des Kolumbien-Engagements besprochen wurden. Desweiteren wurden bestehende Geschäfts-Kontakte nach Paris und Hamburg vertieft, ohne dass sich aus den Initiativen allerdings direkt Fortschritte für das Unternehmen PLAN ergaben. Vermutlich aus dem Grund, dass die Selbstdarstellung des Büros des Diplom Biologen Peter Zanger ein durchsetzungsfähigeres Bild erzeugte, als das zeitparallel in Weilmünster intentionerte Imageing, welches insbesondere durch seinen jüngeren Bruder vorangetrieben worden war, kam es während eines Aufenthaltes am 11. Februar 1999 im Weilmünsterer Fabrikgebäude zu einer erneuten, schweren gewalttätigen Attacke seines Bruders Mark, welche der ältere Sohn von Rosemarie Zanger mit einigem Glück überlebte. Bedingt durch dieses Ereignis entschloss sich Letzterer zur einer unvorbereiteten Reise nach Kolumbien, wo er für 3 Monate zu seiner Lebensgefährtin und der gemeinsamen Tochter zog, um dort seine berufliche Aktivität neu aufzubauen.

Begleitet von einer Räumungsklage des Hausbesitzers der Wohnung in der Frankfurter Günthersburgallee 31 und den "unerklärlichen" Abwehrreaktionen der Verwandtschaft gegen die Ansiedlung der Deutsch-Kolumbianer in Weilmünster, stand der 5te Kolumbienaufenthalt des älteren Sohnes von Rosemarie Zanger unter einem ungünstigen Stern. Nachdem sämtliche Kontaktaufnahmen zur beruflichen Etablierung in Medellin erfolglos geblieben waren, bildete ein in den regionalem Medien kommuniziertes Attentat einer unbekannten Guerrilliagruppe gegen den Direktor des Instituto de Estudios Regionales, Prof. Dr. Hernan Henao, in dessen Büroräumen in der Universidad de Antioquia den Auslöser für den Abbruch des Kolumbienaufenthaltes und die Rückreise nach Frankfurt. Die Lebensgefährtin von Peter Zanger war zu diesem Zeitpunkt in einem Forschungsprojekt, welches das INER im Rahmen des Kooperationsvertrages der UdeA mit der Phillips Universität Marburg durchführte, als Dozentin angestellt, wobei der kolumbianische Leiter des Kooperationsprojektes Dr. Henao war. Auf Grund der undurchschaubaren Gefährdungssituation sowohl anderer Angestellter des INER als auch ihrer Familienangehörigen, bat Frau Dr. Montoya daraufhin ihren Lebensgefährten dringend, seine Anwesenheit in Medellin zu beenden. (Medien: El Tiempo, Wikipedia, Verdad Abierta, YouTube, UdeA).



Das Kolumbien-Engagement von August 1999 bis Juni 2002

Nachdem zwischen Dezember 1992 und Mai 1999 nunmehr insgesamt mindestens 6 Personen, die zu dem älteren Sohn von Rosemarie Zanger und dessen kolumbianischer Lebensgefährtin in familiärem oder beruflichen Zusammenhang standen bzw. über deren politischen Aktivität in der Frankfurter Kolumbiengruppe mit diesen in Kontakt gekommen waren, in Kolumbien Opfer von Mordanschlägen geworden waren - abgesehen von dem initialen, zufällig beobachteten und fotografierten Attentat von Honda im September 1995 - entstand im Sommer 1999 nicht nur für die Familie von Rosemarie Zanger in Weilmünster dringender Aufklärungsbedarf, um so eine weitere Eskalation der offensichtlich in einem logischen Zusammenhang stehenden Attentate zu verhindern. Anlass für diesen Klärungsprozess und den in diesem Zusammenhang notwendigen, 6ten Kolumbienaufenthalt des damals 42-jährigen Diplom Biologen und späteren CID-Institutsleiters, bot die Kontaktaufnahme einer Bekannten aus Santa Marta, die den Frankfurter im August 1999 erneut nach Kolumbien einlud. Das daraufhin folgende, 34-monatige, in Eigeninitiative vorangetriebene Engagement zum Aufbau eines unabhängigen Gutachterbüros und einer Werkstatt zur Herstellung artesanaler Keramikprodukte als Familienbetrieb in Bogota, welches durch die Übernahme der Rolle der Mäzenin durch Rosemarie Zanger finanziellen Rückhalt aus Deutschland erhielt, wurde aus der Sicht der Unternehmensentwicklung zur ersten, selbstbestimmten und erfolgreichen Etappe für den Aufbau des späteren CID Institutes.

Ab Oktober 1999 bauten der Frankfurter Diplom Biologe und seine zweite, kolumbianische Lebensgefährtin im Zusammenwirken mit deren 3 Töchtern im zur Comuna San Cristobal gehörenden Süd-Bogotaner Stadtviertel "Primero de Mayo" das Unternehmen PLAN-OPEC E.U. (Oficina de Planeación Ecológica) und das Kunstkeramikatelier PIEDRAS DEL RIO erneut auf. Ein wichtiger Bestandteil bildete die im Unternehmensrahmen mögliche Zusammenführung des Bogotaner Familienastes mit den in Medellin und Envigado lebenden Verwandten anlässlich der landesweiten Friedensdemonstration am 11./12. Oktober 1999 in Medellin, gefolgt von Gegenbesuchen in Bogota.  

Neben unzähligen Kontaktaufnahmen zweck Auftragsaquisitionen für das neue Umweltstudien-Büro in Ministerien, Behörden, bei Verwaltungsstellen, Privatunternehmen, internationalen, staatlich-kolumbianischen und privaten Projektförderungs-Organisationen bildete das ausschliesslich mit Finanzierung aus Deutschland begonnene "BERLIN-Projekt" des Büros PLAN-OPEC das selbständige Hauptaktivitätsfeld des Unternehmens. Im Berlin-Projekt wurden über ein dutzend der insgesamt mehr als 100 Berlin benannten Orte und Landschaftsbestandteile in Kolumbien besucht und dokumentiert. Zu Beginn des Jahrtausends stellte die weitgehend unbekannte Existenz so vieler BERLIN benannter Siedlungen und Orte in Kolumbien ein noch weitestgehend unbekanntes Phänomen dar, welches auf eine besondere historische Austauschbeziehung zwischen Kolumbien und Deutschland hinwies. Da zu Ende des Zweiten Weltkrieges viele Güter und Besitzungen deutscher Auswanderer in Kolumbien beschlagnahmt worden und nur in Form von Entschädigungszahlungen zurückgegeben worden waren, bildeten die dutzenden "Berlines" gleichzeitg einen "roten Faden" zum Verständnis der verworrenen und nach über 40 Jahren Bürgerkriegszeit undurchschaubar gewordenen Logik des mittlerweile Dank der Bemühungen der Santos-Administration im Spätsommer 2016 friedlich beendeten, innerkolumbianischen Konfliktes. Ein Verständnis, dessen Förderung einer bestimmten Interessensgruppe in der Situation von 199-2002 allerdings extrem ungelegen kam.



Myriam Rincon Reina de Zanger und Peter Zanger beim Besuch des Gesundheits-Postens der Gemarkung BERLIN der Gemeinde La Belleza im Oktober 2000 beim Anfertigen von Aufzeichnungen über den besuchten Ort zur Redaktion eines Buches über die vom Umweltplanungsbüro PLAN besuchten Berlins in Kolumbien. 


Parallel zu den Studien, Reisen und Dokumentationstätigkeiten für das Berlinprojekt wurde im Wohn- und Bürohaus in Süd-Bogota das im Januar 1997 in Envigado gegründete und von Oktober 1997 bis Febrauer 1999 in Frankfurt neuaufgebaute Keramikatelier Piedras del Río eingerichtet und begann ab Oktober 1999 mit der Herstellung von Kunsthandwerksgegenständen im Familienrahmen. Desweiteren unternahm das bei der Camara de Comercio de Bogota als Einzelfirma registrierte Büro PLAN in Bogota zahlreiche Exkursionen in Naturreservate in Cundinamarca und begann mit der zeitgeschichtlichen, fotografischen Dokumentation der Stadtentwicklung Bogotas in einer historischen Phase des städtebaulichen und verkehrstechnischen Umbruches durch Bau und Inbetriebnahme des Transportsystemes TRANSMILENIO sowie den Abriss des Stadtviertels SANTA INES (El Cartucho) bzw. die Neuanlage des Parque Metropolitano und zahlreicher weiterer urbaner Modernisierungsprojekte, begleitet von einer Vielzahl künstlerischer Aktivitäten im öffentlichen Raum. Im Frühjahr 2002 begann das spätere CID Institut parallel zu den landeskundlich-geographisch-siedlungsgeschichtlichen Berlin-Projekttätigkeiten mit der Bearbeitung selbstgestellter Themen und Fragestellungen im naturwissenschaftlichen Bereich, welcher den ursprünglichen Unternehmenszweck von PLAN bildete. Dazu wurden Feld-, Literatur- und Sammlungs-Studien zu bestimmten Hymenopteren-Arten Kolumbiens aufgenommen und im Zusammenwirken mit den Universitäten Nacional (Bogota und Medellin) und UdeA das Konzept für eine Dissertation über dieses Thema entwickelt, um einen Anschluss an das wegen des Auslaufens der Finanzierung aus Deutschland zum damaligen Zeitpunkt nicht weiterführbare Berlin-Projekt zu finden. Der Kolumbienaufenthalt endete am 21. Juni 2002 mit der Rückreise des CID Institutsleiters und Teilen seiner Bogotaner und Medelliner Familien nach Deutschland, wo sie sich in Frankfurt am Main und im Weilmünsterer Familien-Stammhaus niederliessen. Mit der Niederlassung in Weilmünster wandelte das bisherige Büro PLAN - Oficina de Planeación Ecológica E.U. seinen Firmen-Namen zuerst in CID Forschung - Consultoría - Investigación - Documentación / Private wissenschaftliche Forschungseinrichtung mit Registrierung bei der Industrie und Handelskammer Limburg als Einzelfirma e.K. und behielt diesen bis zur organisatorisch-konzeptionellen Umstrukturierung Anfang 2013 und der Umbenennung von CID Forschung in CID Institut bei, wobei die gesamte Unternehmens- bzw. Institutsentwicklung im Rahmen von Quartals-, Halbjahres-, und Jahres-Berichten und seit 2007 in regelmässig erstellten 2-Jahres-Reports dokumentiert und erklärt ist.

Für Rosemarie Zanger wurde ihr Engagement in Deutschland für den Aufbau des Familienunternehmens in Bogotá sowohl zu einer unternehmerischen Aufgabe des Vermittelns des Vorhabens als auch der Suche nach Ansatzpunkten für die Förderung der Studien- und Publikationstätigkeiten, welche in Kolumbien nicht ohne Unterstützung aus dem Ausland hätten bewerkstelligt werden können. Die in diesem Rahmen zu Stande gekommenen, neuen Beziehungen stellten in erster Linie eine Herausforderung für die engagierte 65-Jährige dar, die ihr eigenes, unternehmerisches Talent im Rahmen des Weilmünsterer Familienbetriebes selten wirkungsvoll zur Geltung hatte bringen können. Stand aber dabei in erster Linie für sie die Entscheidung im Vordergrund, den zukunftsfähigen Unternehmensansatz ihres Sohnes in Frankfurt, welcher trotz von ihr und ihrem Ehemann Rolf geschaffener, guter Ausgangsbedingungen zur Übersiedlung des Büros nach Weilmünster wegen des Widerstand anderer, lokaler Verwandtschaftsgruppen und den lokalpolitischen Rahmenbedingungen gegen Ende der 90er Jahre nicht mehr realisierbar war, anderenorts weiterzuführen, so rückte allerdings bei der Weitervermittlung der Situation in Kolumbien doch bald die parallele, familiäre Ebene der Übersiedlung nach Kolumbien in den Vordergrund des Argumentierens und der sich daraus entwickelnden gemeinsamen Logik in den angesprochenen Kreisen, wodurch der eigentlich als Existenzgründungsprojekt eines Studien- und Publikationsbüros mit angeschlossenem Kunsthandwerksbetrieb konzipierte Büroaufbau zunehmend als familiäres Neuorientierungsprojekt mit sich ändernden Verwandtschaftsbeziehungen betrachtet wurde. Dies insbesondere, weil die zweite kolumbianische Lebensgefährtin des Sohnes von Rosemarie Zanger zufällig eine Schwägerin des von der JU Weilmünster 1977 adoptierten SOS-Kinderdorf-Patenkindes in Bogotá war und diese über enge familiäre Verwandtschaftsbeziehungen zu einer Familie in der Weilmünsterer Nachbarstadt Weilburg verfügte. Eigentlich stellte diese Kombination aus mehrere Jahrzehnte überdauernden guten Beziehungsansätzen und dem historisch fundierten Studien- und Dokumentationsprojekt über Aspekte der Geschichte der Siedlungsgründungen deutscher Auswanderer einen idealen Ansatz dar, auf die latente Bürgerkriegssituation Kolumbien konstruktiv Einfluss zu nehmen, doch waren es erstaunlicherweise die Vorgehensweisen von aus der Anwendung von Brachialgewalt nicht herausgewachsenen Kreisen in Deutschland, die die konstruktiven Aspekte des Firmenaufbaues von Frau Zanger immer wieder in den Hintergrund drängten. So wurde die Anfangsdynamik weitestgehend davon bestimmt, dass die Rückkehr bzw. die weitere Nutzung der Frankfurter Wohnung dadurch verunmöglicht wurde, dass eine vollkommen unerwartete Räumung der Wohnung unter dem Vorwand der Umbausanierung stattfand, ein Umbau der aber dann mindestens bis ins Jahr 2010 brachlag. Während des Umbaues gelangten dabei neben unersetzlichem Mobiliar auch teilweise wichtige Detail-Aufzeichnungen über die früheren Kolumbienaufenthalte in unbekannte Hände, so dass das Existenzgründungsprojekt bald unter multiplen Einflussnahmen voranschritt.  Die erste Etappe, die Rosemarie Zanger somit zu bewältigen hatte, war die Auseinandersetzung mit Forderungen, welche die Frankfurter Hausverwaltungsgesellschaft der Günthersburgallee 31 im Oktober 1999 gegen Rosemarie und Rolf Zanger richtete und diese dabei weit über das akzeptable Mass hinaus belästigte und ihre Kraft somit für eine Angelegenheit in Anspruch nahm, die mit dem zukunftsorientierten Neuaufbau wenig kompatibel war. 

Von Bogota aus waren unterdessen Kontakte zur Kreditanstalt für Wiederaufbau geknüpft und ein Finanzierungprojekt entwickelt worden, welches vorsah, mittels der Aufnahme eines 10 Jahre rückzahlungsfreien mittelständischen Existenzgründungsdarlehens den Kauf eines Wohn- und Geschäftsgebäudes zu finanzieren, in welchem das Büro des Unternehmens PLAN, welches das Berlinprojekt durchführte, das Keramikatelier Piedras del Rio und die Wohnung der engagierten Familie eingerichtet werden sollten. Die nicht für den Gebäudekauf in Anspruch genommene Kreditsumme in Höhe von etwa 66% des Gesamtdarlehens sollte als langfristiges Festgelddepot bei einer kolumbianischen Bank deponiert werden, so dass es als Rücklage für die Aufnahme der Kreditratenzahlungen nach 10 Jahren sicher zur Verfügung gestanden hätte und im Verlauf der rückzahlungsfreien Zeit durch die Erwirtschaftung von Depotzinsen zur Sicherung der Lebenshaltungskosten hätte dienen können, was bei damals 12% langfristigem Guthabenzins einen stattlichen finanziellen Rückhalt dargestellt hätte - bei gleichzeitiger Einsparung von 100% der Mietkosten wegen des erworbenen Hauseigentumes. Mittels einer solchen Absicherung wäre in der Übergangsphase von 10 Jahren der Aufbau des Keramikateliers zu einem selbständig funktionierenden Wirtschaftsbetrieb bei gleichzeitigem Weiteraufbau des Büros zu einer "Botschaft aller Berlins in Kolumbien" mit den geplanten Dokumentations- und Publikationstätigkeiten zweifellos ein realiserbares und erfolgreiches Vorhaben geworden. 

Tatsächlich wurde aus Bogotá auch ein Kreditantrag bei der KfW in Frankfurt gestellt, dieser von der Frankfurter Wiederaufbaubank aber nicht mit den Antragstellern in Bogota persönlich verhandelt sondern über die in Deutschland ansässige Familie und deren Hausbank in Weilmünster weiter abgewickelt. Rosemarie Zanger wurde so zur Verhandlungsführerin von PLAN in Deutschland und traf weitere Vereinbarungen mit der Volksbank Weilmünster, welche dem Projekt in Kolumbien im Sommer 2000 tatsächlich einen Kredit für den Unternehmensaufbau gewährte, allerdings nur in Höhe von etwa 20 % des ursprünglich beantragten Gesamtkreditbetrages. Dies erlaubte es dem Unternehmen in Kolumbien zwar, die Mietzahlungen für die bestehenden Räumlichkeiten im Stadtviertel Primero de Mayo zu leisten, die Einrichtung und Arbeitsmaterial für das Keramikatelier anzukaufen, ein Büro mit Internetanschluss und Datenverarbeitungsanlage einzurichten und Dokumentations-Reisen zu 12 der insgesamt über 100 Berlines durchzuführen sowie die notwendigen fotografischen Aufnahmen anzufertigen und zu entwickeln und nicht zuletzt den Schulabschluss von 2 der 3 Töchter der Lebensgefährtin des Sohnes von Frau Zanger zu ermöglichen sowie die Haushaltskosten der Patchwork-Familie zu tragen. Nun war allerdings absehbar, dass weder die notwendige Aufbauphase von 10 Jahren mit den zur Verfügung stehenden, um 80% von der kalkulierten, benötigten Summe reduzierten Finanzmitteln zu überbrücken gewesen wäre, insbesondere weil durch Mietaufwand und Kosten für die Büro- und Ateliereinrichtung und die Schuldentilgung für die bis zur Kreditvergabe angefallenen Forderungen bereits drei Viertel der Gesamtsumme des Kredites verbraucht waren, noch das neue Unternehmen nach nur wenigen Monaten Aufbauphase schon in den Stand versetzt gewesen wäre, selbständig den für Unternehmensbetrieb und Lebenserhaltung notwendigen Aufwand zu erwirtschaften. 

Wenige Monate nach der Kreditvergabe im Juli 2000 kam es dann am 26. Oktober 2000 zum bereits vorangehend erwähnten, "Vierten Weilmünsterer Banküberfall" auf eine der kreditvergebenden Bank benachbarte Filiale der Weilburger Sparkasse. Aus dem Ereignis selbst liessen sich zwar noch keine Zusammenhänge mit dem Kolumbien-Engagement der Weilmünsterer Familie Zanger ableiten, doch bildeten zumindestens in der lokalen, Weilmünsterer Gerüchteküche verbreitete Spekulationen über das zeitgleiche Abstellen eines beschädigten, blauen BMW mit Heilbronner Überführungskennzeichen in relativer Nähe des Familienanwesens Zanger als möglichem Bankraub-Fluchtfahrzeug und ein ebenso zeitgleich in den Gartenzaun zum Wohngrundstück und Fabrikgelände der Karl Zanger & Söhne OHG geschnittenes Schlupfloch Grund für die extreme Besorgnis in welcher Rosemarie Zanger und ihr Ehemann fortan lebten. In Kolumbien war zuvor am 4. August 2000 während der ersten Reise im Rahmen des Berlinprojektes ins Stadtviertel Berlin nach Medellin und zur Hacienda Berlin nach Fredonia ein naher Verwandter der Medelliner Lebensgefährtin des CID Institutsleiters von einer unbekannten Guerrilliagruppe in Amaga bei Fredonia verschleppt und später, Anfang Februar 2001 bei La Ceja erschossen wiedergefunden worden. 

Ohne dass die vorangehend genannten Begleitereignisse notwendigerweise im Zusammenhang mit den weiteren Kreditverhandlungen von Rosemarie Zanger mit der örtlichen Hausbank standen, erhielt etwa zeitgleich, also Anfang Februar 2001, das Büro PLAN in Bogota einen Telefonanruf einer Mitarbeiterin der Wolfenhäuser Filiale der Volksbank Weilmünster, also des Filialinstitutes, welches am 17. Dezember 1998 selbst Opfer eines Banküberfalles geworden war, in welchem dem Unternehmen mitgeteilt wurde, dass nach nach Ablauf des Kreditrahmens keine weitere Kreditvergabe erfolgen könne, d.h. das Unternehmen in Bogota entweder genug eigene Einnahmen zur Deckung des Betriebsaufwandes, der Lebenshaltungs- und Projektkosten erwirtschaften müsse oder eine Finanzierung von dritter Seite für den Unternehmensaufbau gefunden werden müsste.

Für das Büro PLAN/OPEC E.U. in Santa Fé de Bogotá bedeutete dies, verstärkt auf den Aufbau des Keramikateliers zu setzen und Vermarktungsmöglichkeiten für die hergestellten Kunstkeramikwaren zu suchen um so nach dem absehbaren Ende der Finanzierung im Verlauf des Jahres 2001 die Kosten für Miete, Lebenshaltung und Materialeinkäufe aus eigenen Mitteln decken zu können. Parallel wurden kolumbianische und internationale Firmen und Institutionen angesprochen, die als Projektträger für die Weiterführung des Berlinprojektes in Frage kamen. Hierzu zählten die Deutsche Bank, das Goethe-Institut, Stiftungen der politischen Parteien, kirchliche Einrichtungen, die Botschaft in Bogota, die GTZ und das BKA, dem das Projekt als private Initiative zur präventiven Vermeidung konfliktiver Situationen des kolumbianischen Bürgerkriegsszenarios und somit als Projekt im Rahmen der Sicherheitsprävention vorgetragen wurde. Aus den Restmitteln des Kredites wurde eine dreiwöchige Reise im Juli 2001 nach Deutschland finanziert, wo mit Universitätsfachbereichen, der KfW und der Weilmünsterer Hausbank über eine weitere Finanzierung des Kolumbien-Engagements verhandelt wurde. 

Tatsächlich gelang es, nach der Rückkehr des älteren Sohnes von Rosemare Zanger nach Bogotá am 26. Juli 2001 dort mit hohem Einsatz der im Primero de Mayo zusammenlebenden Familienangehörigen den Aufbau des Keramikateliers soweit voranzutreiben, dass rückständige Mietzahlungen bis Dezember 2001 fast vollständig nachgeleistet werden konnten und so der weitere Betrieb des kombinierten Produktiv-, Studien- und Dokumentationsprojektes für das Jahr 2002 gesichert erschien. Unverständlich für alle Beteiligten blieb dann die Entscheidung der Hausbesitzerin Martha Gonzalez, trotz aussichtsreicher Unternehmensvision für die ersten Monate von 2002 am 28.12.2001 den Auftrag für einen Polizeieinsatz zur Räumung der Wohnung, Atelier und Büroräume von PLAN / PIEDRAS DEL RIO in der Calle 19 a sur zu geben und sämtliche Wohnungseinrichtung und Unternehmensausrüstung im Wert von mehreren tausend DM beschlagnahmen zu lassen, obwohl nur noch ausstehende Mietzahlungen in Höhe von ca. 600 DM nachzuleisten waren. 

Wohnhaus mit Ladenlokal in der Calle 19a sur 4-30 am Parque Primero de Mayo in Süd-Bogotá
in welchem zwischen Oktober 1999 und Dezember 2001 das Büro PLAN 
und das Keramikatelier Piedras del Río aufgebaut wurden.



Promotoren des Familienbetriebes PIEDRAS DEL RIO und BÜRO PLAN (BERLINPROJEKT) in Süd-Bogotá :
Myriam del Mar Cardenas Rincon, Barbara Andrea Cardenas Rincon, Myriam Rincon Reina de Zanger und Peter Zanger 
gegen Ende 2001 vor dem Haus am Parque Primero de Mayo
Foto: Laura Samara Cardenas Rincon


Die Entscheidung, das familiäre Existenzgründungsprojekt in Süd-Bogota mittels einer Beschlagnahme der Keramikwerkstatteinrichtung zu beenden, obwohl oder gerade weil es den Unternehmensbetreibern gelungen war, seit Juli 2001 mit den Einnahmen aus dem Kunsthandwerksbetrieb ihre Lebenshaltungskosten zu decken und Teile der ausstehenden Miete zu zahlen, deutet auf einen politischen Hintergrund beim Vorgehen gegen PLAN / PIEDRAS DEL RIO bzw. das BERLINPROJEKT hin. Offensichtlich sollte so verhindert werden, dass es den Familienmitgliedern weiterhin gelänge, Einnahmen aus Verkäufen selbst hergestellter Kunstkeramik zu erwirtschaften und so den unabhängigen Fortschritt des Unternehmensaufbaues in Kolumbien selbst zu bestimmen. Diese politischen Gründe näher zu untersuchen würde wahrscheinlich zu dem Ergebnis führen, dass von vielfältigen Seiten parallel versucht wurde, Einfluss auf das "Entwicklungsprojekt" zu nehmen, welches sich zwar selbst als "privat" definierte, von seiner Einbettung in internationale Kooperations- und Finanzierungsstrukturen, akademische, kirchliche und politische Kreise in einer historischen Phase der organisierten Modernisierung Kolumbiens zu Zeiten des Ersten Kabinettes von Gerhard Schröder in Deutschland her betrachtet aber mit Sicherheit weniger selbstbestimmt agieren konnte, als es von Aussen gesehen den Anschein hatte. Politische Positionsbezüge zur Inneren Situation Kolumbiens unternahm das Büro PLAN mit der Kommunikation der Anfangsphase des in allen Medien weitestgehend unbeachteten Abrisses des Stadtviertels SANTA INES (El Cartucho) nach Deutschland und mit der Darstellung der historischen deutsch-kolumbianischen Beziehungen im Rahmen des Berlinprojektes auch gegenüber deutschen Institutionen wie dem Senat von Berlin, dem Goethe Institut, den Stiftungen FES, KAS und HSS sowie der GTZ. Weitgehend unbekannt ist die Hintergrunddynamik, die von den familiären und ferneren Weilmünsterer Ereignissen zwischen Oktober 1997 und Oktober 2000 im Bezug auf das Unternehmens PLAN / PIEDRAS DEL RIO in Bogotá ausgelöst wurde. In Kenntnis der Gründe für den Wegzug aus Deutschland im Frühjahr 1999 bestand in diesem Zusammenhang keine konstruktive Option zur Rückkehr nach Weilmünster ohne dort erneut mit einer bewusst krisenhaft vorkonstruierten Situation konfrontiert zu werden was in der Konsequenz zu neuen Brüchen führen musste. Genau dies wurde aber von der Einfluss nehmenden Seite durch die Wohnungsräumung und Beschlagnahmung des Ateliers angestrebt, so dass die Konsequenzen der Niederlassung von CID Institut in Weilmünster ab Juni 2002 vermutlich exakt vorgesehen und einkalkuliert worden waren. 


Im ersten Halbjahr 2002 konnte das Büro PLAN in Kolumbien erneut die Initiative zum Weiteraufbau des Unternehmens ergreifen. Bei der Generalstaatsanwaltschaft wurde Klage gegen die illegale Wohnungsräumung während der Weihnachts- und Neujahrsfeiertage sowie die Unverhältnismässigkeit der Beschlagnahme des gesamten Inventars bei nur minimaler Höhe der Zahlungsforderung eingereicht. Zudem wurde eine Schadensersatzklage gegen die Hausbesitzer erhoben, denn zum Zeitpunkt der Räumung existierten bereits mehrere Zusagen von potentiellen, neuen Trägern des Unternehmens, insbesondere des Berlinprojektes, ab dem Frühjahr 2002 erneut gestellte Förderungsanträge prüfen zu wollen. Dies hätte allerdings die ungestörte Weiterexistenz der Bürostruktur zur Voraussetzung gehabt. Ab Februar 2002 musste dann eine notdürftige Unterkunft ausserhalb Bogotas bezogen werden, welche sich nicht zum weiteren Aufbau von Büro und Atelier eignete, so dass der Plan entstand, das gesamte Familienprojekt in Medellin neu anzusiedeln. Dazu wurden dort Kontakte zum Instituto Agustin Codazzi und den Universitäten Nacional und UdeA aufgebaut, welche als Träger für die landeskundlichen und neu begonnenen naturwissenschaftlichen Arbeiten von PLAN hätten dienen können. 

In Deutschland wandelte sich unterdessen die familiäre Situation der Weilmünsterer-Weilroder Familie Zanger nach dem Tod des Bruders des Ehemannes von Rosemarie Zanger im Mai 2001 eher unglücklich. Ihr Mann Rolf selbst war, wie bereits vorangehend erwähnt, nach über 10 Jahren hochdosierter Cortisonbehandlung durch seinen Weilroder Hausarzt gesundheitlich geschwächt. Durch eine überraschende Kontaktaufnahme eines norwegischen Historikers, welcher sich mit Studien zum am 26. Dezember 1943 nördlich des Nordkaps gesunkenen Kriegsschiff beschäftigte auf welchem Rolf Zanger als Marinesoldat bzw. Maschinist eingesetzt war, wurde der damals 82-jährige mit unbekannten Aspekten seiner Vergangenheit konfrontiert welche ihn zutiefst beeindruckt haben müssen. Herr Jacobson brachte nämlich einen Film mit in das Haus der Weilmünsterer Familie Zanger, in welchem erstmals Unterwasseraufnahmen von dem mit ca. 2000 Mann Besatzung gesunkenen Wrack des Schlachtschiffes gezeigt wurden. Für Juni 2002 wurde dann ein längerer OP Aufenthalt für Rolf Zanger in einem Wetzlarer Krankenhaus verordnet, zu welchem er den norwegischen Videofilm mitnahm. Die anstehende Krankenhausbehandlung versetzte sein Frau Rosemarie allerdings in tiefe Besorgnis, so dass ihr in Kolumbien nach einer wenig aussichtsreichen Berufsperspektive suchender Sohn gleichzeitig die Notwendigkeit erkannte, dass seine Anwesenheit in Deutschland zur Unterstützung seiner Eltern wichtig wäre. Diese Lage fiel zusammen mit der Weigerung der kolumbianischen Einwanderungsbehörde, sein Visum ohne Nachweis ausreichender, regelmässiger Geschäftseinnahmen zu verlängern, so dass die Entscheidung getroffen wurde, am 21. Juni 2002 nach Deutschland zurück zu reisen und zwar in Begleitung der Lebensgefährtin aus Bogota und ihrer Mutter sowie der Lebensgefährtin aus Medellin und der gemeinsamen Tochter. Die drei Töchter von Myriam Rincon Reina mussten in Kolumbien zurückbleiben.




Lokale Grundsituation beim Aufbau des CID Institutes in Weilmünster ab Juni 2002

Auch wenn es sich in der Dekade nach 2002 um die, für die heutige Struktur und Zielsetzung des CID Institutes entscheidende Entwicklungsphase handelte, so stand bei der Betrachtung des Aspektes der politischen Bedeutung von Rosemarie Zanger für das Institut für diese keineswegs die direkte, konstruktive Einflussnahme auf den Institutsaufbau im Vordergrund ihres Handeln. Nachdem sie während des 3-jährigen Unternehmensaufbaues in Bogotá die innerfamiliäre Schlüsselrolle der Entwicklung übernommen hatte, stand für sie nach der Ankunft ihrer deutsch-kolumbianischen Familienangehörigen in Weilmünster in erster Linie die Integration der Medelliner und Bogotaner Angehörigen in den lokalen Familienkreis im Vordergrund der zu bewältigenden Aufgaben und weniger die Frage der Zukunft des eigenständigen Unternehmens der Zuwanderer.

Bei ihren Integrationsbemühungen stützte sie sich zuerst auf ihre nächsten örtichen Verwandtschaftskreise und nachdem diese aus schwer nachvollziehbaren Kalkulationsgründen eine unüberwindebare Ablehungshaltung gegenüber den Zuwanderern aufbauten, auf ihre innerörtlichen Kontakte zu Frauenverbänden. Dabei gestaltete sich insbesondere die unkomplizierte Lebenspartnerschaftsphilosophie ihres älteren Sohnes und seiner beiden kolumbianischen Lebenspartnerinnen als eine, im ländlich-religiösen Sozialgewebe schwer bis unmöglich zu vermittelnd Grundvoraussetzung. In erster Linie empfanden die direkten Verwandten die Ankunft "der Kolumbianer" als eine Störung der in ihren Lebensplanungen bereits erfolgten vorerblichen Aufteilung der Familiengüter des älteren Bruders, welchen sie als bereits nach Südamerika ausgewandert betrachteten, während andererseits die Existenz von landwirtschaftlichen Flächen und einem Fabrikgebäudeanteil, welche dem älteren Sohn der Familie gehörten, bei die Auswanderung aus Kolumbien betreibenden Kreisen als Grund für die Neuansiedlung der Bogotaner und ihres Unternehmens im Weiltal angeführt worden waren.

In der einmonatigen Neuorientierungsphase bestand für die Neuankömmlinge keine Klarheit über die existierenden Rahmenbedingungen, so dass sowohl der sofortige Neuaufbau des Keramik-Ateliers als auch die Selbstdarstellung ihres Kolumbien-Engagements in Form einer ausführlichen und umfangreichen Dokumentation in Angriff genommen wurden, letzteres aber insbesondere vor dem Hintergrund, dass mittels des Berichtes über den Zeitraum August 1999 bis Juni 2002 ein Träger für die baldige Fortsetzung der eigenen Projekte in Kolumbien, insbesondere des Berlinprojektes und der naturwissenschaftlich-entomologischen Forschungsarbeiten gefunden werden sollte. Tatsächlich entwickelte sich der Aterlieraufbau in improvisierten Räumlichkeiten im gemeinsam mit Rolf und Rosemarie Zanger bewohnten Wohnhaus in Weilmünster aber schnell zum Hauptstandbein, denn das Zusammenleben im neuen, familiären Rahmen erforderte die Berücksichtigung der Lebensgewohnheiten und Lebenssituationen des Ehepaares, welches die Einwanderer aufgenommen hatte. Diese Entwicklung war insbesondere durch die gesundheitliche Situation des 82-jährigen Rolf Zanger begründet, der sich zum Zeitpunkt der Ankunft der deutsch-Kolumbianer in Weilmünster in operativer Behandlung in einem Wetzlarer Klinikum befand und der, angeregt durch die Initiative eines Neuaufbaues eines kunsthandwerklichen Unternehmens im Rahmen der von ihm als Lebenswerk miterschaffenene Fabrikstruktur eine zukunftsorientierte Lebensperspektive neu entwickeln konnte, was sich anfänglich ausserordentlich positiv auf seine Genesung auswirkte. Auch für die Neuankömmlinge stellte die Perspektive, zusammen mit dem Unternehmer, welcher sich bereits aus dem Fabrikbetrieb zurückgezogen hatte, in den brachliegenden Gebäudeteilen des Optischen Werkes eine Keramikatelier neuaufzubauen und diesen mit seinen Fachkenntnissen als Konstrukteur und Formenentwickler mit in den Kunsthandwerksbetrieb miteinzubeziehen, eine zukunftsorierntierte Perspektive dar, wobei zusätzlich durch eine Verlagerung von Keramikatelier und Büro aus dem Wohnhaus in das Fabrikgebäude Raum für den Nachzug der in Kolumbien verbliebenen Kinder freigeworden wäre.


Die kolumbianische Kunsthandwerkerin Myriam Reina de Zanger beim Anfertigen von präkoloumbinischen Repliken und Fossil-Replika-Keramik im improvisierten Keramikatelier im Wohnhaus der Familie Zanger in Weilmünster Anfang November 2002
Foto: Rolf Viktor Zanger


Voraussetzung für die konstruktive Entwicklung des Unternehmens in der Anfangsphase war tatsächlich, dass sich die berufliche Tätigkeit des deutsch-kolumbianischen Paares und die familiäre Lebensperspektive hätten in absehbarer zeit in Einklang bringen lassen. Hierzu zählte insbesondere die Notwendigkeit der selbständigen Erwirtschaftung von Einnahmen zur Deckung des Lebensunterhaltes aus dem Kunsthandwerksbetrieb als auch die baldige Integration zumindestens der jüngsten, in Kolumbien zurückgebliebenen Tochter im familiären Rahmen in Deutschland. Die Weigerung des jüngeren Sohnes von Rosemarie Zanger, den neu aus Kolumbien zugezogenen Verwandten Räume für den Aufbau ihres Ateliers und Planungsbüros im benachbarten Fabrikgebäude zu überlassen, führte dann Anfang September 2002 zu einer Reorientation der neuen Verwandten aus Kolumbien, welche die Annahme einer Anstellung in Frankfurt dem limitierten Aufbau des Familienbetriebes in Weilmünster vorzog. Der absolut überraschende Tod von Rolf Zanger vier Tage nach einer Intervention seines Hausarztes am 11.11.2002 änderte dann auch für den älteren Sohn von Rosemarie Zanger die Zukunftsperspektive dergestalt, dass er seine vordringliche Aufgabe in der Begleitung und Unterstützung seiner nun verwitweten Mutter sah, was die geplante Rückkehr nach Kolumbien ab diesem Zeitpunkt zunehmend in den Hintergrund treten liess.

Stand in den ersten 5 Monaten nach der Ankunft in Deutschland die Weiterführung der in Kolumbien begonnenen Werkthemen für das Keramikatelier und CID Forschung im Vordergrund der selbstbestimmten Schwerpunktsetzung, so hatte die Änderung der familiären Rahmenbedingungen in Weilmünster auch eine thematische Neuorientation zur Folge, die die Aufgabenstellung des Institutes in den kommenden 14 Jahren grundlegend wandeln und die die kritische Auseinandersetzung mit ethischen und konzeptionellen Fragen des deutschen Medizin- und Gesundheitswesens in den Mittelpunkt der betrachteten Fragestellungen führen sollte. Insbesondere angeleitet durch die innerfamiliäre Auseinandersetzung über den plötzlichen Tod des Familienoberhauptes Rolf Zanger begann das naturwissenschaftliche Institut Recherchen auf medizinisch-pharmazeutisch-technischem und auf kriminologischem Gebiet und betrat dabei ein Wirkungs- und Studienfeld, welches bis dato weit ausserhalb der bisherigen, auf die Themenbereiche Ökologie, Naturschutz, Entomologie, Geographie, Landeskunde und Siedlungsgeschichte beschränkten Fokussierungen des Institutes lag.

Ausgangspunkt für die ab Dezember 2002 vorangetriebenen Literatur-Studien und Recherchen war insbesondere der Versuch der Klärung, welchen Einfluss eine Medikamentierung am 11.11. auf die plötzliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes des an psychosomatischen Atembeschwerden leidenden und deswegen seit ca. 10 Jahren mit Cortison behandelten "Patienten" gehabt hatte. Laut Schilderung der einzigen Zeugin der Medikamentengabe, der Ehefrau von Rolf Zanger, waren ihrem Mann "am Morgen des Montag 11.11.2002 von seinem Hausarzt ein Kombinationspräparat bestehend aus dem Medikament SOLU-DECORTIN und zugesetztem WASSER FÜR INJEKTIONSZWECKE injiziiert worden", was in der Folge zu einem ca. 24 Stunden anhaltenden, apathischen Zustand ihres Mannes geführt hatte. Am Dienstag, 12.11. besserte sich dieser Schwächezustand langsam soweit, so dass Rolf Zanger am Mittwoch 13.11. wieder vollständig zu Kräften gekommen war. Ein unerwarteter Sturz nach Stolpern führte dann zu einer erneuten Hinzuziehung des Hausarztes durch seine Ehefrau, welcher den 82-jährigen dann gegen den Willen seines ältesten Sohnes in die Hessenklinik Weilburg transportieren liess, wo er am 15.11.2002 für tot erklärt wurde. 

Zum damaligen Zeitpunkt beschränkten sich die Todesursachen-Untersuchungen des CID Institutes auf die Frage der Wirkung der verabreichten Medikamente. Es war damals bekannt, das Solu-Decortin bei Patienten im Ruhezustand, die weitgehend bewegungslos Sitzen oder Liegen müssen, Blutembolien auslöst, die Atemnot-Zustände weiter verstärken können. In der klinischen Anwendung wurde Solu-Decortin damals als "Medikament für Krebspatienten im Endstadium" bezeichnet. Unter dieser Voraussetzung war eine Besserung der psychosomatischen Beschwerden von Rolf Zanger durch eine Solu-Decortin-Injektion am 11.11.2002 keineswegs zu erwarten und die Erholung von seinem Schwächezustand am Folgetag nur Dank seiner guten Konstitution trotz der Medikamentengabe erklärbar. Doch war die Medikamentengabe am 11.11. alleine keine Erklärung für die Todesursache von Rolf Zanger sondern Teil eines Behandlungsablaufes, der in seinen Teilaspekten unaufgeklärt blieb. Weder konnten Erklärungen für die ungewöhnliche, über 10-jährige Behandlung mit hochdosiertem Cortison, welche unübersehbare Begleiterscheinungen zur Folge hatte, gefunden werden, noch konnten die Details des Behandlungsablaufes in der Hessenklinik zwischen dem 13. und 15.11.2002 aufgeklärt werden. Erst die Betrachtung der weiteren, "prozessualen" Einbettung der langjährigen "Patientenbehandlung" liess Erklärungen für die medizinische "Behandlung" von Rolf Zanger erkennbar werden, der seit Mitte der 80er Jahre wegen Atembeschwerden, die in Folge eines Löscheinsatzes bei einem Wohnungsbrand auf der Emmershäuser Hütte entstanden waren, Ärzte zu Rate ziehen musste. Folgen waren eine Kehlkopfoperation an einem Klinikum in Marburg (Prof. Kleinsasser) sowie die über 10-jährige Rehabilitationsbehandlung. Seit der Integration seines älteren Sohnes in seinem neuen, sozialen Umfeld in Frankfurt ab 1979 kam die Familie desweiteren vermehrt in Kontakt mit Personenkreisen, die sich mit der "Kriegsgeschichte" der Weilroder-Weilmünsterer Familie Zanger beschäftigten und auseinandersetzten, wobei in erster Linie die bereits Eingangs erwähnten Fragen der Wetzlarer Firmengeschichte und der Rolle von Rolf Zanger als Marinesoldat auf der "Scharnhorst" thematisiert wurden, eine Auseinandersetzung die sich in Folge der zunehmenden Integration von Rosemarie Zanger in der Weilmünsterer Lokalpolitik auch am Wohnort in den 90er Jahren noch intensivierte und deren weitgehenden Rückzug aus dem sozialen Leben nach offen vorgetragenen Anfeindungen gegen Ende der 90er Jahre zur Folge hatte. Zweifellos spielte auch die Unterstützung des ältesten Sohnes von Rolf Zanger bei dessen Kolumbienengagement durch seinen Vater eine wichtige Rolle bei dessen sozial-religiöser "Prozessierung". So lag der Todeszeitpunkt von Rolf Zanger exakt 9 Jahre und 11 Monate nach dem Attentat auf den Schwiegervater von Peter Zanger in Tamesis / Antioquia. Doch spielte bei der Behandlung mit Sicherheit auch die Frage eine Rolle, ob ohne familiäre Unterstützung aus Weilmünster das Aufbauprojekt in Bogotá, welches den Wegzug und die Verselbständigung der zweiten Lebensgefährtin von Peter Zanger und deren 3 Töchter aus ihrem sozialen Umfeld in Santa Marta mit sich brachte, möglich gewesen wäre. Als Bürge für diese Entwicklung stand in Weilmünster in erster Linie Rolf Zanger.

Für Rosemarie Zanger, die als Frau weitestgehend pragmatischer mit den geänderten bzw. erweiterten Familienbeziehungen umzugehen verstand, standen Ende 2002 allerdings ganz andere Erklärungemodelle für den unerwarteten Tod ihres Mannes im Vordergrund. Naheliegender als die Hypothese "informeller Nazi-Kriegsverbrecherprozesse" und "internationaler, familiärer Rachen" erschien ihr die Form der Abhandlung der jüngsten 4 Banküberfälle auf die Kreissparkasse Weilburg und die Volksbank Weilmünster in der lokalen Gerüchteküche und die in diesem Zusammenhang unternommenen Versuche, die Weilmünsterer Familie Zanger durch "Autofarbgeschichten" mit diesen Ereignissen in Zusammenhang zu bringen. Wie bereits vorangehend erwähnt, war nach dem ersten Überfall mit Millionenbeute im Spätherbst 1997 in der Weilburger Tagespresse ein vermutliches Fluchtfahrzeug abgebildet worden, welches in Farbe und Bautyp dem PKW ihres älteren Sohnes ähnelte und diese "Verwechslungsoption" ihr so angetragen worden, dass bei ihr Angstzustände ausgelöst worden waren. In der Folgezeit kam es zu einem weiteren "Gerücht", mittels welchem ihr "von der Polizei" erklärt wurde, "der PKW ihres Sohnes hätte auf der Autobahn bei Limburg versucht, den Dienstwagen eines Hessischen Ministers zu rammen". Letztendlich bildete aber das Abstellen des blauen BMW mit Heilbronner Kennzeichen am Tag des Banküberfalles im Oktober 2000 in der Nähe ihres Wohnhauses und das zeitgleich in ihren Gartenzaun geschnittene Schlupfloch den Hauptgrund für die Befürchtung, ihr Mann sei als Zeuge des Vorbeifahrens des Bankraub-Fluchtautos an ihrem Wohnhaus ausgeschaltet worden. Tatsächlich hatte Rolf Zanger den PKW fotografiert, den Film aber bis Ende 2002 in der Kamera belassen und seinen ältesten Sohn nach dessen Rückkehr aus Kolumbien über die Existenz des PKW und das Abstelldatum informiert. Ein historisches "Wegspielen" der "blauen Fluchtfahrzeugspur" mittels "Ablenkungs-Dopplern" unter Einbeziehung der Familie Zanger und der Neuankömmlinge aus Kolumbien war dabei offensichtlich. Den deutsch-Kolumbianern wurde bei ihrer Ankunft ein dem Fluchtfahrzeug farbgleicher PKW zur Verfügung gestellt, dessen Halter Rolf Zanger war, und diese auf einer Fahrt am 14.7.2002 - dem Geburtstag von Peter Zanger - nach Frankfurt bei Wehrheim mit einem weiteren blauen Opel Kadett mit zerschossenen Scheiben konfrontiert. Im Juli 2003 erstattete dann der jüngere Bruder von Peter Zanger eine Anzeige bei der Limburger Kriminalpolizei mit dem Hinweis auf "das blaue Auto" welches sein älterer Bruder fuhr. Im Februar 2004 wurde der blaue Kadett auf der Autobahn bei Frankfurt dann von einem Lastwagen am Frankfurter Nordwestkreuz gerammt und zerstört.

In Bezug auf ihre eigene Situation nahm Rosemarie Zanger als Witwe sofort eine kämpferische Initiativrolle in der Restfamilie in Weilmünster ein, wohl insbesondere um so Versuchen entgegenzuwirken, sie nach dem Tod ihres Mannes durch subtile Drohungen in Angst zu versetzen. Hierbei wirkte in erster Linie ein Erlebnis auf sie, bei welchem sie zusammen mit ihrem Mann auf einem Volksfest wegen ihres Vaters Günther Klinge angesprochen worden war, wobei in Zweifel gezogen wurde, sie sei tatsächlich dessen Tochter. Ob dieser Vorwurf vor dem Hintergrund der "volksprozessualen" Untersuchung dessen Rolle als SA-Mann bei der Usinger Kristallnacht und dem Anschlag auf das IGBSE Erholungsheim Emmershäuser Mühle im Jahre 1938/39 erhoben worden war, oder ob ihre langjährigen, individuellen Recherchen über genaue Todesumstände und den exakten Bestattungsort ihres Vaters im Jahre 1942 bei Charkow in der Ukraine Anlass für von dort aus geführte Recherchen über ihre Person und Motivation geworden waren, bleibt spekulativ, ebenso wie der Wahrheitsgehalt des Gerüchtes, "russische Geheimdienstkreise" hätten an mindestens einem der Weilmünsterer Banküberfälle mitgearbeitet. Dem durch ihre Nachforschungen entstandenen Anschein, sie würde gegenüber Menschen des Landes, in welchem ihr Vater im Krieg erschossen worden war, Rachegefühle hegen, widersetzte sie sich durch das Aufbauen herzlicher Freundschaften zu Immigrantinnen aus dieser Region sowie durch regelmässige Lebensmitteleinkäufe in russsichen Geschäften in Weilburg. Gleichzeitig bekämpfte sie subtile Angstzustände nach dem Tod ihres Mannes vor dem Hintergrund des nahe ihrem Wohnhaus seit nunmehr 26 Monaten immer noch "unbemerkt" abgestellten "blauen Fluchtfahrzeuges" mit der Übergabe des von ihrem Mann aufgenommenen Rollfilmes mit Fotos des Heilbronner BMW´s an ein Fotoentwicklungsgeschäft im Januar 2003, was Anfang Februar 2003 durch das Kappen des Nebenstellen-Telefonanschlusses ihres Wohnhauses von Seiten der neuen Eigner der Karl Zanger & Söhne OHG beantwortet wurde.

Für Rosemarie Zanger, die zwischen 1999 und 2002 aus der Rolle der sich an einem starken, autoritären Ehemann orientierenden Ehefrau herausgewachsen war, ging die überraschend schnelle Phase des Verlustes ihres Lebenspartners, mit welchem sie über 45 Jahre zusammengelebt hatte, einher mit einem ebenso abrupten Persönlichkeitswandel, bei welchem sie weitestgehend die Funktion des lenkenden Familienoberhauptes übernahm. Ihr älterer Sohn, mit welchem sie in den kommenden 10 Jahren in Haushaltsgemeinschaft zusammenlebte und der sich dem Einfluss seines plötzlichen Zuzuges und der Integration seiner kolumbianischen Verwandten im elterlichen Wohnhaus und dem in Folge am familiären Widerstand der lokalen Verwandten gegen diesen Neuaufbau zerbrochenen Vater bewusst war, stärkte dabei bewusst diese neue Führungsrolle Rosemaries um die sensible und in allem ihrem Handeln sich an dem Wohlergehen ihrer Kinder und Enkel orientierenden Frau vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren, auch wenn der in Folge hervortretende, unbekannte kämpferische Charakter seiner Mutter ihn bisweilen nicht unbedingt in seinem eigenen Selbstwertgefühl bestärkte. Die Intention seiner Mutter war dabei wohl eine Art Umerziehung ihres älteren Sohnes, welcher ähnlich wie sie selbst Lebenssituationen mit grossem Harmoniebedürfnis sucht und nahestehende Menschen bis hin zur Aufgabe seiner eigenen Interessen respektierte und förderte, was ihn von seinem egoistischen, gegenüber anderen Menschen rücksichtslosen und nur am eigenen Erbinteresse orientierten, jüngeren Bruder drastisch unterschied. Dieser hatte die ihm von den Gründern der Karl Zanger & Söhne OHG selbst übertragene neue "Führungsrolle" im Familien-Unternehmen innerhalb von nur 5 Jahren zusammen mit seiner damaligen Ehefrau soweit vorangetrieben, dass die beiden leitenden Söhne des Firmengründers, Heinz und Rolf Zanger nunmehr "gegangen" waren und die Gründergeneration nunmehr nur noch von den überlebenden und verwitweten Frauen vertreten wurde. Die Geschicke der Fabrik selbst beeinflusste zu diesem Zeitpunkt nur noch die weiterhin im Unternehmen tätige Gertrud Zanger, neben ihrer Nachbarin Rosemarie Zanger, der Ehefrau ihres gerade verstorbenen Bruders Rolf, sowie Irmgard Zanger, der im 20 Kilometer entfernten Rod an der Weil lebenden Witwe von Heinz Zanger. 

Nach der jüngsten Erfahrung, dass der jüngere Sohn und Fabrikeigner Mark Zanger territoriale Konflikte mit seinem älteren Bruder um die unternehmerische Nutzung des Familienanwesen in Weilmünster bis zum Tod seines eigenen Vaters voranzutreiben bereit ist, stand es sowohl für Rosemarie Zanger als auch für ihre Nachbarin und Schwester ihres Mannes Gertrud Zanger ausser Frage, dass eine zweigeteilte Unternehmensentwicklung unumgänglich ist und der Aufbau des Unternehmens der Einwanderer aus Kolumbien Priorität vor dem Versuch hat, die ehemalige Optisch-Feinmechanische Fabrik mit einem stark reduzierten Fertigungsprogramm bei gleichzeitigem Brachliegen von 80% der Räumlichkeiten des Fabrikgebäudes als Ein-Mann-Betrieb des neuen Unternehmenführers weiter zu erhalten, insbesondere weil letzterer sämtliche Kapitalinvestitionen in den Aufbau seines Fahrzeugparkes und der PKW-Flotte seiner Angehörigen lenkte. 

Die  Struktur des neuen Unternehmens war dabei insofern vorgegeben, dass einerseits die berufliche Schwerpunktsetzung des Unternehmensleiters von CID Forschung in den Bereichen Naturwissenschaften, Ökologie, Internationale Kooperation und künstlerisches Design die thematische Ausrichtung des Unternehmens vorzeichnete, während nicht zuletzt die Unmöglichkeit, den eigenen, insbesondere räumlichen Strukturaufbau am Standort Weilmünster voranzutreiben den Rahmen ergab, die damals sogenannten "Neuen Kommunikationsmedien" als Entwicklungsfeld begleitend zu nutzen und zwar insbesondere unter dem Aspekt, dass langjährig aufgebaute Kommunikationsstrukturen Änderungsprozessen unterworfen sind, insbesondere durch gesellschaftliche Weiterentwicklungen wie die "Deutsche Wiedervereinigung" und den zunehmenden Bedeutungsverlust nationaler Grenzgebungen in Folge der wachsenden, gesellschaftlichen Internationalisierung, was in der Konsequenz die Entstehung neuer, subtiler Sprachen bewirkt, welche nur bei kontinuierlicher Begleitung überhaupt verständlich bleiben würden. Die Wichtigkeit, subtile Sprachen, welche sich nicht selten den Mitteln der Visuellen Kommunikation bedienen, rechtzeitig zu erkennen und zu verstehen, ist insbesondere vor dem an der konkreten Auseinandersetzung in Weilmünster ablesbaren Wiedererstarken des innergesellschaftlichen Darwinismus zu sehen, welcher, nachdem seine Strukturen nach den Euthanasie-Verbrechen des Dritten Reiches weitestgehend zerschlagen waren, bemüht war, durch Analyse seines Scheiterns und mit modernisierten Techniken nach dem Aufbau eines neuen, gesellschaftlichen Wohlstandentwicklungs-Konsenses während der 80er Jahre die ethischen Prinzipien des demokratischen Deutschland erneut - aber diesmal unbemerkt - zu unterlaufen. Dabei waren einerseits in den traditionellen Euthanasie-Strukturen, insbesondere dem sogenannten "Gesundheitswesen", neue technische Abschaltungsmethoden implementiert worden und parallel die etablierte, eindeutige gesamtgesellschaftliche Ablehnung jeglicher lebensbeendender Eingriffe durch die in den 90er Jahren geführte "Sterbehilfe"- bzw- Palliativ-Kampagne untergraben worden, so dass die notwendige Sensibilität der deutschen Gesellschaft gegenüber Tötungstechniken anästhesiert worden war. Vielmehr wurde sichtbar, dass die Existenz von neuen, "unsichtbarern" Euthansie-Techniken wie "Parenteralernährung", Kryochirurgie und Magnetfeldmedizin von den "erfolgreichen", durchsetzungsgewohnten Teilen der Gesellschaft stillschweigend akzeptiert und befürwortet wurden, insbesondere weil diese so hofften, bei den anstehenden, weltweiten Neuaufteilungsprozessen mittels dieser medizinischen Waffentechnologien Armutskonkurrenten ausschalten zu können. Diese Entwicklung fand vor dem Hintergrund statt, dass seit den 60er Jahren einerseits das Gesundheitswesen nach der Einführung des "Militärischen Ersatzdienstes" (Zivildienstes) auch einem konzeptionellen, ethisch-moralischen Wandel der Grundprinzipien unterworfen wurde und andererseits parallel eine soziale Psychose, welche die "Verknappung der Ressourcen" auf Grund eines "unkontrollierten Bevölkerungswachstums" als Zukunftsvision vor Augen hatte, immer breiteren Raum fand. Ergriffen von dieser "Endzeit-Psychose" waren insbesondere Europäische, Wohlstandsorientierte Mittelschichten, welche den sozialen Aufstieg planten und in der gleichzeitigen Entwicklung der Dritt-Welt-Länder eine phantasierte Bedrohung ihres eigenen Lebensstandards sahen. Dies führte in diesen Kreisen zur Entwicklung verdeckter medizinischer Kriegstechniken, welche durch ein weltweit ausgedehntes und gleichgeschaltetes Gesundheitsversorgungswesen als Kontroll- und Druckmittel in "Armutsländern" mit hohem Bevölkerungswachstum als Ersatz der gleichzeitig immer bedeutungsloser werdenden Militärapparate eingesetzt werden sollten. 

Naturgegebenermassen stand das CID Institut, welches sich selbst als Teil der von den Verdrängungstechnologien betroffenen und zur Ausschaltung vorgesehenen Weltbevölkerungsteilen verstand, ab seiner Ankunft in Deutschland in erster Reihe der Ablehnungsfront solcher militärisch-medizinpolitischer Philosophien, so dass der längere Aufenthalt im "Heimatland" und die Ansiedlung des Untenehmens in Deutschland nur noch dem Zweck dienen konnte, verdeckte medizinische Kampftechniken aufzuspüren, zu entschllüsseln und in ihr konzeptionelles Gegenteil zu verkehren, das heisst, durch das öffentlichkeitswirksame Aufdecken und Blosstellen der wahren Hintergrund-Intentionen der abgelehnten Entwicklung eine politische Grundsituation zu schaffen, die die Promotoren der militärisch-medizinischen Kriegsführung in ihren Stammländern kaltstellt. Somit war die politische Grundphilosophie für die weitere Institutsentwicklung bereits 2002 vorgegeben.

Die vorangehend dargestellte Grundsituation und die sich daraus ergebende politische Stellungnahme des CID Institutes war zum Zeitpunkt der Niederlassung in Weilmünster allerdings nicht Produkt einer existierenden, umfassenden politischen Analyse sondern ergab sich im Laufe der Jahre 2002 bis 2012 schrittweise und kontinuierlich, was in der nachträglichen Rückbetrachtung aus der heutigen Sicht die Institutsentwicklung als Reaktion auf die Notwendigkeit der Verteidigung prinzipieller bzw. allgemeiner ethischer, politischer und sozialer Positionen aber auch des individuellen Weiterbestehens als Persönlichkeit in familiären und gemeinschaftlichen Interessenskonflikten, also der Selbstbehauptung im Überlebenskampf, interpretierbar werden lässt. Zwischen Rosemarie Zanger, der wichtigsten Promotorin und Mäzenin des Institutsaufbaues und Weilmünster und dem CID Institutsleiter, ihrem ältesten Sohn, entwickelte sich so im Laufe der Jahre eine vitale Lebensgemeinschaft mit weit über lokale und familiäre Sinngebung hinauswachsender Bedeutung. 




Institutsentwicklung von 2002 bis 2008

Das Büro CID und das Keramikatelier Piedras del Rio wurden ursprünglich als kombiniertes Unternehmen konzipiert und aufgebaut.  Das Unternehmen sollte über sein Dienstleistungsangebot ausreichend Einnahmen für den Lebensunterhalt der  im Juni 2002 von Kolumbien nach Deutschland übergesiedelten Familie Zanger-Montoya-Rincon Reina erwirtschaften. Das breite Spektrum des Leistungsangebotes war begründet durch die Notwendigkeit, für insgesamt 7 Familienmitglieder mit unterschiedlichen Bildungsniveaus, Fähigkeiten und Sprachkenntnissen individuell gestaltetet und entwickelbare Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen um ihnen so die Übersiedlung in eine neue Lebensumgebung im Familienrahmen zu ermöglichen und deren spätere, unabhängige, berufliche Weiterentwicklung konstruktiv zu fördern. Das initiale Unternehmen umfasste eine wissenschaftliche Forschungsabteilung, eine Abteilung für Bilddokumentation, eine Abteilung für digitale Bildbearbeitung, Grafik und Design, eine Verlagsabteilung und eine Werkstatt für Design und Herstellung von künstlerischen und Gebrauchs-Keramikobjekten. Das Unternehmen wurde als CID Forschung / Consulting - Investigation - Documentation / Private wissenschaftliche Forschungseinrichtung gegründet und im Januar 2005 im Handelsregister Limburg eingetragen. 



Unternehmenskonzept von CID
Auszug aus dem Bericht Juni 2003 - Juni 2004 "Weiterführung des Projektes "PLAN-Bogotá/Medellin" - Aufbau eines unabhängigen Gutachterbüros zur Planung und Durchführung wissenschaftlicher Forschungsprojekte in Kolumbien und der Bundesrepublik Deutschland.



Zum Zeitpunkt der Handelsregistereintragung war das Leistungsangebot des Forschungsbüros strukturiert mit vorgegebenen eigenen Studienthemen (Berlin Siedlungen Kolumbien, Ton-Insekten) sowie dem Angebot zur Erstellung von Biotopkartierungen, landschaftsplanerischer Studien, naturwissenschaftlicher Forschungsarbeiten, fotografischer Dokumentationen sowie bibliographischer Recherchen. Für letztere Leistungsangebote waren zahlreiche Initiativen zur Auftragsaquisition eingeleitet worden. Die Bilddokumentationsabteilung beschäftigte sich mit der Organisation des eigenen Bildarchives der späteren Bildagentur Foto CID welches umfangreiches und unsortiertes nicht digitales Fotomaterial aus den Jahren 1981 - 2004 umfasste. Die parallel aufgebaute Abteilung für digitale Bildbearbeitung war mit einem Konica-Minolta Dia- und Film-Scanner und einem Siemens-Laptop ausgestattet worden und hatte mit der Digitalisation und Fotorestaurierung von Diapositiven und Negativstreifen insbesondere aus den Fotoarchiven Kolumbien und NIcaragua begonnen. Der CID Verlag hatte 12 eigene landeskundliche, naturwissenschaftlichen und künstlerische Schriften und Bücher herausgegeben und auch in den Bestand der Deutschen Bibliothek überführt und bearbeitete kontinuierlich Bestellungen, Buchproduktionen und den Versand von Verlagsprospekten. Das Keramikatelier stellte parallel zu den Büroaktivitäten von CID künstlerische Keramikobjekte her und hatte einzelne Aufträge zur Herstellung von Gartenkeramikskulpturen angenommen. 

Mit der Handelsregistereintragung hatte der neue Unternehmensaufbau nach 30 Monaten in Deutschland einen Entwicklungsstand erreicht, der die Inbetriebnahme erweiterter Räumlichkeiten erforderte, in welchen ein Grafik- und Druckbetrieb eingerichtet werden sollte. Geplant war der Kauf von Druckern für die professionellere Herstellung der Schriften des CID Verlages sowie eines grossformatigen Plotters zum Kunst-Druck von Fotografien auf Leinwand. Als Raum für die Einrichtung der Verlagsdruckerei war ein ungenutzter Werkraum im Erdgeschoss der Zanger OHG vorgesehen, der kostenfrei hätte genutzt werden können. Am 7. Februar 2005 wurde deswegen mit Frau Gertrud Ilse Zanger Kontakt aufgenommen und ihr Firmenpräsentationsmaterial von CID übergeben, mit der Bitte, einen Kontakt für Beratungsgespräche zu ehemaligen Wetzlarer Unternehmen der Optik-Branche aufzubauen, die mittlerweile Druckereibetriebe gegründet hatten. Konkret handelte es sich um die befreundeten Unternehmen Will (Nauborn) und Agel. Frau Gertrud Zanger versprach, die überreichten Dokumente durchzusehen und gegebenenfalls die gewünschten Kontakte herzustellen. Ein nächster Gesprächstermin mit ihr sollte zwischen dem 12. und 20. Februar 2005 stattfinden.

Das Nichtzustandekommen dieser geplanten Zusammenkunft markierte einen weiteren, entscheidenden Wendepunkt für die geplante Entwicklung des in Weilmünster neu aufzubauenden Unternehmens. Dazu trugen insbesondere die Umstände bei, unter welchen die Kooperationsversuche zwischen der letzten, lebenden Unternehmerin der Gründergeneration der Karl Zanger und Söhne OHG und dem CID Institut als Folgeunternehmen des Familienbetriebes ein unerwartetes und abruptes Ende fanden. 

Gertrud Ilse Zanger war, wie spätere Recherchen ergaben, am Freitag den 11. Februar 2005 in das Psychiatrische Klinikum ihres Wohnortes Weilmünster eingewiesen worden. Am darauffolgenden Montag, 14. Februar 2005 (Valentinstag) wurde ihr dort nach einer Untersuchung im Magnetresonanztomographen (MRT) der Psychiatrie ein irreversibler Komazustand diagnostiziert und sie auf die Schlaganfallakutstation (SAAS) des Krankenhauses verlegt und in Intensivbehandlung überführt. Nach einer Intervention des mittlerweile vom Amtsgericht Weilburg zu ihrem Patientenbetreuer erklärten, neuen Firmeninhabers der Zanger OHG am Montag den 21.2.2005 wurde nach 7 Tagen die Intensivbehandlung von Gertrud Zanger durch eine Verlegung auf die Nachbarstation 3.5 beendet und ihrem Leben dort durch die intravenöse Infusion von 250 ml Intra-Lipid in nicht handelsüblichem Gebinde ein Ende gesetzt. 

Dieses Ereignis, sowie die nachfolgende Weigerung des mit der ehemaligen, optischen Fabrik liierten Familienastes und der im Landkreis Limburg-Weilburg etablierten staatlichen Administrativstruktur, welche für die Untersuchung der Tatumstände verantwortlich gewesen wäre, sich mit der Aufklärung des aus der Sicht der Zuwanderer ungewöhnlichen Ereignisses zu beschäftigen, markierten den irreversiblen Bruch mit der "Restfamilie". Massgeblicher Grund für die Forderung von CID, die Todesumstände von Gertrud Zanger im Detail untersuchen zu lassen, war die Tatsache, dass Gertrud Zanger am 16.2.2005 in der Schlaganfallakutstation mit Blutergüssen am Hals und Hämatomen und Prellungen an der linken Schulter vom CID-Institusleiter aufgefunden wurde und das Behandlungspersonal auf die Frage, wie die Verletzungen der Patientin zustandegekommen seien, erklärte, "das käme von der Infusion". Zweiter Fakt, der aus Sicht des Institutes untersuchungswürdig erschien, war die Tatsache, dass der Hausarzt von Gertrud Zanger diese am 11. Februar "wegen Handschmerzen" in die Neurologische Abteilung der Psychiatrischen Klinik eingewiesen hatte, mit der Begründung, "dass Handschmerzen oft einen nahenden Schlaganfall ankündigen würden". Dabei handelte es sich um denselben Hausarzt, der am 11.11.2002 dem Bruder von Gertrud Zanger eine Solu-Decortin-Injektion verabreicht hatte und diesen am 13.11.2002 gegen den Willen seines Sohnes in die Hessenklinik Weilburg hatte transportieren lassen. Dritter Grund für das Anzweifeln der offiziellen Version der Todesumstände der letzten Firmengründerin der Zanger OHG durch CID Institut war die Beobachtung des Abtransportes ihrer Nachbarin und Schwägerin am 11.2.2005 durch Rosemarie Zanger. Diese hatte sie in Begleitung ihrer Nichte aus ihrem Haus über den Hof laufen und in einen PKW einsteigen sehen, offensichtlich um zur Hausarztpraxis im Weilmünsterer Mühlweg zu fahren. Angesprochen auf dieses Detail äusserte die Nichte von Gertrud Zanger allerdings, "diese hätte gar nicht mehr gehen können". 

Offen bzw. unbeantwortet blieben aus der Sicht des CID Institutes die Frage, wie es zum überraschenden Koma-Zustand der eine Woche zuvor noch bemerkenswert rüstigen Pensionärin gekommen war und wie dieser im Krankenhaus Weilmünster zwischen dem 11. und 14.2.2005 verursacht worden war. Daraus ergab sich direkt die Frage, ob Gertrud Zanger im Krankenhaus (oder zuvor ?) tätlich angegriffen worden war (Blutergüsse und Schulterschwellung) und ob die MRT-Passage am Montag dem 14. Februar direkt zu einer Ausschaltung der bewussten Gehirnfunktionen der Patientin geführt haben könnten. In zweiter Linie stellte sich die Frage, ob der Abbruch der Intensivbehandlung, während der Gertrud Zanger mit Schlafmitteln künstlich ruhiggestellt wurde, und die sofortige Gabe der Lipidinfusionslösung ein ethisches Problem  wegen medikamentöser Sterbehilfe darstellt oder ob es sich um einen gezielten Tötungsakt an einer Patientin gehandelt hatte, die nach Absetzen der Schlafmittelzufuhr durchaus noch aus dem Koma hätte aufwachen können.

Nachdem die Staatsanwaltschaft Limburg (Frau Thaler) das von CID Institut und Rosemarie Zanger beantragte Todesursachenermittlungsverfahren schon Anfang März 2005, also nur 2 Wochen nach dem Tod von Gertrud Zanger, mit der Begründung, "es sei keine Fremdeinwirkung beim Tod der Patientin festzustellen" wieder eingestellt hatte, ergab sich für den Institutsleiter eine vollkommen neue Ausgangssituation für den zukünftigen Aufbau des Institutes und seine eigene Anwesenheit an dessen Standort. Erstens fehlte mit Gertrud Zanger die entscheidende Persönlichkeit, die über den Einfluss verfügt hätte, das CID Institut doch noch sinnvoll und konstruktiv in die Infrastruktur des Familienunternehmens in Weilmünster einzufügen. Zweitens waren durch die Todesumstände der Fabrikantin und die ignorierende Haltung, welche die Justizbehörden Limburg gegenüber dem offensichtlichen Tötungsdelikt einnahmen, eine grundsätzliche Gefährdungssituation vor Ort für die letzte Überlebende der Elterngeneration der Familie Zanger in Weilmünster entstanden, welche einerseits Tatzeugin der "Verbringung" ihrer Nachbarin war und andererseits als "Standortälteste" nun für das gesamte Zanger-Anwesen in Weilmünster verantwortlich war, also auch für den Fabrikteil des Familiengrundstückes, welchen dieselben Verwandten nutzten, die Gertrud Zanger "weggefahren" hatten. Somit war für CID Institut klar, dass einerseits vor Ort nur noch minimale Entwicklungsoptionen für das neue Unternehmen offenstanden und andererseits eine Verlagerung des Institutes nach Frankfurt oder Kolumbien ausgeschlossen war, da wegen der Gefährdungslage von Rosemarie Zanger die Notwendigkeit zu fast permanenter Anwesenheit in Weilmünster bestand. (Die besondere Gefährdungssituation für Rosemarie Zanger ergab sich aus der Tatsache, dass zeitnah zum Tod ihrer Nachbarin Gertrud Zanger nicht nur deren 2 Brüder sondern auch noch 3 weitere Nachbarn, die direkte Anlieger des Grundstückes waren, auf welchem im Oktober 2000 das Fluchtfahrzeug des Banküberfalles abgestellt worden war, verstarben und somit insgesamt 6 Zeugen dieses Vorganges verloren waren). Gleichzeitig war die Haupt-Mäzenin des Institutes auch zuständig für die Finanzierung des "deutsch-kolumbianischen Projektes", was diese durch eine Unterstützungszahlung von monatlich 200,-- Euro aus ihrer eigenen Altersrente über den Zeitraum von 10 Jahren an ihren älteren Sohn leistete, die vom Institut für die Deckung des Gebäudeaufwandes verwendet wurden. 

In diesem neuen Rahmen wurden vom CID Institut zuerst die Pläne für den Aufbau einer Druckerei zur Produktion der Projekt-Schriftenreihen und für die vorgesehenen Reisen zu den bisher nicht beschriebenen Berlin-Siedlungen aufgegeben. Statt dessen wurde die Nutzung des Mediums Internet für den Aufbau einer digitalen, interaktiven Bibliothek und zur Etablierung direkter Kommunikationsverbindungen mit den potentiellen Lesern der Schriftenreihen, welche so auch an der permanenten Aktualisierung und Fortschreibung der Ortspräsentationen direkt teilnehmen konnten, als neue Zukunftsperspektive für das Verlagsgeschäft entworfen. Damit wurde das Institut auch unabhängig vom Aufwand, den die Deckung der Werbe-, Druck-, Versand- und Raumkosten, welche in keiner akzeptablen Proportion zu Sinn und Zweck des Projektes gestanden hätten, bedeutet hätten. Zudem konnten über das Internet potentielle Leserkreise weltweit direkt angesprochen werden und diese die Schriften des Institutes kostenfrei konsultieren, was der Vorstellung, die Bewohner der beschriebenen Siedlungen, welche zumeist noch nicht über die Finanzmittel zum Kauf von Druckschriften in Übersee verfügten, möglichst umfassend zu erreichen, zu informieren und an der Gestaltung der Internetdokumentation mitwirken zu lassen, deutlich näher kam, als das vorhergehende Konzept des Verlagsaufbaues. 

Da aus dieser Perspektive das Berlin-Kolumbien-Projekt alleine als Instituts-Werkthema nicht mehr ausreichend erschien, wurden parallel weitere Dokumentations-Projekt-Themen in längeren Literatur-Studien entwickelt. Dabei schien die parallele Untersuchung der historischen, regionalen bzw. globalen Ausbreitung von Siedlungsnamen interessant. Dazu fanden sich zwei Parallelbeispiele, die sowohl einen besonderen Bezug zur deutschen Kolonialpolitik als auch zur europäischen Immigration in Kolumbien erkennbar werden liessen: die weltweite Ausbreitung der Ortsnamen ORANGE und NASSAU im Rahmen der deutschen Partizipation an Expeditionen der niederländischen und britischen West- und Ostinidien-Kompagnien und die nach-biblische Ausbreitung des Orstnamens ANTIOCHIA in der Levante-Region, was die entsprechenden Studienthemen des CID Institutes begründete. 

Aktuelle Dokumentationen über die Antiochias, Nassaus und Oranges und ihre Geschichte hätten natürlich ebenso wie die Fortschreibung der Berlin-Dokumentationen ab einem bestimmten Zeitpunkt einen hohen Aufwand für Reisekosten zum Besuch der Orte der Studienthemen erfordert, doch erschien es aus der Sicht des Jahres 2005 als durchaus nicht unrealistisch, die beabsichtigte Einbindung der noch in Kolumbien wohnenden bzw. studierenden Familienmitglieder, für welche der initiale Aufbau des kombinierten Unternehmens angelegt worden war, dann durchzuführen, wenn externe Träger oder Projektfinanzierungen für die jeweiligen Projekte gefunden worden wären, so dass die Projektmitarbeiterinnen dann ihre Studien- und Dokumentationsaufenthalte in den jeweiligen Ländern hätten antreten können. Die zwischenzeitlich vom CID Institut zusammengetragenen Datenzusammenstellungen hätten dann als Fundament für das jeweilige Forschungsthema bzw. die Erstellung von Konzepten für Graduations-Arbeiten der Mitarbeiterinnen dienen können.

Zwar stellte der Umfang der vorangehend aufgeführten Studienthemen bereits eine vollständige Auslastung des Institutsleiters dar, doch ergab es sich aus der Notwendigkeit zur überwiegenden permanenten Anwesenheit am Institutssitz, der parallelen Erhaltung und Pflege des Institutsgebäudes und des angeschlossenen Instituts-Parkes sowie der Tatsache, dass nicht alle vorgesehenen Mitarbeiterinnen über einen akademischen Studienabschluss verfügten, dass die bereits vorangehend umrissenen "Äste" des "CID Kombinates" als gleichberechtigte Aktivitäten in den Institutsrahmen zu integrieren waren. Aus rein akademischer Sicht stellte dies zwar eine gewisse, konzeptionelle Inkonsequenz dar, doch liess der organisatorische-materielle Rahmen des Unternehmens-Aufbauprojektes keine andere Option für eine mehr fokussierte Institutsstruktur. So wurden parallel zu den historischen, siedlungsgeschichtlichen und kolonialpolitischen Studien- und Dokumentationsprojekten die Projekte digitaler Online-Verlag, Internet Bild- und Grafik-Design Agentur, regionale Natur- und landeskundliche Studien und Dokumentationen, künstlerisches Keramik-Objekt-Design und Botanischer Garten für Erhaltungs- und Vermehrungszuchten seltener Zier- und Medizinalpflanzen, zum Studium floren-neuer Pflanzenarten und zur Naturfotografie begründet.

Als nicht den Institutszweck definierende, aber sich aus der Notwendigkeit, zu aktuellen Situationen vor Ort öffentlich Stellung beziehen zu müssen, ergebende und als Teil der naturwissenschaftlichen Studien integrierte aber aus originärer Sicht eher dem Institutsfremden Oberbegriff der "kriminologischen Studien" zuzuordnende, parallele Forschungsarbeiten des CID Institutes sind die Studien zum Verdacht auf organisierten Missbrauch von Medikamenten und Medizintechniken im Gesundheitswesen zu betrachten. Hierzu zählt zum Ersten die anlässlich der Einstellung des im Februar 2005 beantragten Untersuchungsverfahrens zur Todesursache von Gertrud Zanger durch die Limburger Staatsanwaltschaft begonnene Studie zur Geschichte der Lipidinfusion, publiziert als CID Jahresbericht August 2005 - Juni 2006 sowie spätere Ermittlungs- und Forschungs- und Dokumentationsarbeiten zur Frage der Wirkung hoher Elektromagnetfeldstärken auf die Gehirnfunktion von in Magnetresonanztomographen (MRT/MRI) untersuchten Menschen und zur Frage von Sinn und Zweck überdimensionierte, mobiler Gebinde von Cryogas-"Behandlungs"-Apparaturen, welche landläufig als Eis-Knarre (Cryo-Gun) bezeichnet werden. Aus der Sicht des CID Institutes ist unter Anderem diesen Medizin-Techniken, welche ursprünglich möglicherweise unter militärisch-medizinischen Gesichtpunkten entwickelt worden waren, die Charakteristik von "medizinischen Waffensystemen" zuzuordnen. 

Unter Bezug auf die beiden vorangehend erwähnten Fallstudien zu Sterocorticoiden (Solu-Decortin) und Electrocardiogramm-Signalanzeige-Modulationsmöglichkeiten (13.11.2002) und MRT und Lipidinfusion (22.2.2005) bestand aus der Perspektive von CID Institut die begründete Befürchtung, dass solche medizinischen Waffensysteme von nicht-militärischen, privaten Interessensgruppen innerhalb des Gesundheitswesens gezielt zur Ausschaltung von Patienten genutzt würden. Solche sich in bestimmten Situationen spontan ergebenden Interessensgruppen verübten dabei gemeinschaftlich Tötungsdelikte indem die agierenden Täter Zielpatienten in Behandlungsabläufe verbrachten, welche die Degradation des Gesundheitszustandes bis zum Tode zur Folge hatten, wobei aber nachträglich keinem der Handelnden eine unmittelbare, juristisch nachweisbare Tötungshandlung nachzuweisen gewesen wäre. Hierbei spielte jeweils die Vorgabe der Behandlungslogik (Prognose) eine entscheidende Rolle. Das CID begründete in diesem Zusammenhang die Begriffsdefinition "Social Killing". Typischstes, kontemporäres Modell des Social Killing ist dabei die bei der Standard-Diagnose "Schlaganfall" einsetzende Behandlungskette, bei der vom Begleit- und Behandlungspersonal automatisch von einer Irreversibilität der definierten "Erkrankung" ausgegangen wird und Untersuchungs- bzw- Behandlungsschritte (MRT, künstliche Komatisierung, parenterale Ernährung, ...) eingeleitet werden, die dann auch tatsächlich den Tod des ruhiggestellten Patienten zur Folge haben. Wichtige, psychosoziale Begleittechnik ist dabei das Einwirken auf die Angehörigen des entsprechend Diagnostizierten, denen zuerst - unabhängig vom Erkrankungsgrund und der Frage, ob die Diagnose Schlaganfall zutrifft oder nicht - die nicht zu erwartende Heilung ihres Angehörigen in Aussicht gestellt wird, was landläufig die Erb- und Güterverteilungsverhandlungen einsetzen lässt, also das Interesse der Verwandten am tatsächlichen Gesundheitszustands ihres Angehörigen und dessen Genesung drastisch reduziert. "Schlaganfall" eignet sich besonders als Diagnosegrund für das Einsetzen einer abschaltenden Behandlungskette, weil erstens der angebliche Erkrankungsgrund (Gehirnblutung) nicht direkt optisch nachweisbar ist, zweitens nur mittels digitaler Bilddarstellungstechniken (MRT-Röntgenbilder) in Existenz und Ausmass fragwürdig "belegt" werden kann, drittens operative Schädelöffnungen zum Nachweis des "Schlaganfalles" selbst Grund für den Tod des Patienten sein können und viertens die lebenserhaltende Umgebung eines entsprechend Diagnostizierten bei der Diagnose Schlaganfall zumeist die Hoffnung auf eine Genesung und Rückkehr des Erkrankten aufgibt, was umgekehrt subtil auf den Zustand des Diagnostizierten einwirkt. Aus Sicht des CID Institutes indiziert die Diagnose Schlaganfall, insbesondere wenn sie aus der Distanz oder auf Grund fragwürdiger Untersuchungsmethoden oder auf dem Land erfolgt zuerst den Diagnostizierenden als Kopf einer "Behandlungskette", welche die potentielle Absicht einer Patiententötung nicht ausschliessbar macht. Die im Rahmen einer Schlaganfall-Diagnose landläufig akzeptierte Behandlungsweise mit teils wochenlangen Intensivbehandlungen von "Koma"-Patienten birgt zudem die Gefahr, dass die Erwirtschaftung hoher Krankenkassenleistungen durch heute technisch mögliche, lebenserhaltende Massnahmen bei bereits irreversibel - z.B. durch cerebrale Cryo-Chirurgie - ausgeschalteten Patienten den "Schlaganfall" zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor werden lässt.

Wie bereits einleitend zu dieser hier abgehandelten Fragestellung medizinischer Waffensysteme erwähnt, ist es aber nicht die eigentliche Hauptaufgabe des CID Institutes, alle Aspekte dieses Themenkomplexes zu studieren. Einzige Position des Institutes könnte in diesem Zusammenhang die Zerstörung der gesellschaftlichen Akzeptanz dieser Technologien und der ihnen zu Grunde liegenden Logik und Gesundheitsphiolosophie sein. Aus diesem Grund ist es aus der Sicht des CID Institutes ausreichend, alarmierend auf offensichtliche Detailaspekte aufmerksam zu machen und die Untersuchung der Frage, ob und inwieweit die befürchteten Umstände in der Realität tatsächlich vorkommen, den Stellen zu überlassen, die über die Infrastruktur zur Kontrolle von Krankenhäusern, Rettungswesen, Ärzten, Medikamenten- und Medizintechnikentwicklern verfügen und personell in der Lage wären, die vorgezeichneten Missstände zu unterbinden.

Im Herbst 2006 konnte der Institutsleiter auf einer Schulung in Köln Grundkenntnisse digitaler Publikationstechnologien im Internet erwerben. Damit war die Voraussetzung für den weiteren, selbständigen Aufbau des CID Verlages gegeben.  Erster publizierter Text in einem Blog im Internet war der CID Report zur Lipidinfusion. Im Jahre 2007 folgten erste Schritte zur Etablierung eines eigenen Internetanschlusses des CID Institutes, wobei vorübergehend ein Mobilfunk-Internetzugang eines entsprechenden Providers in Anspruch genommen wurde. Erst ab Mitte August 2008 verfügte das Institut dann über einen provisorisch verlegten Festnetzanschluss der Deutschen Telekom mit permanentem Internetzugang, so dass der systematische Aufbau des heutigen, aus mehreren hundert Blogs zusammengesetzten Informations-Netzwerkes begonnen werden konnte.





Institutsentwicklung von 2008 bis 2012

Auch wenn in der bisherigen, historischen Herleitung der Entstehung des CID Institutes der Focus hauptsächlich auf die pragmatische Anpassung an die vom familiären, gesellschaftlichen und politischen Umfeld vorgegebenen Rahmenbedingungen gerichtet wurde, so bestanden doch durchaus auch konzeptionelle Vorstellungen von der Struktur des zukünftigen Unternehmens und späteren Institutes, das sich als unabhängige und kritische, regional eingebettete und international vernetzte, neue Institution mit Themen beschäftigen sollte, die von etablierter Seite bewusst oder notgedrungen ausgeklammert werden. Für die bedeutendste Mäzenin und durch ihr alltägliches Einwirken wichtigste Förderin, die den Aufbau von CID begleitend vorantrieb, stellte die Idee, ein publizierendes Unternehmen im Medium Internet aufzubauen eigentlich einen Widerspruch zu ihrer eher technologiefremden Weltauffassung dar, welche die Stärkung intuitiver Kommunikations- und Orientierungsmethoden und natürlicher, sensueller Auffassungsgaben als Lebenskonzept zum Inhalt hatte und nicht die Substitution angeborener Fähigkeiten durch mobile Kommunikationstechnologien, elektronische Datenverarbeitung und digitale Bildtechnologien, welchen sie eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstand. 

Der Überlegung der Nutzung des aus dieser Perspektive "zweischneidigen Schwertes Internet" als Medium für die Etablierung eines eigenen, öffentlichkeitswirksamen Unternehmens wurde allerdings auch in einer als "Notsituation" zu bezeichnenden Ausgangslage geboren, in welcher das eigene Argumentieren, die Durchsetzung der eigenen Position und die Verständlichmachung der eigenen Sichtweise für Rosemarie Zanger und ihren älteren Sohn, den Leiter des CID Institutes in ihrem sozialen Umfeld immer schwieriger wurden, nachdem beide nach den Ereignissen des Februar 2005 sowohl gegenüber der eigenen Restfamilie als auch gegenüber den regionalen Establishment eine so eindeutige, "geschichtsgefährdende" Gegenposition bezogen hatten, dass sie sich alsbald subtilen Drohungen und der Gefahr der "denunziatorischen Psychiatrisierung" ausgesetzt sahen. So bestand auf ihrer Seite ein paralleles Interesse sowohl an der konstruktiven Weiterführung des kollektiven Unternehmensaufbaues, welcher wiederholt durch massive Eingriffe zurückgeworfen worden war, als auch an der Erlangung eines öffentlichkeitswirksamen Forums, welches zur Verteidigung nicht immer systemkonformer Minderheitspositionen geeignet war. Das Internet bot mit unmittelbarer Datenübermittlung und Informationspräsentationsplattformen ebendiese Möglichkeit als Unternehmens-Präsentationsfläche und parallel auch als Verteidigungsforum im Falle existenzieller Angriffe.

Andererseits war die Funktion des Internets als Kommunikations-Kontroll- und -Überwachungsmedium durchaus bekannt. Wie die Erfahrungen mit der ersten, Internet-unabhängigen Digitalisierung des Büros zwischen 2003 und 2007 bereits gezeigt hatten, waren netzunabhängige, externe Eingriffe in digitale Endgeräte (Laptops, Scanner, Digitalkameras) auf entsprechenden vom Hardware- bzw- Sofware-Hersteller angelegten Pfaden möglich, auch ohne dass die Endgeräte für den Nutzer erkennbar bzw. auf dessen Initiative hin an das Internet angeschlossen waren. Laptops und Scanner konnten "von remote" ausgeschaltete und blockiert werden und gezielt erscheinende Datenverluste traten auf. Durch den Schritt "ins Internet" erhoffte man sich so aus Sicht von CID Institut die "Hinzuschaltung" einer oder mehrerer, weiterer Kontroll- und Überwachungsebenen, welche die störenden Eingriffe von anderer Seite erkennen und diesen entgegenwirken könnte.

Zum Zweiten kam es exakt 12 Monate nach der Einstellung des staatsanwaltschaftlichen Todesursachenermittlungsverfahrens zu Gertrud Zanger im März 2006 zu merkwürdigen Ereignissen in der unmittelbaren und näheren Umgebung des Institutes, welche sich auf das Wirken eines lokal verwurzelten Personenkreises zurückführen liessen und die eine derart existenzielle Bedrohung für den Institutsleiter und seine Mutter darstellten, dass ein dringender Anlass bestand, diesbezügliche Stellungnahmen und Ereignisversionen aus der Sicht von CID Institut unmittelbar öffentlichkeitswirksam präsentieren zu können. Dies Möglichkeit boten im Zeitraum 2005 - 2008 nur das Internet und die sozialen Medien-Plattformen wie Email, Blogs, Facebook und ähnliche Life-Chats. So kam es bei der Aufnahme der organisierten Internetaktivität des CID Institut im August 2008 zu der widersprüchlichen Situation, dass auf den vom Institut zum Unternehmensaufbau und zur konstruktiven Unternehmensdarstellung gewählten Präsentationsflächen gleichzeitig und gezwungenermassen auf Grund nicht enden wollender externer Attacken Informationen präsentiert werden mussten, welche der Präsentation eines im Aufbau befindlichen, naturwissenschaftlichen und seriös-politisch wirkenden Institutes gegenläufig waren. Tatsächlich entwickelte sich CID Institut zwischen 2008 und 2012 parallel auf ein und derselben Präsentationsebene in Form eines Hybriden, der sowohl konstruktiv die eigenen Instituts-Studien, Dokumentationen und Publikationen im Netz präsentierte als auch gleichzeitig destruktiv die Verteidigung seiner eigenen Existenz und seines Weiteraufbaues in Form denunziatorischer Deklarationen, fotografischer Beweis-Bildserien, Prozess-Erklärungen und juristischer Schreiben zur Abwehr der betriebenen Ausschaltungsversuche bewerkstelligen musste, wobei letzterer Aspekt dem eigentlichen Ziel der Internetpräsenz - der konstruktiven Unternehmenspräsentation - schwer schadete und konzeptionell zuwiderlief.


Blick in das Büro des CID Institutes am 28. März 2005 durch die vom Inhaber der benachbarten, metallverarbeitenden Fabrik - einem Familienunternehmen - zerstörten Terrassentürscheibe auf die am CID Bürocomputer tätige Lebensgefährtin des CID Institutsleiters, Frau Myriam Rincon Reina de Zanger.





Bei der Abwägung der Entscheidung, zum Weiteraufbau von CID das Internet zu wählen, was bei einer konsequenten Umsetzung dieses Vorhabens bedeutete, dass ein Grossteil der zukünftigen Unternehmens- bzw. Institutsaktivität in der "virtuellen Welt" stattfinden würde, spielten allerdings neben den vorangehend beschriebenen, wichtigen, existenzielllen Motivationen auch allgemeine, grundsätzliche und prinzipielle Erwägungen eine Rolle, welche die Funktion und Bedeutung des Internets als "Neuem Medium" betrafen. In der ersten Dekade des "Neuen Jahrtausends" stand das ehemals militärische Kommunikationssystem, das nach dem beginnenden Abbau der militärischen Machtblöcke in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts insbesondere deswegen für die zivilen Nutzung freigegeben worden war, weil den weltweit hunderttausenden ehemaligen Militärangehörigen, die ins Zivilleben überwechselten, neue Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten im Rahmen des Neuen Mediums angeboten werden sollten, in einem überwiegend schlechten Ruf und wurde von der Mehrheit der Bevölkerung eher skeptisch betrachtet. Internet und Computer wurden von den älteren Generationen zumeist mit "Computerspielen" abwertend gleichgesetzt. Tatsächlich überwog in den Anfangsjahren des Internets bei dessen Reflektion in den Medien die Fokussierung auf alle existierenden Negativbeispiele der neuen, technologischen Entwicklung während die ernsthafte Nutzung des Netzwerkes für Geschäftsaktivitäten, Firmenpräsentationen, den Aufbau internationaler Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, Werbung, Kommunikation, E-Commerce, wissenschaftliche Bibliotheken, etc. in den Hintergrund trat. 

Unbestreitbar diente "das Netz" tatsächlich auch für die Verbreitung von gewaltverherrlichenden Philosophien und Aktivitäten in Spielform, für die im "elektronischen Untergrund" betriebene Restrukturierung, Neuorientierung und ideologische Rekonstitution überkommener und in der Öffentlichkeit nicht mehr vertretbarer Kriegs- und Militärideologien faschistoider Prägung, der Neuverkleisterung der durch den 2ten Weltkrieg zerschlagenen, historischen Logik kolonialistisch-deutschnationaler Prägung und parallel der Förderung frauenfeindlicher und Frauen missachtender, geschlechtsspezifischer Rollenverständnisse, welche breitesten Raum in den endlos wachsenden, pseudo-pornographischen Netzwerken niedrigster Qualitätsstufen fanden, welche mehr und mehr die dargestellten Menschen als Teil von Nutztierzucht-Datenbanken einer virtuellen Sexualitätskontrollbehörde erscheinen liessen. Letzteres war insbesondere unter dem Aspekt, dass gesunde und von Frauen dominierte Sexualität in vielen Weltregionen ein entscheidendes Element der Bevölkerungsgesundheitsversorgung und der Konfliktvermeidung darstellt, als agressiver Akt zu betrachten, denn durch die videographische Registrierung und Klassifizierung sexuell aktiver Personen und sexueller Praktiken und deren zur Schau Stellung im Rahmen herabwürdigender Internet-Datenbanken begleitet von psychoaktiver, infektiöser und sexualitätszerstörender Begleitwerbung wurde gezielt versucht, weibliche sexuelle Überlegenheit insbesondere in den Weltregionen zu brechen, in welchen die Überlegenheit von Frauen imperialistisch-kolonialistischen, von Männern vorangetriebenen  Kriegen (z.B. Vietnam-, Koreakrieg) ein Ende gesetzt hatte.

Der Wert des Internets als neuem Kommunikationsmedium neben den bisherigen, etablierten Presse-, Rundfunk- und Fernsehmedien wurde ebenso eher skeptisch betrachtet, da die neuen, digitalen Bildbearbeitungs- und Bild-Modifikations-Technologien den Realitätsgehalt der übermittelten Nachrichten höchst anzweifelbar bis fast vollkommen unglaubwürdig erscheinen liessen und das bisherige Grundvertrauen in den Informationswert der etablierten Agenturen untergruben bzw. zerstörten. Andererseits bot die Möglichkeit des Zuganges zu den Kommunikationsplattformen für Jedermann die Chance und auch die Hoffnung, zukünftig zentralistsch-imperialistische Medien-Kriegsberichterstattung mit machtpolitisch begründeten Falschinformationen zukünftig unmöglich zu machen.

Für das CID Institut bedeutete das Vorhaben des Engagements im Internet zuerst die Definition einer eignen, konstruktiven Position in dem digitalen Netzwerk, sowohl zur Selbstdarstellung als auch zur medialen Präsentation der eigenen Position in den gewählten Themenbereichen, die sinnvolle Nutzung des Mediums zum Aufbau didaktischer Publikationsreihen, die konstruktive Teilnahme am und die Beeinflussung des mit dem Internet verbundenen, gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses sowie die Stärkung der in der Anfangsphase eher minoritären Kräfte innerhalb des Netzwerkes, die sich offen für ein interkulturelles Zusammenwachsen zu friedlichen Zwecken aussprachen. Die Entscheidung für dieses offensive Nutzen des Internets wurde insbesondere deswegen getroffen, weil nur so eine Stärkung der jüngeren, interkulturellen Generation möglich war, welche sich unbedarft und ohne vorherige Risikoabschätzung in den sozialen Netzwerken einer mit bedenkenloser Offenheit betriebenen Selbstdarstellung aussetzte, die durchaus nicht immer risikolos war. 

Möglicherweise hat sich die beschriebene, negative Ausgangssituation seit der Öffnung des Internets für die zivile Nutzung auf Grund der Änderung der Charakterisitik des ehemals militärischen Werkzeuges eben durch die zivile Nutzung und die enorme Ausdehnung der Zahl der Nutzer im Laufe der vergangenen 2 Jahrzehnte konstruktiv zum Guten verändert. Trotzdem bleibt die Befürchtung bestehen, dass durch die gesunde Sexualität zerstörende Bild- und Filmdarstellungen in bestimmten Pornofilm-Datensammlungen sowie psychoaktives Begleit-Design im Internet insbesondere dem Teil der Jugendlichen, die nicht durch familiäre bzw. soziale, sexuelle Vorerziehung gebildet sind und die durch die negativen Sexualitätsdarstellungen im Internet sexuell initiiert werden, ein irreparabler emotionaler Schaden zugefügt wird, der ihre spätere Teilnahme am gesunden männlich-weiblichen Zusammensein so erschwert, dass für diesen Teil der Bevölkerungen gesundheitliche Folgeschäden zu erwarten sind.

Aus dieser Ausgangslage ergab sich für das CID Institut im Jahre 2008 zuerst die Notwendigkeit, das neue Medium und seine Technologien und Möglichkeiten nicht nur kennenzulernen und zu verstehen sondern auch kontinuierlich so zu begleiten und am Weiteraufbau des Internets so konstruktiv mitzuwirken, dass durch die Wirkung der Aktivität und der digitalen Produkte von CID Institut im Internet den beschriebenen Negativaspekten entgegengewirkt  würde und deren konstruktive Modifikation initiiert würde. Als Orientierungsparameter diente dazu in erster Linie die Echologik.

Auch wenn praktisch alle Details der Institutsentwicklung von 2008 bis 2012 für die Betrachtung der Rolle, welche Rosemarie Zanger in dieser Entwicklungsphase für den Institutsaufbau einnahm, von grosser Wichtigkeit wären, so ginge eine Einzelbetrachtung im Rahmen dieses Berichtskapitels dennoch zu weit. Zwar nahm sie nur in sehr wenigen Einzelfällen durch unmittelbare Betrachtung und Kommentierung der Institutsaktivität im Internet direkt am Aufbau des Internetauftrittes von CID bzw. dem Fortschritt der Arbeit an den naturwissenschaftlichen und landeskundlichen Forschungs- und Dokumentationsprojekten teil, doch existierte durch die Einheit von CID Institut, Büro, technischem Internetanschluss und die Wohnsituation in Haushaltsgemeinschaft eine kontinuierliche und permanente Interaktion zwischen ihr und dem Institutsleiter, was zu einer bedeutungsvollen, indirekten Einflussnahme von Rosemarie Zanger auf die mediale Entwicklung von CID führte. Die wichtigsten Details des Institutsaufbaues sowie die Entwicklung der begleitenden Logik sind am besten in den CID 2-Jahresberichten aus diesem Zeitraum wiedergegeben und festgehalten :





CID Report 2013



Der CID Institutsleiter Peter Zanger und seine Mutter Rosemarie Zanger, die Institutsmäzenin;
bei der Grundsteinlegung zum Aufbau des Botanischen Mosaik-Gartens
als Empfangsbereich für Gäste des CID Institutes
am 22. Juli 2007 
portraitiert von Dr. phil. Yolanda Sol Montoya Bonilla
aus:
ROSEMARIE ZANGER PORTRAITS









masthead

zwei-jahres institutsbericht der privaten, wissenschaftlichen forschungseinrichtung cid institut 
für den zeitraum januar 2015 bis januar 2017



sitz

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Unbekannter Fotograf (1949)

Abmarsch der Emmershäuser Grundschul-Abschlußklasse zum Schulausflug an die Mosel und in den Hunsrück. Vordergrund v.l.n.r.: Kurt Dietrich, Kurt Rühl, Rosemarie Klinge, Irene Vetter, Manfred Rühl, Willi Dietrich, Max Holzbrecher. Hintergrund v.l.n.r.: Annemarie Schenk, Frau Wies, Brigitte Butz, Irmtraud Wick, Rosel Fritz, Brigitte Reinhardt